Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Kaninchen

Gefaehrliche Kaninchen

Titel: Gefaehrliche Kaninchen
Autoren: Kirsten John
Vom Netzwerk:
Lachen.
    Oder ihr Vater, ein total netter Typ mit langen Haaren und Ohrring, will unbedingt mit ihr angeln gehen. Doch weil Leonie absolut nicht zu überreden ist, während ihre kleine Schwester heult und »ich auch, ich auch« ruft, baut die ganze Familie schließlich ein Planschbecken im winzigen, handtuchgroßen Garten auf. Leonies Mutter schnitzt aus Karotten ein paar Fische und alle müssen danach tauchen und sie mit dem Mund herausholen.
    »Großartig«, findet Max.
    Und Leonie sieht ihn an, einen Karottenfisch im Mund, ihr nasser Pony hängt ihr ins Gesicht und lässt Wasser daran heruntertropfen wie Tränen.
    Leonie unsichtbar zu machen, ist wahnsinnig schwierig.
    Schließlich versuchen sie es mit der halben Wahrheit. »Leonie ist bei mir zu Hause geblieben«, sagt Max einfach. »Sie will noch ein Buch von mir zu Ende lesen.«
    Leonies Mutter runzelt die Stirn. »Hätte sie das nicht mitbringen und ausborgen können?«
    Auf diese Frage ist Max vorbereitet. »Das Buch ist sehr wertvoll. Ein Unikum, sozusagen.«
    Leonies Mutter muss grinsen. »Du bist mir auch so ein Unikum, Max.« Und schon strubbelt sie ihm durchs Haar, knufft ihn in den Bauch und fragt ihn, ob er einen Joghurt essen möchte.
    Es ist ja nicht so, dass Leonie und Max von ihren jeweiligen Eltern oder Geschwistern vergessen werden: Sie sind da, weil der jeweils andere da ist.
    »Wo ist denn Leonie?«, fragt beispielsweise Georg, und dann sagt Max: »Die ist bei mir zu Hause.« Und da Georg jetzt weiß, wo sie ist, auch wenn er sie nicht kitzeln, knuffen oder Ähnliches kann, ist er zufrieden und kitzelt und knufft stattdessen Max.
    Oder Max’ Vater sieht irritiert auf Leonie, die in seinem Sessel sitzt, und fragt sie: »Wartest du hier auf meinen Sohn?«
    Leonie macht ein unbestimmtes »Mmmh« und blättert um.
    Und da es jemanden gibt, der auf Max wartet, kann der so weit weg ja nicht sein.

4. Kapitel

    An diesem Tag sind Max und Leonie nicht in der Burg unter dem Baum. Sie müssen da nicht mehr lesen oder Gameboy spielen, weil sie das ja bei ihren Tauschfamilien tun können, und nur so unter dem Baum hocken und hinausspähen ist langweilig.
    Also bauen sie einen Staudamm am Fluss. Die gefährlichen Kaninchen mümmeln am Ufer. Manchmal schaut eines von ihnen auf, wenn Max einen besonders großen Stein ins Wasser planschen lässt oder Leonie einen Ast herbeizieht. Die Sonne scheint. Ab und zu müssen die beiden rauskommen, um ihre Füße zu wärmen.
    »Dahinten, da wird die Erde immer wieder weggespült.« Max zeigt auf den Damm.
    »Wir brauchen mehr Steine«, sagt Leonie. Sie spreizt ihre Zehen, damit die Sonne auch dahin kommt.
    »Und Bretter.«
    »Und Nägel.«
    »Und Zement.«
    Leonie kichert. »Das wird schwer werden.«
    »Und einen Bagger«, fährt Max fort, der es schön findet, wenn sie lacht. »Und …« Die beiden denken sich noch tausend Dinge aus, die sie für ihren Staudamm brauchen. Inzwischen hat der Fluss schon die Ufer überspült und ein riesiger See ist entstanden, der bis zu Max’ und Leonies Haus reicht. »Dann können wir jeden Tag schwimmen.«
    »Ja.« Leonie nickt eifrig. »Wir brauchen nur aus dem Fenster zu springen.«
    »Und wenn wir uns besuchen …«
    »Dann nehmen wir ein Boot.«
    »Ein Motorboot.«
    »Und ein Segelboot für mich.«
    Die beiden verharren einen Augenblick still in der Aussicht auf eine so prächtige Zukunft.
    »Aber zunächst brauchen wir noch ein paar Steine«, sagt Max, erhebt sich und klopft seine Hose hintenrum ab.
    »Und Äste.« Auch Leonie steht auf. Sie sieht sich schon nach ein paar passenden um.
    »Du, Leonie?«, fragt Max.
    »Ja?«
    »Findest du …, findest du es wirklich schön bei meinen Eltern?«
    »Bei deiner Mutter.« Leonie nickt. »Deinen Vater sehe ich ja nicht so oft. Wir lesen, und manchmal lese ich ihr ein Wort vor und sie erklärt es mir. Manchmal macht sie Tee. Und wir essen aus der Mikrowelle, obwohl die gefährlich ist, sagt mein Vater, und er uns deswegen keine kauft. Nur …« Sie stockt.
    »Was nur?«
    Jetzt flüstert sie. »Ich mag eigentlich keinen Tee, ich wollte nur höflich sein. Aber jetzt kann ich nicht mehr zurück.«
    Max grinst. »Ja, der Tee ist scheußlich.« Er bückt sich und greift nach einem Stein. Das ist immer ein wenig unheimlich, weil Werweißwas darunter lebt und wegwimmelt, sobald es ans Licht kommt.
    »Du, Max?«, fragt Leonie.
    »Mmmh?« Max prüft die Unterseite des Steins.
    »Die Schokokekse sind echt lecker, die meine Mutter macht, nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher