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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben
Autoren: Hanna Dietz
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machte Klatsch! und ich hatte meiner rechten Sitznachbarin, der romantischen Heidrun, meine Flosse ins Gesicht gehauen. Immerhin stand mein Stuhl wieder mit allen vieren auf dem Boden.
    »Aua!«, heulte Heidrun und hielt sich die Wange. Ich hörte unterdrücktes Kichern.
    »Ups«, sagte ich. »Das war ein Unfall.«
    »Das hast du mit Absicht gemacht!«
    »Blödsinn. Aber wenn du willst, kannst du mir auch eine langen.«
    »Was?« Sie sah mich verständnislos an.
    »Hau ruhig zurück.« Ich drehte ihr die Wange zu.
    »Nein!«, rief sie entrüstet. »Natürlich nicht.«
    »Okay. Dann schenk ich dir einen sauren Saurier.« Ich kramte in meiner Tasche nach der Tüte mit meiner Überlebensration Fruchtgummi und hielt sie ihr hin. Sie glotzte darauf, als ob es lebende Regenwürmer wären.
    »Nein danke.«
    »Auch gut.« Ich packte sie wieder weg. »Peace?« Ich reichte ihr die Hand zum Friedensschluss.
    »Ja«, sagte Heidrun überrumpelt. »Aber mach das nicht noch mal.«
    »Ich bemühe mich.« Ich lächelte ihr aufmunternd zu, aber sie warf mir nur einen grimmigen Blick zu und drehte sich wieder nach vorne. Herr Nowak hatte uns die ganze Zeit den Rücken zugekehrt gehabt und an dem Beben seiner Schultern sah ich, dass er mit einem Lachanfall kämpfte. Auch als er sich wieder der Klasse zuwandte, konnte er kaum an sich halten. »Also, Natascha«, sagte er und unterdrückte ein Prusten. »Es wäre vielleicht besser, wenn Sie sich auf das Geschehen hier vorne konzentrieren würden…«
    Er kam nicht weiter, denn ein weiterer kleiner Tumult entstand in der letzten Reihe, wo das sommersprossige Mädchen neben der pinken Mangafigur mit dem Stuhl tatsächlich hinten an die Wand geknallt war. Die beiden kicherten wie wild. Nowak seufzte und sagte: »War ja klar, Beatrix, dass Sie es nicht auf sich sitzen lassen können, wenn hier mal jemand anders für Gelächter sorgt.«
    Die sommersprossige Beatrix zog eine Grimasse, ihre Freundin, die Mangafigur, prustete, dass ihre pinken Haare wackelten.
    »Und auch Sie, liebe Solveig, sollten sich lieber zusammenreißen, sonst sieht es in der nächsten Klausur wieder düster aus.« Nowak wandte sich an mich: »So, Sie haben also schon unseren Klassenclown Beatrix und sein bestes Publikum Solveig kennengelernt, Natascha. Jetzt wollen wir Sie etwas besser kennenlernen. Und deswegen, zurück zum Thema.« Er wandte sich an die Tafel und zeigte auf die Formel. »Natascha, können Sie uns vielleicht den Betrag des Normalvektors berechnen. Sie müssen hier die Wurzel aus minus drei zum Quadrat plus…«
    »34«, sagte ich.
    »Okay, das stimmt«, antwortete Nowak überrascht. »Und können Sie auch die Hessesche Normalform…«
    Ich nannte ihm die Lösung. Er starrte mich einen Augenblick verwundert an, lächelte dann zufrieden und sah aus, als ob er ein Liedchen summen wollte. Gern geschehen.
    Dann überlegte ich, wie es mit mir weitergehen sollte. Ich war fünfunddreißig Minuten an der neuen Schule und hatte mich schon mit der Direktorin angelegt und meiner Sitznachbarin eine reingehauen. Nicht gerade eine gute Bilanz. Klar hatte ich mir vorgenommen, alles anders zu machen auf der neuen Schule. Aber doch nicht so! Mein Plan war eigentlich gewesen, mich aus allem rauszuhalten, bis ich wusste, woran ich war. Auf der letzten Schule hatte ich mich nämlich eindeutig auf die falschen Leute eingelassen – und das, obwohl ich von Anfang an ein schlechtes Gefühl hatte bei Silvy. Aber sie und Lola und Marie waren so nett gewesen und die Vorstellung, zu einer angesagten Clique dazuzugehören, war so schön gewesen, dass ich meinen Instinkt überredet hatte, die Klappe zu halten. Und dann hatten sie vornerum so getan, als wären wir beste Freundinnen, und hintenrum hatten sie jede Menge Gerüchte über mich in die Welt gesetzt. Hier nur mal das Top of the Gossip , mit dem sie mir jede Chance bei Lukas verbaut hatte. Sie hatte ihm allen Ernstes erzählt, dass ich… wenn ich daran denke, kocht in mir immer noch die Wut hoch… dass ich mir bei einem meiner angeblich zahlreichen Lover Chlamydien geholt hätte. Nett, nicht? Dabei hatte ich bis dahin in Wahrheit nicht einen einzigen Lover gehabt. Was Silvy auch genau gewusst hat. Erfahren hatte ich von der Lüge erst, als schon klar war, dass ich von der Schule fliege. Marcel, die alte Aua-er-hat-mich-gefoult-Sportpetze, kam zu mir und fragte mich, ob die Chlamydien-Infektion vorbei sei, denn wenn ja, dann würde er sich bereit erklären, mit mir ins Bett zu
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