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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle
Autoren: Hanna Dietz
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gemütlich, einfach nett und großartig, mit Enzo zwischen seiner Familie zu sitzen, zu ihm zu gehören.
    Als Enzo mich nach Hause brachte, war ich supersatt und überglücklich. »Und zu Weihnachten kommst du mal zu uns zum Essen«, sprudelte es aus mir heraus, als wir vor unserem Haus angekommen waren. Er beugte sich zu mir rüber und küsste mich, das deutete ich mal als »Einladung angenommen«.
    Es war fantastisch. Enzo und ich waren zusammen. Endlich offiziell! Wir lösten uns voneinander und ich schaute ihn verliebt an. Er zog eine Grimasse. Als ob er irgendwie … schuldbewusst wäre.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Es tut mir leid«, seufzte er, »aber an Weihnachten werden wir uns nicht sehen können.«
    »Was?? Aber …«
    »Ich hab heute die Zusage bekommen für den neuen Job. In Hamburg. Und ich muss schon morgen anfangen.«
    »Was?!?«, wiederholte ich dämlich. »Aber es ist doch bald Weihnachten und … wieso … da muss doch kein Mensch arbeiten!«
    »In meinem Job leider schon.« Er streichelte meine Wange. »Ich weiß, dass es echt richtig blöd ist, aber es geht nicht anders.«
    »Was ist das für ein Job?«, fragte ich atemlos, bemüht, den immer größer werdenden Kloß in meinem Hals runterzuwürgen.
    »Auftraggeber ist eine Filmproduktionsgesellschaft. Die drehen gerade einen Film in Hamburg und wollen das Set absichern.«
    »Die drehen über die Feiertage?«, fragte ich erstaunt.
    »Ich kenne nicht den genauen Drehplan. Aber ja, sie brauchen mich über die Feiertage. Und das kann ich nicht absagen, sonst bin ich draußen.«
    »Ach, Enzo«, sagte ich traurig. »Aber ich hatte mich so auf unser erstes Weihnachten gefreut! Und auf alles …« Ich war am Boden zerstört. Da hatten wir gerade alles geregelt, mit meinen Eltern, mit Violetta und jetzt ließ er mich allein? »Wie lange dauert der Job denn?«, fragte ich.
    »Mindestens bis Ende Januar, aber vielleicht auch länger. Das weiß ich nicht genau.«
    »Das darf doch nicht wahr sein«, schmollte ich.
    »Wir kriegen das hin. Versprochen, Natascha.« Und wie er mit seiner dunklen Stimme meinen Namen sagte, hätte ich fast angefangen zu heulen. Aber dann kam mir eine Idee: »Hey«, sagte ich. »Ich kann dich ja auch mal besuchen kommen!«
    »Ja«, sagte er. »Das wäre schön.«
    Und mit dem Gedanken, dass ich jederzeit in einen Zug nach Hamburg steigen konnte, beruhigte ich mich wieder. Und dann küssten wir uns so lange, dass ich seine Lippen noch auf meinen spürte, als ich später in meinem Bett lag und schon längst eingeschlafen war.

42
    D er nächste Tag war der erste Tag der Weihnachtsferien. Ich hatte frei! Ich musste weder zur Schule noch auf Mörderjagd. Ich hatte keinen Bodyguard mehr, der mich überwachte. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte! Meine Mutter war nicht da, aber der Frühstückstisch für mich gedeckt. Und neben meinem Teller lag die Zeitung. Mit der fetten Schlagzeile Schülerin stellt Mörder.
    »Ups«, sagte ich und ein Schreck durchfuhr mich. »Woher …« Aber dann entdeckte ich Silvys Foto. Ihr Gesicht eine Mischung aus Verzweiflung und Stolz. Oscarreife Leistung, würde ich mal sagen. »Aha«, murmelte ich. »Da hat wohl die liebe Silvy die Presse benachrichtigt.«
    Während ich mir eine Riesenschüssel Müsli reinzog, las ich, was Silvy (Armes Opfer! Tapfere Heldin!) zu sagen hatte und was die Reporter alles rausgekriegt hatten. Das war eine ganze Menge.
    Wöbke wurde beschrieben als gescheiterter Mediziner, der wegen Prüfungsangst sein Studium nicht geschafft hatte und der aber immer sehr zielstrebig gewesen sei. Reich hatte der Womanizer immer werden wollen, erzählten ehemalige Kommilitonen. Zu den oberen Zehntausend hatte er gehören wollen. Und die Frauen hatte er immer ausgenutzt. Eine Frau, die sich jetzt meldete, sagte, sie hätte ihm das Studium finanziert. In der polizeilichen Vernehmung gab sich Wöbke plötzlich gesprächig und machte einen auf Gutmensch. Es war fast so, als ob er Werbung für seine Verbrechen machen wollte. Mit dem Verkauf der Medikamente hätte er nur den Studenten helfen wollen, die in der gleichen Situation waren wie er damals. Mit den richtigen Medikamenten zur rechten Zeit hätte er nämlich sein Studium locker geschafft. Mit dieser Argumentation hatte er auch seinen Kumpel Bernhard Simmerath überzeugt, ihm in der Sache zu helfen. Damit – und natürlich mit Geld. Selbst den Trick mit der Russenmafia plauderte Wöbke aus, als wäre es besonders schlau gewesen! Der
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