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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen
Autoren: Pamela S. Beason
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hatten, war sein einziger – und etwas seltsamer – Kommentar gewesen: »Gut, dann wirst du ja keine Schwierigkeiten mit den Strömungen hier haben.«
    Sam stand an der Reling und betrachtete das Wasser. Anders als im pazifischen Nordwesten gab es hier keine Braunalgenfelder, an denen man die Strömung ablesen konnte. »Hast du in dieser Gegend schon mal Forschungen durchgeführt?«, fragte sie Dan.
    Â»Schon oft.« Der Reißverschluss seines Taucheranzugs stand bis zum Nabel offen, die Neoprenärmel hatte er über der Taille verknotet. Er lehnte neben ihr an der Reling des Kajütboots, biss auf einem Kugelschreiber herum und starrte voller Konzentration auf das Klemmbrett, das er in der Hand hielt. »Hier geht es ganz einfach. Ideal, um die Ausrüstung zu testen.«
    Ganz einfach. Halleluja!
Sam holte ihre Digitalkamera heraus und zoomte Dan heran. Zwar hatte er ein freundliches Lächeln und ein paar zarte Fältchen rund um seine mandelförmigen Augen, aber mit dem graubärtigen Gelehrten ihrer Fantasie hatte er nicht die geringste Ähnlichkeit. Er war sogar ein paar Jahre jünger als sie, und so mancher Sportstudent hätte ihn vermutlich um seine Muskeln beneidet. Sam konnte nur hoffen, dass sie in der Lage sein würde, mit ihm mitzuhalten.
    Sie drückte den Knopf für die Blende. Dan sah hoch. Er nahm den Kugelschreiber aus dem Mund und betrachtete stirnrunzelnd die Bissabdrücke im Plastik. »Blöde Angewohnheit. Du bringst das doch wohl nicht auf der Titelseite?«
    Â»Das ist ein Blog. Die Herausgeber entscheiden, wo die Fotos hinkommen. Ich bin nur die Tagelöhnerin.«
    Â»Unmöglich. Ich weigere mich, eine Tagelöhnerin zur Partnerin zu haben.« Er grinste. »Gehen wir runter?«
    Zum wohl zehnten Mal überprüfte Sam Atemregler und Tarierweste, drehte an den Ventilen ihrer Druckluftflasche und ihrer kleinen Notfallflasche, um sich zu vergewissern, dass sie ganz geöffnet waren, studierte das Display ihres Tauchcomputers und atmete nochmals durch ihr Reservemundstück. Sie wollte hundertprozentig sicher sein, dass es bei einem eventuellen Ausfall des eigentlichen Mundstücks auch wirklich funktionierte. Es war, als würde sie sich auf einen Spaziergang im All vorbereiten.
    Sie drückte das Kreuz durch und ließ den Blick über ihre Umgebung schweifen, in der Hoffnung, den Tauchgang noch ein paar Minuten länger hinauszögern zu können. In östlicher Richtung brach nicht weit vom Boot entfernt ein spitzer Felsen durch die glatte Oberfläche des Pazifiks. Im Norden und Westen lagen die Insel Santa Cruz und der Ort Puerto Ayora, wo sie die letzte Nacht verbracht hatten.
    Â»Mach dich fertig«, sagte Dan und kämpfte sich in die Ärmel seines Taucheranzugs.
    Key Corporation hatte Sam mit einem schicken schwarzen Taucheranzug mit neongrünen und -gelben Einsätzen ausgerüstet. Quer über ihre Brüste verlief ein fluoreszierendes gelbes Band mit der Aufschrift GET OUT THERE . Mit dem Anzug sah sie aus wie eine Tauchdiva – jedenfalls ihrer Meinung nach. Er war handgefertigt und schmiegte sich perfekt um ihren ein Meter sechsundfünfzig kleinen Körper. Für eine Frau, die ihr ganzes Leben lang immer die Ärmel hatte hochkrempeln müssen, war das ein selten gekannter Luxus.
    Die Lufttemperatur musste über zweiunddreißig Grad betragen, und sie war nicht gerade erpicht darauf, sich in das dicke Neopren hineinzuzwängen. »Brauchen wir die Taucheranzüge wirklich?«
    Â»Das wirst du schon sehen.« Dan griff hinter sich und zog an der Schnur, die an seinem Reißverschluss befestigt war, wodurch sich sein Taucheranzug noch enger um seinen Oberkörper legte. Etwa auf Höhe seiner Brustmitte befand sich ein viereckiger grauer Flicken, der sich an den Ecken bereits ein wenig gelöst hatte. Seltsam. Der Rest seiner Ausrüstung schien in ausgezeichnetem Zustand zu sein.
    Dan zog die Haube über den Kopf, streifte sich die Flossen über und griff nach seiner Druckluftflasche. Als er den Riemen seiner Tarierweste über die Schulter schlang, machte Sam ein weiteres Foto. »Meeresbiologe bei der Arbeit«, untertitelte sie es laut.
    Â»Spar dir den Film lieber für die Haie auf.«
    Â»Die Kamera hat keinen Film.« Sam verstaute sie in dem wasserdichten Gehäuse und befestigte die Scheinwerfer, die sie unter Wasser brauchen würde. Dann wurde
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