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Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe
Autoren: Suzanne Collins
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tatsächlich versucht, das Messer in das Kraftfeld zu stoßen, wie Peeta, nur mit voller Absicht? Und was soll das mit dem Draht? War das sein Plan B? Wollte er für den Fall, dass es nicht gelingen sollte, das Wasser unter Strom zu setzen, die Blitzenergie ins Kraftfeld leiten? Was würde dann wohl geschehen? Nichts? Oder die Katastrophe? Würden wir alle gegrillt? Ich nehme an, dass auch das Kraftfeld hauptsächlich aus Energie besteht. Das im Trainingscenter war unsichtbar gewesen. Dieses hier scheint irgendwie den Dschungel widerzuspiegeln. Doch als es von Peetas Messer und meinen Pfeilen getroffen wurde, habe ich gesehen, wie es ins Wanken geriet. Die wahre Welt liegt gleich dahinter.
    In meinen Ohren klingelt es nicht mehr. Also waren es die Insekten. Das weiß ich jetzt, weil sie rasch leiser werden und ich nur noch die üblichen Dschungelgeräusche höre. Beetee ist keine Hilfe. Ich bekomme ihn einfach nicht wach. Ich kann ihn nicht retten. Ich weiß nicht, was er mit dem Messer und dem Draht vorhatte, und er ist nicht in der Lage, es mir zu erklären. Die Moosbandage um meinen Arm hat sich mit Blut vollgesogen, ich brauche mir nichts vorzumachen. Ich bin so benommen, dass ich in den nächsten Minuten das Bewusstsein verlieren werde. Ich muss machen, dass ich von diesem Baum wegkomme, und - »Katniss!« Ich höre seine Stimme, obwohl er weit weg ist. Was tut er denn da? Auch Peeta muss doch inzwischen begriffen haben, dass jetzt alle hinter uns her sind. »Katniss!«
    Ich kann ihn nicht beschützen. Ich kann mich weder schnell noch weit bewegen, und meine Schießkünste sind bestenfalls fragwürdig. Ich tue das Einzige, womit ich die Aufmerksamkeit der Angreifer von ihm abziehen und auf mich lenken kann. »Peeta!«, schreie ich. »Peeta! Ich bin hier! Peeta!« Ja, ich werde sie anlocken, alle her zu mir, weg von Peeta, zu mir und dem Gewitterbaum, der bald selbst zur Waffe werden wird. »Ich bin hier! Ich bin hier!« Er wird es nicht schaffen. Nicht mit seinem Bein bei Dunkelheit. Er wird es nie und nimmer rechtzeitig schaffen. »Peeta!«
    Es funktioniert. Ich höre sie kommen. Sie sind zu zweit. Sie brechen durch den Dschungel. Meine Knie geben nach und ich sacke neben Beetee zusammen, mein Gewicht ruht auf den Fersen. Ich hebe Pfeil und Bogen. Wenn ich sie erledige, wird Peeta die Übrigen überleben?
    Enobaria und Finnick erreichen den Gewitterbaum. Sie können mich nicht sehen, weil ich oberhalb von ihnen sitze, am Hang, und durch die Salbe auf meiner Haut getarnt bin. Ich ziele auf Enobarias Hals. Wenn ich Glück habe, wird Finnick sich, sobald ich sie getötet habe, genau in dem Augenblick hinter dem Gewitterbaum verschanzen, wenn der Blitz einschlägt. Und das wird jeden Moment geschehen. Nur noch vereinzeltes Klicken der Insekten. Ich kann sie jetzt töten. Ich kann sie beide töten.
    Noch ein Kanonendonner.
    »Katniss!« Peeta schreit meinen Namen. Aber diesmal antworte ich nicht. Neben mir atmet Beetee immer noch schwach. Er und ich werden gleich sterben. Finnick und Enobaria werden sterben. Peeta ist am Leben. Zwei Kanonen sind abgefeuert worden. Brutus, Johanna, Chaff. Zwei von ihnen sind bereits tot. Peeta braucht dann nur noch einen Tribut zu töten. Mehr kann ich nicht für ihn tun. Ein Feind.
    Feind. Feind.
Das Wort zerrt an einer frischen Erinnerung. Zieht sie in mein Bewusstsein. Der Ausdruck auf Haymitchs Gesicht.
»Katniss, wenn du in der Arena bist ...«
Der finstere Blick, die Zweifel.
»Was dann?«
Ich höre, wie meine Stimme schärfer wird, gereizt wegen des unausgesprochenen Vorwurfs.
»Dann vergiss nicht, wer der Feind ist«,
sagt Haymitch.
»Das ist alles.«
    Haymitchs letzter Rat für mich. Wieso sollte er mich daran erinnern müssen? Ich habe immer gewusst, wer der Feind ist. Der, der uns hungern lässt und quält und in der Arena tötet. Der bald alle töten wird, die ich liebe.
    Ich lasse den Bogen sinken, als mir der Sinn seiner Worte klar wird. Ja, ich weiß, wer der Feind ist. Und es ist nicht Enobaria.
    Endlich sehe ich klar und deudich, was es mit Beetees Messer auf sich hat. Mit zitternden Händen schiebe ich den Draht vom Griff des Messers, wickele ihn genau unterhalb der Federn um den Pfeil und sichere ihn mit einem Knoten, den ich beim Training gelernt habe.
    Ich stehe auf, wende mich dem Kraftfeld zu. Ich zeige mich in voller Größe, aber das ist mir jetzt egal. Ich konzentriere mich einzig und allein darauf, wohin ich die Spitze richten muss, wohin Beetee das Messer
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