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Gefaehrliche Spur

Gefaehrliche Spur

Titel: Gefaehrliche Spur
Autoren: Mara Laue
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sechs aufgestellten Aluminiumschalen, das er entzündete. Beißender Qualm stieg auf und verbreitete einen unangenehmen Geruch. Anschließend reichte er Lawson den Opferdolch, der vor nicht allzu langer Zeit noch ein gewöhnliches Tranchiermesser gewesen war.
    Lawson nahm es unsicher entgegen. „Wenn der Mann aufwacht …“
    „ Das Tier wacht nicht auf.“ Morton öffnete Petersens Mantel und schob den zerschlissenen Pullover und das schmutzige T-Shirt hoch, sodass dessen Brust entblößt war. Er zog einen Filzstift aus der Tasche und malte ein Kreuz auf Petersens Brust. „Hier.“ Er deutete auf die Mitte des Kreuzes. „Genau hier stechen Sie rein, wenn ich es Ihnen sage, dann ist es ganz schnell vorbei.“
    Lawson kniete sich neben den Bewusstlosen. „Wird den keiner vermissen?“
    Morton schüttelte den Kopf. „Garantiert nicht. Falls er seinen Kumpanen was erzählt haben sollte, wird er ihnen gesagt haben, dass ihm eine wohltätige Organisation hilft, in ein zivilisiertes Leben zurückzukehren, das heute b e ginnt. Die Leute werden davon ausgehen, dass das mit dem Neuanfang g e klappt hat. Die Nummernschilder an meinem Wagen sind falsch, und“, er lächelte, „mein Name ist natürlich auch nicht echt. Also, Mr. Lawson, wenn Sie reich werden wollen, dann tun Sie, was zu tun ist.“
    Lawson hielt das Messer unschlüssig in der Hand. Er blickte auf Petersens Körper. Das Tuch, das dessen Gesicht verdeckte, hatte ihm für die Augen seines Mörders Persönlichkeit und Identität genommen. Psychologische Ta k tik, damit es den Kandidaten leichtfiel, ihr Opfer zu töten.
    „ Keine Sorge. Das Tier wacht garantiert nicht auf. Es sei denn, Sie wollen bis morgen früh warten.“
    Lawson packte das Messer fester. „Und das funktioniert tatsächlich?“, ve r gewisserte er sich.
    Morton nickte. „Das hat Ihnen Mr. Barrington doch bestätigt. Nicht wahr?“
    Lawson nickte. „Okay. Was muss ich tun?“
    „ Sie warten auf mein Zeichen, dann stechen Sie zu. Aber richtig. Wenn Sie das Tier nicht töten, funktioniert es nicht. Und bis ich Ihnen das Zeichen gebe, halten Sie den Mund. Kapiert?“
    Lawson nickte. Morton nahm das letzte Utensil aus der Tasche: ein uraltes Buch, das gemessen an seinem gewichtigen Inhalt klein und dünn war. Er schlug es auf und begann, einen lateinischen Text daraus zu intonieren. Zwar hatte er, bevor er dieses Buch in die Hände bekam, noch nie etwas mit Latein zu tun gehabt, aber das machte nichts. Hauptsache, es wirkte spektakulär. Auch wenn Lawson ihn in diesem Moment für verrückt hielt, wie er an de s sen Gesichtsausdruck erkannte. Der Zweck heiligte die Mittel, und Lawson würde sich noch wundern; wie alle seine Vorgänger.
    Morton sprach den Text zu Ende, während Lawson abwechselnd auf ihn und auf Petersen blickte und heftig atmete. „Jetzt!“, befahl er Lawson. „Tun Sie’s!“, fügte er nachdrücklich hinzu, denn Lawson zögerte. „Sonst war alles umsonst.“
    Lawson stach zu und traf zielsicher die Mitte des schwarzen Kreuzes auf Petersens Brust. Das Messer drang bis zum Heft ein. Lawson ließ es hastig los, als Petersens Körper unter der Gewalt des Einstiches zuckte und dann erschlaffte. Morton sprach ein letztes lateinisches Wort und klappte das Buch zu. Im selben Moment erlosch das stinkende Räucherwerk in den Schalen. Lawson hockte zitternd neben Petersens Leiche und starrte darauf, als b e fürchtete er, dass der Tote auferstehen und sich an ihm rächen würde. Er würgte, übergab sich aber nicht wie mancher seiner Vorgänger.
    „ I-ist es vorbei?“, fragte er schließlich flüsternd.
    „ Ja. Und es ist alles nach Plan verlaufen.“ Sogar in mehr als nur einer Hi n sicht. „Gehen Sie ein paar Schritte weg, dann ziehen Sie den Anzug, die Überzieher und die Handschuhe aus, lassen alles hier und fahren in die Stadt zurück. Ich entsorge die Utensilien.“ Er deutete auf die Leiche. „Sie brauchen nur noch Ihr Lotterielos gut aufzubewahren und können bei der nächsten Ziehung Ihren Gewinn einstreichen. Das ist alles. Wir werden uns nie wiede r sehen.“
    Er sah Lawson an, dass ihm das mehr als recht war. Der Mann ging ein paar Schritte in die Richtung, wo er seinen Wagen abgestellt hatte, zog hastig den Ganzkörperanzug mitsamt den Handschuhen und Schuhhüllen aus und ließ es liegen, wo es hinfiel.
    „ Vergessen Sie nicht, meinen Lohn in der Weise zu zahlen, wie wir es b e sprochen haben“, erinnerte Morton ihn, bevor Lawson flüchten konnte. „Falls
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