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Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Titel: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln
Autoren: W Gruber
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versäumt, und der Gastgeber ist bereits nicht mehr steuerpflichtig. Das kann einem beim Kaninchen nicht passieren. Gefährlich ist nämlich nicht das Kaninchenfleisch an sich, sondern der einseitige Verzehr von magerem Fleisch. Wenn man sich ausschließlich von magerem Fleisch ernährt, dann bleibt man trotzdem stets hungrig, obwohl man von Tag zu Tag sogar immer mehr isst. Kurz bevor das Kaninchen final zuschlägt, isst man bis zu viermal mehr als zuvor. Dann treten Hungersymptome wie Anzeichen von Proteinvergiftung auf, und schließlich stirbt man. Man verhungert quasi allein vor der Grillplatte für zwei Personen, weil man nur das Fleisch isst und das Beilagengemüse verschmäht.
    Tod durch Kaninchenbraten ist aber keineswegs ein Massenphänomen, da brauchen Sie keine Angst zu haben. Und auch als Selbstmordmethode ist es nur etwas für Menschen, die auch im Ableben unbedingt das Besondere suchen. Aber unter welchen Umständen können Kaninchen tödlich sein für Menschen? Woher weiß man das? Gilt das für alle? Ist das ansteckend? Wie kann ich mich davor schützen? Und zahlt das die Krankenkasse? Eins nach dem anderen, Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut, andererseits aber gut zuhören, der Pfarrer predigt auch nicht zweimal, zu Tode gefürchtet ist auch gestorben. Sind wir quitt, können wir Stoff machen, oder hätten Sie gerne Sie noch ein paar Plattitüden? Also. Forschungsreisende im 19. Jahrhundert, Inuit und auch amerikanische Ureinwohner, die, vor allem nach dem Winter, nur abgemagertes Wild erlegen konnten, waren mit diesem heimtückischen Phänomen konfrontiert. Ahnungslos setzten sie Meister Lampe an die Spitze ihrer Nahrungsmittel-Charts, und eh sie sich’s versahen, waren sie auch schon Ex-Forschungsreisende im 19. Jahrhundert, Ex-Inuit und auch Ex-Ureinwohner. Kaninchenauszehrung oder besser Kaninchenhunger ( rabbit starvation ) nennt man die Krankheit. Grundsätzlich geht es aber um zu viel mageres Fleisch, das Fleisch kann genauso von mageren Vögeln stammen, wenn es morden soll.
    Der menschliche Körper schätzt diese einseitige Diät überhaupt nicht und weist seinen Besitzer mit Durchfall, Schwäche, Kopfschmerzen, Müdigkeit, niedrigem Blutdruck, schwachem Puls und Ableben darauf hin. Warum wir Menschen vom Essen sterben können, wenn es kein Fett enthält, ist allerdings nicht bekannt. Angefangen bei Vitaminmangel und Übersäuerung bis hin zur Überfrachtung des Blutes mit Abbauprodukten des Eiweißstoffwechsels gibt es viele Theorien, aber kaum Beweise. Was man immerhin weiß: Fett hilft als Arznei. Als vorbeugende Maßnahme gegen Kaninchenauszehrung also Kaninchen vorsichtshalber immer im Speckmantel verzehren. Oder gleich falschen Hasen bestellen. Da ist man dann überhaupt auf der sicheren Seite. Ähnlich gefährlich wie die Kaninchenauszehrung ist übrigens die Ananasdiät. Die kennen Sie vielleicht als Witz, den ein Bürokollege gnadenlos kredenzt, wenn man nicht rechtzeitig hochkonzentriertes Arbeiten vortäuscht. Er geht so, festhalten: „Ich mache gerade die Ananasdiät. Da darf man alles essen (dramatische Pause), außer Ananas.“ Wer dann nicht mitlacht, bekommt nie mehr eine PowerPoint-Präsentation per E-Mail geschickt oder einen Link zu einem lustigen YouTube-Video.
    Die Ananasdiät, vor der man sich noch mehr hüten soll als vor Arbeitskollegen, die gerne Witze über sie erzählen, besteht darin, dass man sich eine Zeit lang im Wesentlichen nur von Ananas ernährt. Man verliert dadurch in kurzer Zeit ein wenig Gewicht, durch Entwässerung, das man aber sofort wieder zugelegt hat, wenn man wieder normal trinkt. Frischer Ananassaft entwässert extrem. Das heißt in erster Linie: Klogehen galore. Die Ananasdiät ist also komplett sinnlos, aber das gehört zu ihrer Job Description, schließlich handelt es sich um eine Diät.
    Und warum machen Menschen das dann trotzdem? Aus Sehnsucht nach der sogenannten Idealfigur. Aus sozialem Zwang. Oder aus Lebensüberdruss. Lebensüberdruss deshalb, weil in der frischen, rohen Ananas das Enzym Papain enthalten ist (und Bromelain). Und Papain zerstört das Kollagen im Fleisch. Das heißt, wenn man längere Zeit viel und fast ausschließlich frischen Ananassaft zu sich nimmt, dann werden die Lippen spröde, das Zahnfleisch schwindet, es kommt zur Auflösung der Speiseröhre sowie des gesamten Magen-Darm-Traktes. Als Zeithorizont können sie circa drei Wochen einplanen. Das weiß man woher? Aus Tierversuchen mit Kaninchen? Nein. Verdient
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