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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition)
Autoren: Thea Harrison
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nicht zahm. Er war sogar wilder als die meisten anderen der uralten Wyr. Er brauchte vollen Körpereinsatz, musste sich großen Herausforderungen stellen und sich frei bewegen können. Es war nicht klug, ihn zu lange in der Stadt festzuhalten.
    Zweieinhalb Wochen waren vergangen, seit Rune ihn aus Südamerika zurückbeordert hatte, weil Dragos Cuelebre, der Lord des Wyr-Reichs, verschwunden war. Als Tiago gerade in den Staaten ankam, tauchte Dragos mit einer seltsamen Frau wieder auf. Die beiden erzählten eine Geschichte von Diebstahl, Entführung, Magie und Mord.
    Seit Tiagos Rückkehr und Dragos’ Wiederauftauchen war eine Menge passiert. Einiges davon war lustig gewesen, zum Beispiel, Dragos’ neue Gefährtin aufzuspüren, als sie – schon wieder – entführt worden war, oder mit von der Partie zu sein, als Dragos endlich seinen Erzfeind Urien, den König der Dunklen Fae, besiegte.
    Vergeltung, heiß serviert. Das war eine Party ganz nach Tiagos Geschmack.
    Seitdem hatte es für ihn nur noch Aufräumarbeiten und unproduktive Beschäftigungen gegeben. Sichergehen, dass alle Goblins tot waren, die etwas mit der Sache zu tun gehabt hatten. Erledigt. Alle Dunklen Fae aufspüren, die zu Urien gehört hatten, und sie abschlachten. Erledigt. Eier schaukeln und schlafen gehen. Erledigt.
    Er erreichte die Tür, auf der in einem Kreis die Nummer 79 aufgemalt war, und stieß sie kräftig auf. Mit großen Schritten lief er über den mit Marmor ausgelegten Flur.
    Cuelebre Enterprises war ein multinationales Unternehmen, das eine unanständige Menge Geld einbrachte. Die Firmenangestellten und Mitarbeiter der Wyr-Regierung wurden ausnehmend gut bezahlt. Die Spesenkonten der Wyr-Wächter deckten Kleidung (die gewalttätige Seite des Wächterlebens machte das zu einer beträchtlichen Vergünstigung), Reisen, Nahrung und Waffen ab. Was brauchte ein Kerl mehr? Hin und wieder unterzog Tiago seinen stetig steigenden Kontostand einer gründlichen Prüfung, um sicherzugehen, dass die ganzen Zahlen auch stimmten, doch meistens ignorierte er ihn.
    Er erinnerte sich an den Bau des Cuelebre Towers. Die Erfindung der Neutronenbombe, die Katastrophe im Kernkraftwerk Three Mile Island, der Terroranschlag auf die Olympischen Spiele in München und der Bau des Cuelebre Towers waren die wichtigsten Ereignisse der 1970er-Jahre gewesen.
    Oh ja, er hatte gut daran getan, sich von diesem Projekt fernzuhalten. Ihm hatte es völlig ausgereicht, um die Welt zu reisen und in Südafrika einen angestaubten kleinen Zauberer zu jagen, zu entmachten und zu töten. Dieser Zauberer hatte eine eigene Armee aufgestellt und eine Schwäche für die Macht entwickelt, die er mit den heiligen Riten von Menschen und Wyr erlangen konnte. Als Tiago nach New York zurückgekehrt war – und er hatte Wert darauf gelegt, sich dabei angemessen Zeit zu lassen –, hatte Cuelebre Tower aus dem Boden aufgeragt und die Skyline der Stadt für immer verändert.
    Die Außenfläche des Turms war glatt und glänzend, in ihr spiegelte sich der wechselhafte Himmel, während das Innenleben mit der Extravaganz goldgeäderter türkischer Marmorböden, schimmernder Milchglasleuchten und polierter Messingbeschläge gestaltet war, an strategischen Stellen gekrönt von unschätzbar wertvollen Kunstwerken und Skulpturen. Der gesamte Wolkenkratzer verkündete den Wohlstand und die Macht des Wyr-Lords Dragos Cuelebre.
    Diese Errungenschaft hatte nicht nur architektonische oder ökonomische Bedeutung. Sie war mehr als nur ein politisches Statement gegenüber den anderen Alten Völkern. Das Jahr des Tower-Baus war als ein Wunder kollektiver Zusammenarbeit, persönlicher Dominanz und gnadenloser Herrschaft in die jüngere Folklore der Wyr eingegangen. So, wie er die widerspenstigen, explosiven Wyr vor all den Jahrhunderten unter seine Herrschaft gebracht hatte, knüppelte Dragos sie nun in die Moderne und zwang sie zur Fügsamkeit.
    Zwar verpassten sich einige der Wyr während der besonders stressigen Zeiten des Tower-Baus und des anschließenden Einzugs von Firmen- und Regierungsbüros eine blutige Nase, doch niemand wagte es, einen Mord zu begehen. Tiago hatte den Wolkenkratzer in der letzten Phase der Einrichtung besichtigt. Alle Wyr waren in ihre jeweiligen Ecken geschickt worden, um ihr zerzaustes Fell oder ihre Federn zu glätten, buchstäbliche und metaphorische Wunden zu lecken, ihre Büros einzurichten und Akten auszupacken. Heute sprach ausnahmslos jeder, der am Bau des Towers
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