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Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe
Autoren: Suzanne Collins
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meine Lage zu machen.
    Ich muss daran denken, wie Johanna Wiress auf den Sand stieß.
»Einfach unten bleiben, kapiert?«
Aber damals hat sie Wiress ja nicht angegriffen. Zumindest nicht so. Und ich bin ja auch nicht Wiress. Ich bin nicht Plus.
»Einfach unten bleiben, kapiert?«,
echot es in meinem Kopf.
    Schritte kommen näher. Zwei Paar. Schwer, versuchen nicht, sich zu verstecken.
    Brutus' Stimme. »Da, die ist so gut wie tot! Weiter, Enobaria!« Schritte, die sich in der Nacht verlieren.
    Und ich? Ich dämmere zwischen Bewusstsein und Ohnmacht und suche nach einer Antwort. Bin ich so gut wie tot? Meine Lage erlaubt mir nicht, zu widersprechen. Überhaupt kann ich nur mit Mühe einen klaren Gedanken fassen. So viel steht fest. Johanna hat mich attackiert. Mir diese Drahtrolle an den Kopf geschleudert. In meinen Arm geschnitten und meinen Adern wahrscheinlich irreparable Schäden zugefügt, doch bevor sie mich erledigen konnte, sind Brutus und Enobaria aufgetaucht.
    Das Bündnis ist Vergangenheit. Finnick und Johanna müssen sich abgesprochen haben, dass sie heute Nacht über uns herfallen. Ich hab's doch gesagt, dass wir uns heute Morgen hätten absetzen müssen. Ich weiß nicht, auf welcher Seite Beetee steht. Aber ich bin eine leichte Beute, genau wie Peeta.
    Peeta!
Panisch reiße ich die Augen auf. Peeta wartet oben am Baum, völlig arglos. Vielleicht hat Finnick ihn bereits getötet. »Nein«, flüstere ich. Den Draht haben die Karrieros ganz in der Nähe durchtrennt. Finnick und Peeta und Beetee - sie können nicht wissen, was hier unten vor sich geht. Sie können sich nur fragen, was passiert ist, warum der Draht schlaff geworden ist, falls er sich nicht aufgrund der Zugspannung sogar um den Baum gewickelt hat. Das allein kann doch kein Zeichen sein, loszuschlagen, oder? Bestimmt hat Johanna allein beschlossen, dass es Zeit ist, mit uns zu brechen. Mich zu töten. Vor den Karrieros abzuhauen. Und dann Finnick so schnell wie möglich dazuzuholen.
    Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich zurück zu Peeta muss, um ihn zu retten. Mit letzter Willenskraft setze ich mich auf, ein Baumstamm ganz in der Nähe hilft mir, mich hochzurappeln. Ich bin heilfroh, dass ich etwas zum Anlehnen habe, denn der Dschungel schwankt hin und her. Ohne Vorwarnung beuge ich mich vor und erbreche das üppige Festmahl, so lange, bis keine einzige Auster in meinem Körper zurückgeblieben sein kann. Zitternd und schweißbedeckt prüfe ich meinen körperlichen Zustand.
    Als ich meinen verletzten Arm hebe, spritzt mir das Blut ins Gesicht und die Welt kippt wieder bedenklich. Ich schließe die Augen und klammere mich an den Baum, bis meine Umgebung etwas stabiler geworden ist. Ich mache ein paar Schritte auf den Nachbarbaum zu, zupfe etwas Moos ab und wickele es fest um meinen Arm, ohne die Wunde näher zu untersuchen. Besser so. Es ist ganz sicher besser, wenn ich sie nicht anschaue. Dann erlaube ich meiner Hand, vorsichtig die Wunde am Kopf zu betasten. Eine große Beule, aber nur wenig Blut. Offenbar liegt der Schaden innen, aber Gefahr zu verbluten besteht wohl nicht. Zumindest nicht durch den Kopf.
    Ich wische die Hände an Moos ab und greife mit dem verletzten linken Arm unsicher nach dem Bogen. Lege einen Pfeil in die Sehne ein. Befehle meinen Füßen, den Hang hinaufzustapfen.
    Peeta. Mein letzter Wunsch. Mein Versprechen. Sein Leben zu retten. Ein bisschen leichter ums Herz wird mir, als mir einfällt, dass keine Kanone abgefeuert wurde und er also noch leben muss. Vielleicht hat Johanna auf eigene Faust gehandelt, weil sie wusste, dass Finnick sich ihr anschließen würde, wenn ihre Absichten erst mal klar wären. Obwohl man einfach nicht durchblickt, was zwischen den beiden läuft. Ich muss daran denken, wie er zu ihr hinsah und ihre Zustimmung abwartete, bevor er sich mit Beetees Falle einverstanden erklärte. Das Bündnis zwischen ihnen geht viel tiefer, es beruht auf jahrelanger Freundschaft und wer weiß was noch. Wenn Johanna mich angegriffen hat, darf ich Finnick nicht länger über den Weg trauen.
    Ich bin kaum zu dieser Schlussfolgerung gelangt, da höre ich, wie jemand den Hang heruntergerannt kommt. Peeta oder Beetee können es nicht sein, so schnell sind sie nicht. Gerade noch rechtzeitig ducke ich mich hinter einem Vorhang aus Ranken. Finnick fliegt an mir vorbei, seine Haut ist fleckig von der Salbe, er springt durchs Unterholz wie ein Hirsch. Im Nu erreicht er den Ort der Attacke, jetzt
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