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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht
Autoren: Rachel Caine
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nicht.« Er zuckte mit den Schultern. »Du hast auf meine Anrufe hin nicht zurückgerufen. Und du weißt genau, wie ungern ich anrufe. Telefone sind kalt und unpersönlich.«
    »Ich bin nicht drangegangen, weil der Streit dann wieder von losgegangen wäre. Das führt doch zu nichts, oder?«
    Er blickte von seinem Mikroskop auf, schob seine altmodische quadratische Brille nach oben auf seine langen, lockigen schwarzen Haare und blickte sie mit einem hinreißenden Lächeln an. Für einen Vampir, der doppelt so alt aussah wie sie, der aber Tausende Jahre älter war, sah Myrnin ziemlich ... toll aus. Er konnte von einer Minute auf die andere lieb sein und herzlich und dann wieder wie ein kaltblütiges Raubtier - vor allem das hielt sie davon ab, sich in ihn zu verlieben. Tatsache war nämlich, dass er einen schrecklichen, vielleicht sogar todbringenden Freund abgeben würde.
    Außerdem hatte sie keine Ahnung, was er tief drin für sie empfand. Meistens behandelte er sie wie ein ganz besonders schlaues Haustier.
    »Ich liebe es, mit dir zu streiten, Claire. Du überraschst mich immer wieder. Und manchmal gibst du sogar etwas Sinnvolles von dir.«
    Dasselbe hätte sie auch über ihn sagen können, aber es wäre nicht als Schmeichelei gemeint gewesen. Anstatt das irgendwie in Worte zu fassen, trug sie ihren Kaffee hinüber zu dem Labortisch mit der Granitplatte. Er benutzte ein modernes, digitales Mikroskop, das sie extra für ihn bestellt hatte. Damit schien er erst einmal glücklich zu sein, auch wenn er wahrscheinlich bald zu seinem alten Ungetüm aus Messing und Glas zurückkehren würde. Myrnin fühlte sich mit Technologie aus der viktorianischen Zeit einfach wohler. »Was machen Sie da?«
    »Mein Blut untersuchen«, sagte er. »Das mache ich jede Woche. Bestimmt freut es dich zu hören, dass immer noch keine Spur des Bishop-Virus nachzuweisen ist.«
    Bishop-Virus nannten sie die schreckliche Krankheit, die die Vampire befallen hatte, lange bevor sie Morganville erreichte. Es war ein künstlich hergestelltes Virus, das Bishop, Amelies Vater, freigesetzt hatte, weil nur er das Gegenmittel kannte.
    Schlecht für ihn, dass sein Blut das Heilmittel für alle anderen war, weil er das Heilmittel zuerst bei sich selbst eingesetzt hatte. Jetzt war der fiese alte Vampir unter höchster Sicherheitsstufe irgendwo in Morganville eingesperrt. Niemand wusste, wo, nur Amelie und die Leute, die ihn bewachten.
    Claire fand das gut so. Das Letzte, worüber sie nachdenken wollte, war, dass Bishop ausbrechen und sich an ihnen allen rächen könnte. Sie hatte schon viele fiese Vampire kennengelernt, aber Bishop war, wenn es nach ihr ging, der schlimmste von allen.
    »Ich bin froh, dass Sie okay sind«, sagte sie. Das Bishop-Virus hatte dazu geführt, dass die Vampire sich selbst vergaßen - sie verloren das Gedächtnis, die Selbstbeherrschung. Bei den meisten vollzog sich der Prozess schleichend, was noch schlimmer war als Alzheimer bei einem Menschen, weil ein Vampir zu einer unberechenbaren, gefährlichen Bestie wurde. Anders als die anderen hatte Myrnin sich nicht vollständig davon erholt oder, was wahrscheinlicher war, er war schon immer ein bisschen neben der Spur gewesen. »Darf ich mal sehen?«
    »Oh, gewiss«, sagte Myrnin. Er trat zurück und ließ sie durch das Okular des Mikroskops schauen. Dort betrachtete sie in lebhaften Farben das geschäftige Treiben in Myrnins Blutstropfen - eigentlich ja nicht sein eigenes Blut, sondern eher das von anderen. Vampirblut und Menschenblut war sehr unterschiedlich und es faszinierte Claire noch immer, wie das funktionierte. »Siehst du? Ich bin fit.«
    »Glückwunsch.« Sie schaltete das Mikroskop aus, um die wahrscheinlich ohnehin schon horrende Stromrechnung des Labors nicht noch weiter in die Höhe zu treiben. Dann nippte sie an ihrem Kaffee, während Myrnin seinen trank. »Was machen wir heute?«
    »Oh, ich habe mir gedacht, wir machen heute frei - gehen in den Park, bummeln ein bisschen, gehen ins Kino...«
    »Echt jetzt.«
    »Du kennst mich doch. Da du die ganze Woche nicht mit mir gesprochen hast, habe ich einen neuen Schaltkreis entworfen. Ich würde gern wissen, was du davon hältst.« Er flitzte hinüber zu einem anderen Tisch, über den ein weißes Tuch gebreitet war. Ein paar schreckliche Sekunden lang dachte Claire, es läge ein Mensch darunter... aber dann zog er es weg und da war nur haufenweise Metall, Glas und Plastik. Es sah gar nicht aus wie ein Schaltkreis. Die meisten
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