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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht
Autoren: Rachel Caine
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ganzen Weg bis zur Cafeteria des University Centers zu gehen. Bis sie dort ankam, hätte sie vielleicht eine halbe Stunde Zeit, bevor sie den weiten Weg - zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde - erneut auf sich nehmen müsste.
    Die TPU sollte wirklich mal Massenverkehrsmittel in Betracht ziehen.
    Das Wissenschaftsgebäude stand im Vergleich zu den anderen Gebäuden nah am Rand des Campus, deshalb war es näher, durch eines der vier Tore zu gehen, die Straße zu überqueren und ins Common Grounds zu gehen, ein Café außerhalb des Campus. Natürlich gehörte es einem Vampir, und der war nicht einmal nett, aber in Morganville konnte man nicht allzu wählerisch sein, wenn einem sein Koffein lieb war. Oder sein Blut.
    Außerdem konnte man Oliver einigermaßen vertrauen. Einigermaßen.
    Kurz entschlossen packte Claire ihre schwer beladene Büchertasche und machte sich durch die sengende Sonne auf zur Vampirzentrale.
    Wenn sie durch die Straßen der Stadt ging, war es für sie inzwischen immer lustig zu sehen, wer über Morganville »im Bilde« war. Die, die es nicht waren, sahen meist gelangweilt und unglücklich aus, weil sie in einer Kleinstadt feststeckten, in der man nichts unternehmen konnte und in der abends die Gehsteige hochgeklappt wurden.
    Wer Bescheid wusste, sah ebenfalls unglücklich aus, aber auf so eine gehetzte, gequälte Art. Das konnte sie ihnen nicht übel nehmen, überhaupt nicht; sie hatte den Anpassungszyklus vollständig durchlaufen - von Schock über Ungläubigkeit bis hin zu Akzeptanz der elenden Lage. Jetzt fühlte sie sich... wohl. Überraschend, aber wahr. Das hier war ein gefährlicher Ort, aber sie kannte die Regeln.
    Auch wenn sie sich nicht immer an die Regeln hielt.
    Ihr Handy klingelte, als sie gerade die Straße überquerte - die Titelmelodie der Serie Twilight Zone. Ihr Boss. Sie schaute auf das Display, runzelte die Stirn und klappte das Handy zu, ohne ranzugehen. Sie war wieder mal sauer auf Myrnin und wollte sich nicht schon wieder anhören, warum sie sich irrte in Bezug auf die Maschine, die sie bauten.
    Er wollte ihr ein menschliches Gehirn einsetzen. Und das ging ja wohl gar nicht. Myrnin war verrückt, aber normalerweise war er gut verrückt, nicht gruselig verrückt. In letzter
    Zeit erreichte er jedoch das obere Ende der Gruselig-Skala. Sie dachte ernsthaft darüber nach, irgendeinen Vampirpsychologen zurate zu ziehen, der ihn mal untersuchte oder so. Wahrscheinlich hatten die jemanden, der schon lebte, als Dr. Freud sein Medizinstudium abschloss.
    Das Common Grounds war angenehm dämmrig und kühl, aber gnadenlos überlaufen. Ein freier Tisch war nicht zu bekommen, was deprimierend war; Claire taten die Füße weh und sie zerrte sich fast die Schulter unter dem ständigen Druck der Büchertasche. Sie fand eine Ecke, wo sie ihr gewichtiges Wissen (zumindest ihr Wissenspotenzial) mit einem Seufzer der Erleichterung abstellen konnte, und stellte sich in die Schlange an der Theke. Schon wieder arbeitete ein neuer Typ hinter der Bar, was Claire nicht besonders erstaunte; Oliver schien sein Personal ziemlich schnell zu verschleißen. Sie war sich nicht sicher, ob das an seiner strengen Art lag oder ob er sie auffraß. Beides war möglich, aber Letzteres war zumindest nicht sehr wahrscheinlich. Dafür war Oliver viel zu vorsichtig, auch wenn er das eigentlich gar nicht wollte.
    Es dauerte etwa fünf Minuten, bis sie endlich an die Reihe kam, dann bestellte Claire einen Mokka, fast problemlos, außer dass der neue Typ ihren Namen falsch auf die Tasse schrieb. Sie ging weiter an der Theke entlang und entdeckte Oliver, der an der Espressomaschine arbeitete und zu ihr herüberstarrte. Er sah aus wie immer - alternder Hippie, die grau melierten Haare zu einem schicken Pferdeschwanz zusammengebunden, einen goldenen Ohrring im rechten Ohr, mit einer Batikschürze voller Kaffeeflecken und mit Augen wie Eis. Wegen dieser ganzen Hippie-Elemente bemerkte man sein blasses Gesicht oder sein kaltes Starren auf den ersten Blick gar nicht, es sei denn, man kannte ihn.
    Eine Sekunde später lächelte er und seine Augen verwandelten sich, als wäre gerade eine andere Person in seinen Körper geschlüpft - der freundliche Typ aus dem Café, der er so gern vorgab zu sein. »Claire«, sagte er, während er gerade ihren Mokka fertig machte. »Was für eine schöne Überraschung. Sorry, dass es keine freien Plätze mehr gibt.«
    »Die Geschäfte laufen wohl gut.«
    »Immer doch.« Er wusste, wie sehr sie
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