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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen
Autoren: Pamela S. Beason
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Vulkans war nahezu dunkel. Das Dorf am Ufer musste Villamil sein.
    Die Seelöwin schnaubte vernehmlich und kratzte mit der Vorderflosse über die Planken.
    Â»Sei vorsichtig! Sei ganz vorsichtig!«, murmelte Sam dem hingekauerten Tier zu. »Ich bin eine geflohene Schwerverbrecherin.«
    Sie klappte die Ladeluke zu und legte die Kissen drauf. Dann setzte sie sich kurz auf, um das Blut in ihren Beinen wieder zirkulieren zu lassen. Die Seelöwin reckte den Hals, streckte die Barthaare vor und beschnüffelte Sam naserümpfend.
    Â»Ich war im Gefängnis«, sagte sie quasi als Entschuldigung. »Und habe mich am Strand in Fischgedärmen gewälzt und anschließend noch in einem Laderaum, in dem gefangene Fische aufbewahrt werden. Da würdest du auch nicht nach Rosen duften.«
    Die Seelöwin watschelte auf Sam zu und schaute sie an, als wollte sie ihr den großen braunen Pelzkopf in den Schoß legen. Das Tier gelüstete es eindeutig nach dem bequemen Kissenplatz, auf dem Sam jetzt saß.
    Sie betrachtete das Städtchen in der Ferne. Ländlicher und viel kleiner als Puerto Ayora, obwohl im Hafen die Beleuchtung einiger Bars zu sehen war. Das Schlauchboot hatten die Besitzer mit ans Ufer genommen. Ihr blieb nichts übrig, als zu schwimmen.
    Â»Wünsch mir Glück«, sagte sie zu der Seelöwin. Dann ließ sie sich über Bord gleiten und schwamm auf den Schatten unter einem langen Steg zu.
    Im Hafen kam ihr das Wasser noch kälter vor, aber vielleicht nur, weil es inzwischen dunkel geworden war. Ihre Schwimmbemühungen wirkten reichlich unbeholfen. Wieso hatte sie bloß ihre Schuhe nicht ausgezogen und sich um den Hals gehängt? Sie konnte einfach keinen klaren Gedanken fassen. Aber welcher entflohene Sträfling konnte das von sich schon behaupten?
    Ganz in der Nähe hörte sie ein Platschen. Möglicherweise tummelten sich nachts Haie in Häfen auf der Suche nach Nahrung, die man über Bord geworfen hatte. Doch darüber mochte sie lieber nicht nachdenken. Andererseits sollte sie sich genau darüber Sorgen machen. Jedes Wasserrauschen konnte ein Raubtier sein, nur Zentimeter von ihr entfernt. Sie erwartete jede Sekunde, von scharfen Zähnen durchbohrt zu werden. Und sie war heilfroh, als sie mit Knien und Händen endlich den Sandboden unter sich spürte.
    Sie schleppte sich aus dem Wasser und setzte sich erst einmal unter den Steg. Von fern drang leise Musik an ihr Ohr. Zwei Menschen spazierten plaudernd über ihr dahin. Dann herrschte Stille. Puerto Villamil war eine ruhige Stadt. Das würde sich ändern, falls die Chinesen in das Feriendorf investierten, das sich die Einheimischen wünschten.
    Möglichst unauffällig bewegte sie sich durch dunkle Straßen. Der Flughafen musste am Stadtrand liegen, aber in welcher Richtung? Sie vermutete im Norden, weil dort die größte ebene Fläche zu finden war. Also ging sie nach Norden.
    Sie kam an einigen Schaufenstern vorbei. Lichter aus, abgeschlossen. Im ersten sah sie Anglerausrüstung, im zweiten T-Shirts und Baseballmützen. Der ausgestellte Rumpf der Schaufensterpuppe trug beides, dazu eine Sonnenbrille, deren Marke ihr bekannt vorkam. Alle Artikel hatten dasselbe Logo – PCB . Mit weißer Farbe war groß das Wort AUSVERKAUF ! auf die Scheibe gemalt. Sam hätte fast laut aufgelacht. Vielleicht waren die Sonnenbrillen nur ein Hinweis auf die letzte Rabattschlacht.
    Als sie an einem Haus vorüberkam, öffnete sich plötzlich die Eingangstür. Licht fiel auf Sam. Eine Katze spazierte heraus, und die Frau, die ihr die Tür geöffnet hatte, erschrak, als sie Sam sah, und sprang zurück.
»Dios mio!«
Sie zog den Pullover höher, wie um sich zu schützen.
    Â»Airporto?«, fragte Sam.
    Die Frau warf ihr einen merkwürdigen Blick zu, zeigte dann aber in die Richtung, in die Sam ohnehin unterwegs war. Dann schloss sie die Tür. Sam tätschelte die Katze einen Moment, dann machte sie sich wieder auf den Weg und folgte der Schotterstraße. Am Rand der Stadt zweigten zwei Straßen im rechten Winkel ab und führten Gott weiß wohin. Sam entdeckte allerdings auch einen Wegweiser: AEROPUERTO . Welch ein Segen!
    Inzwischen hätte sie gut und gern ein
restaurante
brauchen können, zumindest aber eine Flasche
agua
hätte ihr gutgetan. Dennoch marschierte sie weiter. Bei den Strapazen war ihr warm geworden, die Kleidung war nur noch
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