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Gedankenmörder (German Edition)

Gedankenmörder (German Edition)

Titel: Gedankenmörder (German Edition)
Autoren: Rose Gerdts
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Zigarette zu rauchen. Als er zurückkehrte, hatte Rüttger gerade den ersten Film aus der Regalreihe eingelegt. Die Aufnahmen waren schon 15  Jahre alt.
    «In den Anfängen hat er sich nur an Tieren vergriffen und sie umgebracht, bevor er sie ausweidete», sagte Rüttger tonlos.
    Offenbar besaß Hans Bilg schon damals ein Stativ. Die Bilder zeigten einen jungen, schlaksig wirkenden Mann, der auf einer Weide in die geöffnete Bauchhöhle eines toten Ponys kroch und dabei onanierte. Am Ende steckte er dem Tier ein rotes Tuch in die Bauchhöhle, das Wessel an ein Geschirrhandtuch erinnerte.
     
    In einem Notizbuch hatte Hans Bilg regelrecht Buch über seine Exzesse geführt. Demnach tötete er bereits als Zehnjähriger seine ersten Hühner und Kaninchen. Zu dem Zeitpunkt waren die Abstände zwischen den Tötungen noch groß. Mal vergingen ein paar Wochen, bis er sich wieder eine Katze oder einen streunenden Hund holte, mal ein Vierteljahr.
    Mit Beginn der Pubertät steigerte sich sein Sadismus. Fast wöchentlich notierte sich Hans Bilg, welches Tier er auf welche Art getötet hatte. Mit 15  Jahren fand er Gefallen daran, seine vierbeinigen Opfer vor ihrem Tod zu quälen. Mit den Jahren wechselte er zu größeren Tieren.
    «Der muss in den vergangenen Jahren allein zehn Pferde in Niedersachsen getötet haben», sagte Rüttger, als er das Notizbuch durchblätterte.
    Plötzlich stutzte er.
    Mit Ende 20 hatte Bilg in Hannover das erste Mal eine Leiche geschändet. Detailliert hatte er in seinem Notizbuch festgehalten, was er mit der toten Frau angestellt hatte. Rüttger schüttelte angeekelt den Kopf, als er die Zeilen überflog.
    In größeren Abständen war Hans Bilg immer wieder in Kirchen und Leichenhallen eingedrungen und hatte sich an Leichnamen befriedigt. Dabei war er im gesamten norddeutschen Raum aktiv gewesen. Immer wieder fiel in den Notizen das Wort «Appetit».
    «Spüre wieder einen unbändigen Appetit. Es fällt mir schwer, an etwas anderes zu denken und meine Arbeit zu erledigen. Werde mir am Wochenende das hübsche braune Pony in Kirchweyhe holen», las Rüttger laut vor.
    Rüttger war froh, Handschuhe zu tragen. Alles in diesem Raum widerte ihn an. Die Vorstellung mit Dingen in Berührung zu kommen, die Hans Bilg zuvor in der Hand gehalten hatte, löste in ihm einen Würgereiz aus.
     
    Tagelang arbeiteten sich die Ermittler durch den «Dreck», wie sie ihre Funde nannten. In den vergangenen fünf Jahren hatte Hans Bilg immer detailliertere Phantasien entwickelt, wie er künftig seine menschlichen Opfer quälen wollte.
    Seitenlang malte er sich aus, wie er eine Frau in seine Gewalt bringen und sie langsam töten würde.
    Wenn seine teuflische Buchführung exakt war, und Wessel und Rüttger hatten keinen Zweifel daran, dann hatte Hans Bilg insgesamt elf Leichenschändungen in Bestattungsinstituten und Krankenhäusern begangen. Offenbar hatten die Angestellten und Mitarbeiter die Vorfälle vertuscht, um einen Skandal zu vermeiden.
    Wie Steenhoff vermutet hatte, ging auch eine versuchte Entführung auf das Konto von Hans Bilg. Im Herbst vor zwei Jahren stahl er ein Auto und meldete eine Mitfahrgelegenheit für eine Person nach Berlin bei der Bremer Mitfahrzentrale an. Unterwegs fuhr er von der Autobahn ab und bog in eine einsame Landstraße ein. Die 19 -jährige Studentin war ihrem Schicksal damals nur durch eine große Portion Glück entgangen.
    Hinter einem kleinen Dorf in Brandenburg war in einer scharfen Kurve ein Sattelzug in einen Graben gerutscht. Hans Bilg wäre fast in die noch ungesicherte Unfallstelle hineingerast und hatte den Wagen nur in letzter Sekunde noch abbremsen können. Diesen Moment nutzte die Studentin zur Flucht. Die Ermittlungen waren damals im Sande verlaufen.
     
    Die Ehefrau von Hans Bilg war in den ersten Tagen nur wenige Stunden vernehmungsfähig. Zu groß war der Schock über das Doppelleben ihres Mannes. Wie betäubt schilderte sie Petersen und Block, dass ihr Mann sehr zurückhaltend gewesen sei. Nie habe er sie sexuell bedrängt oder ungewöhnliche Sexualpraktiken von ihr verlangt. Der kleinen Tochter gegenüber sei er ein zärtlicher Vater gewesen.
    «Das Einzige, was unsere Ehe belastet hat, war seine Arbeit. Er war viele Tage im Monat auf Montage», sagte die Frau und presste ihre Faust gegen den Mund, um einen erneuten Weinanfall zu unterdrücken.
    Während sich seine Kollegen durch die Videos, das Notizbuch und die anderen Beweismittel aus dem Kellerraum arbeiteten,
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