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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle
Autoren: Hanna Dietz
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und sackte schlaff zusammen.
    »Los!«, schrie ich Silvy zu. »Abhauen!« Sie riss sich den Knebel aus dem Mund und stand sofort auf. David Wöbke zuckte. Bewegte sich. Mit zitternden Fingern durchsuchte ich seine Jacketttasche nach dem Wohnungsschlüssel und dem Handy. Mist, wo waren sie? Er stöhnte auf. Kam langsam wieder zu sich. Beeil dich, Sander! Silvy war schon an der Tür. Wöbke hatte sie nicht abgeschlossen. Ich hörte Silvys hastige Schritte im Treppenhaus. Endlich bekam ich den Schlüssel zu fassen, schnappte ihn und rannte zum Ausgang. Doch da fiel mir noch was ein, ich drehte mich um, grapschte nach der Spritze auf dem Schränkchen. Wöbke stand jetzt wieder aufrecht, er kam auf mich zu, noch ein wenig benommen, aber sehr, sehr wütend. Mit bebenden Knien hechtete ich zur Tür, knallte sie hinter mir zu und versuchte, den Schlüssel ins Schloss zu stecken, meine Hand zitterte und ich schaffte es gerade in dem Moment abzuschließen, als er die Klinke runterdrückte. »Mach auf, du Schlampe!«, brüllte er und hämmerte wie ein Berserker gegen die Tür. Ich drehte mich um und raste hinunter. Silvy war schon lange weg.

40
    I ch sah Silvy noch die Straße runterrennen und um die Ecke biegen. Eine alte Dame mit einem Hackenporsche voller Einkäufe schlurfte mir entgegen, aber als ich sie auf ein Handy ansprach, sah sie mich nur verwirrt an und klammerte ihre Handtasche an sich. Ich lief weiter, an Wöbkes Mercedes vorbei, und bog um die Ecke. In der nächsten Straße war doch irgendwo ein Bäcker gewesen. Tatsächlich, in einer Seitengasse fand ich einen kleinen Laden, in dem einige glänzende Rosinenschnecken und ein paar Croissants die Auslage zierten. Tüte Brötchen 2,99 € schrie ein knallgelber Aufkleber. In dem Regal einige Laibe Brot neben der Tchibo-Kaffeemühle. Ein Radio dudelte vor sich hin.
    »Hallo?«, rief ich in den leeren Raum.
    »Komme sofort«, schallte es zurück. Kurz darauf trat eine rundliche Frau im rühreifarbenen Kittel aus einer kleinen Kabine. Sie trug ein Tablett voller Laugenbrezeln, die sie in die Auslage schob.
    »Kann ich mal Ihr Telefon benutzen? Ich muss die Polizei anrufen. Es ist ein Notfall!«
    »Ach Gottchen, jemand verletzt?«, fragte sie.
    »Nein, zum Glück nicht.«
    Sie winkte mich hinter den Tresen und zeigte auf das Telefon neben der Kasse.
    »Darf ich mir auch eine Tüte nehmen für die hier?« Ich hielt die Spritze hoch.
    Sie reichte mir eine Papiertüte und ich warf die Spritze hinein. Dann wählte ich die 110. Der Polizist, der meinen Anruf entgegennahm, hörte sich ruhig meine Ausführungen an, notierte Namen und Adresse und sagte, er würde jemanden schicken.
    »Darf ich noch einen Anruf machen, bitte?«, fragte ich die Bäckersfrau, als ich aufgelegt hatte. »Ich bezahle es Ihnen auch.«
    »Ach was«, sagte sie. »Mach mal.«
    »Danke.« Ich rief Enzo an. Er war sofort nach unserem Telefonat ins Krankenhaus gefahren. Becky, die ihn von den Fotos erkannt hatte, hatte ihm alles erzählt und ihm den bearbeiteten Clip von dem Gespräch zwischen Jolanda und David vorgespielt. »Wenn du irgendjemandem etwas verrätst, dann wird es dir nicht anders ergehen als Sarah. Und die ist jetzt leider tot«, hatte Wöbke Jolanda zugeflüstert.
    »Der Typ ist total verrückt«, hatte Becky gesagt. »Und jetzt hat er Natascha entführt. Tu doch was!«
    Enzo war sofort losgefahren – zum offiziellen Wohnort von David Wöbke. Aber da gab es nur einen Briefkasten mit seinem Namen, keine Wohnung, in der ein David Wöbke wohnte. Klar, dass er seine Bruchbude verheimlichte. Enzo hatte sich natürlich riesige Sorgen gemacht und war dementsprechend erleichtert, dass es mir gut ging. Er versprach, sofort zu mir zu kommen. Als ich auflegte, reichte mir die nette Verkäuferin eine dampfende Tasse Kaffee. »Ich dachte, das kannst du vielleicht gebrauchen.«
    »Danke«, sagte ich und versuchte, an dem schwarzen Gebräu zu nippen, was aber nicht so einfach war, weil meine Hand so zitterte. Die Verkäuferin holte eine Rosinenschnecke. »Zucker beruhigt«, sagte sie. Sie hatte recht. Nachdem ich die Hälfte gegessen hatte, hörte das Zittern auf. Und als Enzo endlich eintraf, war ich schon fast wieder ein normaler Mensch.
    »Natascha!«, rief er erleichtert und drückte mich fest an sich. »Zum Glück ist dir nichts passiert!« Ich vergrub meine Nase an seinem Hemd und atmete seinen Duft nach Rosmarin und Minze ein, bis sich jemand räusperte. Es war Begowitsch vom BKA.
    »Können wir
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