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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle
Autoren: Hanna Dietz
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Sumo-Ringerin. Nur dass sie nicht so wirkte, als hätte sie die Absicht, das international gültige Regelwerk für sportliche Zweikämpfe zu beachten.
    Heilige Scheiße, dachte ich. Entschuldigen oder kämpfen, entschuldigen oder … ich entschied mich blitzschnell für: rennen. Ich drehte mich auf dem Absatz um und sprintete los. Ich hörte einen Schrei hinter mir und wusste, dass meine Gegnerinnen mich nicht so einfach davonkommen lassen würden. Mein Antritt ist schnell. In der achten Klasse hielt ich kurz den Schulrekord über hundert Meter. Auch vierhundert Meter halte ich durch, ohne nennenswerten Geschwindigkeitseinbruch. Aber dann wird’s eng. Bin einfach nicht so eine Ausdauerläuferin. Und schon gar nicht im Hindernislauf mit beweglichen Barrikaden wie in einer verstopften Fußgängerzone.
    Ich wich einem japanischen Pärchen aus, das stumpf auf das Display eines Smartphones starrte, umrundete eine Clique gackernder Mädchen und sprengte eine Rentnergruppe, die Das-gibt-es-doch-gar-nicht-Rufe ignorierend. Auf den ersten achtzig Metern vergrößerte ich den Vorsprung zwischen mir und den beiden rachsüchtigen Schwestern. Nur leider hatte ich keinen Plan, wie ich ihnen entwischen konnte. Ich war ja so ein Idiot! Hab ich dir nicht gesagt, du sollst dich raushalten, Sander?, schimpfte ich mit mir selbst.
    Und dann sah ich eine Mauer aus Leuten vor mir. Irgendein Artist hatte eine Menge um sich versammelt, die seine Einradkunststückchen verfolgten. Verdammt. Ich rannte daran vorbei, doch mir kamen Leute von vorne entgegen, es war kaum ein Durchkommen. Ich musste im Gewühl verschwinden. Ich bog scharf nach links ab, drückte mich zwischen einer Gruppe Jungs durch und tauchte plötzlich ab, indem ich so tat, als ob mein Schnürsenkel aufgegangen war. In der Hocke versuchte ich schnaufend, durch die Menge an Beinen meine Verfolgerinnen zu erkennen. Und tatsächlich! Da waren die kräftigen Schenkel der Bomberjacke, gefolgt von den dünnen Stelzen der diebischen Elster. Sie drängelten sich rücksichtslos durch die Zuschauer. Bitte kommt nicht in meine Richtung, flehte ich stumm. Lauft weiter! Haut ab! Aber die beiden blieben stehen. Verdammt. Konnte ich nicht mal einen Nachmittag shoppen gehen wie ein ganz normales Mädchen? Ich hatte keine Lust auf Ärger! Nicht schon wieder! Aber während ich durch die Menge spähte und darauf hoffte, dass die beiden abdrehen würden, ahnte ich bereits, dass es mal wieder zu spät war. Dass ich es mal wieder geschafft hatte, in einen riesengroßen Schlamassel zu geraten. Und damit sollte ich recht behalten. Leider.
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