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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht
Autoren: Rachel Caine
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Dinge, die Myrnin baute, sahen nicht nach dem aus, was sie darstellen sollten. Sie funktionierten einfach nur.
    Claire trat an den Tisch und versuchte herauszufinden, wo der Anfang war - wahrscheinlich bei der offenen Leitung, die zu einer Art Vakuumröhrenkonstruktion führte, dann zu etwas, was aussah wie eine Leiterplatte, die einmal Bestandteil von etwas Vernünftigem gewesen war, danach in mehrere Drahtbündel, die alle dieselbe Farbe hatten und sich wie Spaghetti zu anderen Dingen schlängelten, die unter Schlauchrollen begraben waren.
    Sie gab auf. »Was ist das?«
    »Was glaubst du denn, was da ist?«
    »Soweit ich das beurteilen kann, könnte das alles Mögliche sein, vom Rasenmäher bis hin zu einer Bombe.«
    »Ich würde niemals einen Rasenmäher bauen«, sagte Myrnin. »Was hat mir der arme Rasen getan? Nein, es ist eine Schnittstelle. Für den Computer.«
    »Eine Schnittstelle«, wiederholte Claire langsam. »Zwischen was und was?«
    Er bedachte sie mit einem langen Blick, der ihr sagte: Stell keine Fragen, deren Antwort du schon kennst. Claires Magen zog sich zusammen.
    »Ich werde nicht zulassen, dass Sie das tun«, sagte sie. »Es werden keine Gehirne in Ihre Maschinen eingebaut. Auf keinen Fall. Sie können nicht jemanden umbringen, nur um Ihren blöden Computer zu betreiben, Myrnin. Das ist nicht richtig!«
    »Nun, wie du weißt, töte ich Menschen wegen ihres Blutes. Ich dachte mir, das wäre eher so, als würde man jemanden konservieren - spare in der Zeit, dann hast du in der Not und so weiter. Wenn ich sie sowieso umbringe.«
    Claire verdrehte die Augen. »Sie bringen keine Menschen wegen ihres Blutes um, nicht in Morganville. Ich weiß ganz genau, dass Sie, seit es Ihnen besser geht, nicht mehr ...« Naja, wusste sie das wirklich? War sie sich da sicher? »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie das nicht getan haben.«
    Er lächelte ein trauriges, süßes Lächeln, das ihr das Herz brach. »Oh Claire«, sagte er. »Du hältst mich für einen viel besseren Menschen, als ich wirklich bin. Das ist sehr nett und es schmeichelt mir.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Sie...«
    »Donuts!«, unterbrach Myrnin sie und schoss davon. Sekunden später kam er mit einer offenen Schachtel wieder. »Mit Schokoguss. Deine Lieblingsdonuts.«
    Sie starrte ihn hilflos an und griff schließlich zu. Sie waren frisch, er war also tatsächlich rausgegangen und hatte eingekauft. Sie konnte sich gut vorstellen, wie das im Donutladen abgelaufen war, vor allem wenn man bedachte, was er heute anhatte. »Myrnin, waren Sie jagen?«
    Er zog die Augenbrauen hoch und biss in einen gefüllten Donut. Himbeermarmelade triefte heraus und Claire schluckte schwer.
    Nachdem er sich die Lippen abgeleckt hatte, sagte er: »Sollen wir uns jetzt mal deinen letzten Durchbruch anschauen?«
    Sie folgte ihm in den hinteren Teil des Labors, wo ihr eigener, sehr viel normaler aussehender Schaltkreis, ebenfalls mit einem Tuch zugedeckt, auf einem Tisch stand. Er hatte ein paar, nun ja, Ergänzungen vorgenommen, auf seine übliche unkonventionelle Weise. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie Kupferleitungen und altmodische Federn und Hebel ihr Werk verbessern sollten, und eine Sekunde lang empfand sie richtiggehend Wut. Sie hatte hart daran gearbeitet und Myrnin hatte es zerstört wie ein mutwilliges kleines Kind.
    »Was haben Sie getan?«, fragte sie etwas zu scharf und Myrnin starrte sie an.
    »Ich habe die Bauweise verbessert«, sagte er und dieses Mal war seine Stimme kühl und klang ganz und gar nicht belustigt. »Wissenschaft ist Zusammenarbeit, kleines Mädchen. Du bist ganz und gar keine Wissenschaftlerin, wenn du keine Verbesserung deiner Theorie akzeptieren kannst.«
    »Aber...« Frustriert biss sie in ihren Donut. Wochenlang hatte sie an diesem Schaltkreis gearbeitet und er hatte versprochen, dass er ihn nicht anrühren würde, wenn sie nicht da war. Sie war so kurz davor gewesen, ihn zum Laufen zu bringen!
    »Worin genau bestehen denn Ihre Verbesserungen?«
    Als Antwort griff er nach dem Stromkabel - das Gott sei Dank noch modern war - und steckte es in die Steckdose seitlich am Tisch.
    Der Computerbildschirm - ein richtig guter LCD-Monitor - war ebenfalls der Jules-Verne-Behandlung unterzogen worden. Er verschwand fast in einem Nest aus Röhren, Federn und Zahnrädern... aber er leuchtete auf und Claire erkannte die Grafikoberfläche, die sie dafür entworfen hatte. Sie hatte sich dabei natürlich vom Steampunk inspirieren lassen,
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