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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition)
Autoren: Thea Harrison
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unaufhaltsamen Walzer um die ganze Welt angesetzt.
    Tiago musste zu diesem Walzer tanzen. Wenn sich die Welt veränderte, musste auch er sich verändern, sonst würde er bedeutungslos werden. Und er wollte bei der Neugestaltung der Welt weder degradiert noch ausrangiert werden.
    Aus diesem Grund hatte er vor langer Zeit zugestimmt, in einer manchmal zänkischen, gemeinschaftlichen Partnerschaft mitzuarbeiten. Er musste sich eingestehen, dass er dadurch nichts von sich selbst eingebüßt, sondern etwas dazugewonnen hatte und seine Fähigkeiten zum größten gegenseitigen Nutzen einsetzte.
    Er war ein Kriegsherr. Für die antiken Völker war er der Gott des Sturms und der Blitze gewesen, ein Prinz des Himmels.
    Er war Wyr.

2
    Motel 6 war gar nicht so übel. Es war sogar auf polyesterartige Weise süß.
    Natürlich war es nicht das Regent oder das Renaissance oder das Ritz-Carlton. Aber der Rezeptionist war gelassen und desinteressiert, die Preise waren erschwinglich, und was am wichtigsten war: Es gab Raucherzimmer. Volltreffer.
    Einerseits gab es weder Zimmerservice noch diese niedlichen kleinen Schnapsfläschchen in einem Minikühlschrank. Andererseits gab es auch keine Attentate und keine ausstehende Krönung. Hm! Niniane fragte sich, ob die Zimmer auch jahresweise vermietet wurden.
    Sie hinkte in ihr Zimmer, zog ihre neue Sonnenbrille ein Stück nach unten und wagte über den Rand hinweg einen langen, vorsichtigen Blick auf die Szenerie. Die warme Nachmittagssonne grillte den Asphalt auf dem Motel-Parkplatz, und ein böiger Wind verwirbelte Schmutz und Abgase zu einer Giftsuppe. Das Motel lag an einer Autobahnabfahrt, in der Nähe gab es einige Fast-Food-Restaurants, Tankstellen und eine Walgreen-Drogerie. Der Verkehrslärm dröhnte konstant im Hintergrund, doch er sollte nicht zu sehr stören, wenn sie die Tür erst einmal geschlossen hatte.
    In der unmittelbaren Umgebung des Hotels konnte sie nichts Ungewöhnliches hören oder sehen, und ihre Augen und Ohren waren, ebenso wie ihre Empfindsamkeit für Magie, übermenschlich scharf. Sie beabsichtigte keine gründlichere Untersuchung. Ein visueller Check von der Tür aus musste reichen.
    Nachdem sie die Tür geschlossen und die Sicherheitskette vorgelegt hatte, streifte sie als Erstes ihre Schuhe mit den zehn Zentimeter hohen Absätzen ab. Oh, danke, Gott der Füße! Sie legte ihre Sonnenbrille auf den Fernseher. Das Doppelzimmer war beige gestrichen oder tapeziert. Die hellen Tagesdecken auf den Betten waren in einem durchdringenden Orange gemustert. Es gab ein Fenster hinter kurzen, schweren Vorhängen, die über einem langen, schmalen Klimagerät an der Wand hingen, sowie einen einfachen Tisch und einen Stuhl, die an die Wand geschoben waren. Sie ließ ihre Einkaufstüten auf das nächstbeste Bett fallen, hinkte zur Klimaanlage hinüber und drehte sie voll auf.
    Seit Dragos ihren Onkel Urien getötet hatte, war ihr Leben beim Teufel. Oh, Urien hatte sterben müssen, keine Frage. Sie war froh , dass er tot war. Sie wünschte nur, es wäre erst ein paar Jahrzehnte später dazu gekommen. Und diese Sache, dass sie die nächste Königin der Dunklen Fae werden sollte? Sie war einfach nicht in der Stimmung.
    Als sie die Inhalte der Einkaufstüten auskippte, erzählte das, was herauspurzelte, von einem langen, geschäftigen Tag.
    Nachdem sie ihren zweiten Cousin Geril und seine beiden Vasallen umgebracht hatte, hatte sie einiges zu tun gehabt. Der erste Punkt auf ihrer Agenda war Weglaufen gewesen. Der zweite Punkt war, Sachen zu besorgen und weiterzulaufen. Sie war in eine Vierundzwanzig-Stunden-Drogerie gegangen, hatte Verbandszeug, ein paar Jogginghosen, eine Sonnenbrille und ein T-Shirt gekauft, sich auf der Kundentoilette umgezogen und war hinausgegangen.
    Sonnenbrille um Mitternacht. Ha! Idiotin!
    Bis zum Tagesanbruch war sie in die erste Einkaufstüte gewandert. Dann hatte Tricks einen Wagen gestohlen und war ziellos umhergekurvt, während sie versuchte, trotz der zugefrorenen Tundra in ihrem Kopf nachzudenken. Sie hielt an einem Warenhaus an und kaufte mehr Sachen, ließ den gestohlenen Wagen auf dem Parkplatz stehen, nahm ein Taxi zum Flughafen, wo sie in ein anderes Taxi umstieg – und nun war sie hier.
    Da sich ihr Weg aus stressbedingten, spontanen Entscheidungen ergeben hatte, war er so willkürlich und so unberechenbar gewesen, dass sie niemandem zutraute, herauszufinden, wo dieses »hier« war. Zur Hölle, nicht einmal sie selbst wusste, wo es war! Sie
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