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Gefaehrliche Spur

Gefaehrliche Spur

Titel: Gefaehrliche Spur
Autoren: Mara Laue
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Weise aus dem Ve r kehr gezogen. So war es aber erheblich einfacher.
    Er fuhr den Wagen an den Straßenrand und zog eine Ledermaske aus der Innentasche seines Mantels. Es handelte sich um die Art von Masken, die in der Sadomaso-Szene verwendet wurden und die wahren Konturen des G e sichts ihrer Träger nicht preisgaben. Anschließend setzte er sich einen brei t krempigen Hut auf, zog ihn tief in die Stirn und schlug den Mantelkragen hoch. Die Maske musste nicht gleich jeder sehen können, der ihm entgege n kam oder ihn überholte.
    Er fuhr weiter, bog in die Harris Road ein und gleich darauf in die Brook Road, eine schmale, unbefestigte Sackgasse in den Wald hinein, an deren Ende ein Haus stand. Das Haus war jedoch weder das Ziel noch ein Hinde r nis; erst recht nicht um diese Tageszeit, zu der die Bewohner in Portland arbeiteten. Morton parkte den Wagen unter den Bäumen einer Ausweic h bucht. Dort stand bereits ein anderer Wagen, in dem ein Mann wartete. Er stieg sofort aus, kaum dass Morton den Motor abgestellt hatte. Er zögerte jedoch, auf Morton zuzugehen und wartete, bis dieser ausstieg und zu ihm kam.
    „ Mr. Lawson, schön , dass Sie gekommen sind.“
    Lawson starrte die Maske an. Obwohl er es zu verbergen versuchte, hatte er Angst. Morton sah es an dem Schweißfilm auf seinem Gesicht, an den gewe i teten Augen und dem nervösen Schlucken.
    Morton reichte ihm einen zusammengefalteten Ganzkörperanzug aus Pla s tik, Schuhüberzieher und Handschuhe. „Ziehen Sie das an, und dann folgen Sie mir. Und vergessen Sie nicht, die Kapuze aufzusetzen.“
    Er wartete keine Antwort ab, sondern ging zu seinem Wagen zurück. Pete r sen war immer noch bewusstlos und würde das auch bis ans Ende seines nur noch sehr kurzen Lebens bleiben. Morton bedeckte Petersens Kopf mit e i nem quadratischen Schaltuch, dessen Gewebe dicht genug war, seine G e sichtszüge nicht erkennen zu lassen, aber dünn genug, dass er nicht erstickte, und knotete es um seinen Hals, damit es nicht herunterfiel. Petersen würde zwar gleich sterben, aber für das Ritual musste er noch lebendig sein.
    Morton öffnete den Kofferraum, zog seinen Mantel aus und eine schwarze Robe an, die er in einem Secondh and l aden für Halloweenkostüme gekauft hatte. Anschließend hängte er sich eine Schultertasche um, in der er die für das Ritual erforderlichen Utensilien aufbewahrte, und zerrte den bewusstl o sen Petersen aus dem Wagen. Er hievte ihn sich über die Schulter und ging in den Wald hinein.
    „ Moment mal!“, protestierte Lawson, der sich inzwischen wie befohlen in den Ganzkörperanzug gezwängt hatte. „Als die Rede von einem Blutopfer war, dachte ich an ein Huhn oder ein Kaninchen, irgendein Tier, aber keinen Menschen! Ich bin doch kein Mörder!“
    Morton maß ihn mit einem kalten Blick. Dieser Part war immer der schwi e rigste der ganzen Angelegenheit. Fast immer, denn er hatte auch schon Klie n ten gehabt, denen es egal war, ob sie für den immensen Vorteil, den Morton ihnen verschaffte, einen Menschen oder ein Tier töten mussten. Er deutete auf Petersens Körper, der schlaff über seiner Schulter hing. „Das ist ein Tier, Mr. Lawson. Es sieht nur zufällig aus wie ein Mensch. Ein Ungeziefer, das unsere Straßen mit seiner Anwesenheit verschmutzt, Passanten mit Betteleien belästigt, säuft und stiehlt und niemandem nützt. Es wird jetzt Ihnen nützen und damit wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben tatsächlich zu etwas nütze sein. Was wollen Sie, Mr. Lawson? Weiterhin nicht wissen, woher Sie die nächste Hypothekenrate nehmen sollen, oder für den Rest Ihres L e bens nie wieder finanzielle Sorgen haben und so reich werden, wie Sie es sich in I hren kühnsten Träumen nicht haben vorstellen können? So reich wie zum Beispiel Ihr Freund Tyler Barrington, der mich Ihnen empfohlen hat.“
    Dieses Argument hatte bisher jeden überzeugt. Es verfehlte auch bei Lawson seine Wirkung nicht. Er zögerte noch einen Moment, dann gab er nach.
    „ Okay. Bringen wir es hinter uns.“
    Morton führte ihn tiefer in den Wald zu einer kleinen Lichtung, wo er P e tersen ablegte. Er begann, die für das Ritual erforderlichen Dinge bereitz u stellen und im Kreis um den Bewusstlosen zu verteilen, weit genug von de s sen Körper entfernt, dass Lawson und ihm selbst genug Platz zum Agieren blieb, ohne die Gegenstände umzustoßen oder die Linie des Kreises zu übe r schreiten, den Morton mit einer dicken Schnur markierte. Er streute Rä u cherpulver in die
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