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Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe
Autoren: Suzanne Collins
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geworfen hätte, wenn er gekonnt hätte. Ich richte den Bogen auf das flimmernde Viereck, die Schwachstelle, den ... wie hat er es damals genannt? Den wunden Punkt. Ich schieße den Pfeil ab, sehe, wie er sein Ziel trifft und mit dem goldenen Faden im Schlepptau verschwindet.
    Im selben Augenblick stehen mir plötzlich buchstäblich die Haare zu Berge und der Blitz schlägt in den Baum ein.
    Ein weißer Lichtstrahl rast den Draht entlang und einen Augenblick lang erstrahlt die Kuppel in grellblauem Licht. Ich werde rückwärts zu Boden geschleudert, mein Körper reglos, gelähmt, die Augen aufgerissen, während kleine flauschige Stückchen auf mich herabregnen. Ich kann nicht zu Peeta. Ich kann nicht mal meine Perle hervorholen. Meine Augen weiten sich, um ein letztes Bild der Schönheit einzufangen, das ich mitnehmen werde.
    Kurz bevor die Explosionen einsetzen, entdecke ich einen Stern.
     

27
    Alles scheint auf einmal zu explodieren. Die Erde zerplatzt in Schauern aus Schmutz und Pflanzenteilen. Bäume werden zu Fackeln. Sogar der Himmel füllt sich mit leuchtend bunten Lichtblüten. Ich begreife nicht, weshalb der Himmel beschossen wird, bis mir der Gedanke kommt, dass die Spielmacher ein Feuerwerk abschießen, zur Untermalung der Zerstörung, die sich am Boden abspielt. Nur für den Fall, dass es nicht unterhaltsam genug ist, die Vernichtung der Arena und der verbliebenen Tribute anzuschauen. Vielleicht soll auch unser blutiges Ende hell erleuchtet werden.
    Werden sie einen von uns überleben lassen? Wird es einen Sieger der fünfundsiebzigsten Hungerspiele geben? Diesmal womöglich nicht. Denn gedacht ist dieses Jubel-Jubiläum ... Wie las es Präsident Snow noch von seiner Karte ab?
»... als Erinnerung für die Rebellen daran, dass nicht einmal die Stärksten unter ihnen die Macht des Kapitols überwinden können.«
    Nicht mal der Stärkste der Starken wird triumphieren. Vielleicht war es nie geplant, dass diese Spiele überhaupt einen Sieger haben. Oder vielleicht hat mein letzter Akt der Auflehnung sie in Zugzwang gebracht?
    Tut mir leid, Peeta,
denke ich.
Tut mir leid, dass ich dich nicht retten konnte.
Ihn retten? Als ich das Kraftfeld zerstörte, habe ich ihn wahrscheinlich noch um seine letzte Chance gebracht.
    Hätten wir uns alle an die Spielregeln gehalten, hätten sie ihn vielleicht am Leben gelassen.
    Ohne Vorwarnung erscheint das Hovercraft über mir. Wäre es still gewesen und ein Spotttölpel in der Nähe, dann hätte ich vielleicht gehört, wie der Dschungel verstummt wäre, und dann den Vogelschrei, der das Erscheinen der Luftfähre ankündigt, die vom Kapitol geschickt wurde. Aber in all dem Krach muss ein so zartes Geräusch untergehen.
    Der Greifer wird aus der Luke an der Unterseite gefahren, bis er direkt über mir hängt. Die stählernen Zähne schieben sich unter mich. Ich möchte schreien, weglaufen, mir einen Weg bahnen, doch ich bin wie erstarrt und kann nichts tun, als inständig zu hoffen, dass ich sterbe, bevor ich die schemenhaften Gestalten erreicht habe, die mich dort oben erwarten. Sie haben mein Leben nicht verschont, um mich zum Sieger zu küren, sondern damit ich so langsam und öffentlich sterbe wie möglich.
    Meine schlimmsten Befürchtungen werden bestätigt, als Plutarch Heavensbee persönlich mich willkommen heißt, der Oberste Spielmacher. Was habe ich nur angerichtet mit diesen schönen Spielen mit der ausgeklügelten Uhr und der Siegerschar. Er wird für sein Versagen bezahlen müssen, wahrscheinlich wird er mit dem Leben bezahlen, aber vorher wird er mich bestrafen. Er streckt die Hand aus - um mich zu schlagen, denke ich, aber dann tut er etwas, das noch schlimmer ist. Mit Daumen und Zeigefinger schließt er meine Lider und verurteilt mich zur Finsternis. Jetzt bin ich schutzlos, sie können alles mit mir anstellen und ich werde es nicht einmal kommen sehen.
    Mein Herz pocht so heftig, dass das Blut unter meinem vollgesogenen Moosverband heraussickert. Mein Denken wird vernebelt. Wahrscheinlich werde ich verblutet sein, ehe sie mich wiederbelebt haben. Ich danke Johanna still für die perfekte Wunde, die sie mir beigebracht hat, dann werde ich ohnmächtig.
    Als ich langsam wieder zu Bewusstsein komme, liege ich auf einem gepolsterten Tisch. Ich spüre das Zwicken von Schläuchen in meinem linken Arm. Sie versuchen, mich am Leben zu erhalten, denn wenn ich heimlich, still und leise in den Tod hinübergleiten würde, hätte ich ja gewonnen. Ich kann mich immer noch
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