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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition)
Autoren: Thea Harrison
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beteiligt gewesen war, mit Stolz von jener Zeit – und zwar ohne einen Hauch von Ironie.
    Tiago erreichte den Konferenzraum. Es war ein großer Sitzungssaal für Führungskräfte, ausgestattet mit allen Schikanen: schwarze Ledersessel, ein großer, polierter Eichentisch, eine hochmoderne Telefonanlage für Konferenzgespräche sowie mysteriöse Gerätschaften aus schwarzem Metall, bei denen es sich, wie man Tiago erklärt hatte, um Designerkaffeemaschinen für Cappuccino und Espresso handelte. Er erinnerte sich nicht mehr daran, wie man sie bediente. Sobald er kapiert hatte, dass es keine neumodischen Waffen waren, in deren Benutzung die Wächter ausgebildet werden sollten, war ihm das Interesse an dem Gespräch abhandengekommen.
    Dragos und alle anderen Wyr-Wächter waren bereits im Konferenzraum. Beinahe wäre Tiago zusammengezuckt, als er sah, dass Dragos’ neue Gefährtin Pia ebenfalls anwesend war. Sie war einfach aus dem Nichts aufgetaucht und spielte jetzt ganz plötzlich eine wesentliche Rolle in Dragos’ Entscheidungsfindung.
    Wenn sich Wyr paarten, taten sie es fürs Leben. Es war ein seltenes Ereignis, insbesondere in Anbetracht ihrer außergewöhnlich langen Lebensspannen, und wenn es geschah, war es unwiderruflich. Die Veränderung würde also von Dauer sein. Dragos’ Paarung hatte das Reich der Wyr erschüttert – und ohne Zweifel auch alle anderen Reiche. Die Veränderung gefiel Tiago nicht, aber genauso wie der Rest der Welt würde er sie hinnehmen und sich daran gewöhnen müssen. Dragos, ein gewaltiger, dunkelhaariger Mann mit goldenen Drachenaugen, schritt an einem Ende des Raums auf und ab.
    »Wurde auch Zeit«, fuhr ihn der Lord der Wyr an.
    Tiago stellte sich in seine übliche Ecke, wo er während der Besprechungen der Wächter die Wand stützte. »Jetzt bin ich doch hier, oder nicht?«
    Mit seinen scharfen Ohren hörte er, wie Dragos’ Gefährtin Pia dem Greifen Graydon neben sich zuflüsterte: »Bist du sicher, dass er stubenrein ist?«
    Tiago beschloss, sie zu ignorieren, und sah sich erst mal die anderen Personen im Raum näher an. Es waren die üblichen Verdächtigen – bis auf einen. Die vier Greifen, Bayne, Constantine, Graydon und Dragos’ erster Wächter Rune hatten allesamt rötlich-goldbraunes Haar, sonnengebräunte Haut und viele Muskeln. Sie wahrten den Frieden im Wyr-Reich. Die Harpyie Aryal, zuständig für Ermittlungen, saß mit verschränkten Armen und übereinandergeschlagenen Beinen da und wippte mit dem Fuß. Das Mädchen konnte mit dem Begriff Stillsitzen einfach nichts anfangen. Der Gargoyle Grym, Sicherheitschef von Cuelebre Enterprises, saß wie üblich neben Aryal und hatte einen Teil seiner Aufmerksamkeit auf die Harpyie gerichtet. Meistens, wenn sich Aryal mit ihrem ungestümen Temperament in Schwierigkeiten brachte, war Grym zur Stelle, um ihr den Hintern zu retten.
    Tiago machte ein mürrisches Gesicht, als ihm bewusst wurde, welche Person nicht dabei war und niemals wieder dabei sein würde. Die Fee Tricks, die bisher die PR -Abteilung von Cuelebre Enterprises geleitet hatte, war lange Zeit ein wesentlicher Bestandteil dieser Gruppe gewesen. Komisch, dass das Fehlen einer einzigen niedlichen, kleinen Fee ein so großes Loch in einem Raum hinterlassen konnte.
    Und dann war da noch seine Wenigkeit. Zwar kannten die amerikanischen Indianerstämme ihn in seiner Wyr-Gestalt als gigantischer Donnervogel, doch die meisten bekamen ihn nur in seiner menschlichen Gestalt zu sehen: als eins dreiundneunzig großen, zweihundertfünfzig Pfund schweren Mann. Um seine gewaltigen Oberarmmuskeln wanden sich Stacheldraht-Tattoos, und in das kurze schwarze Haar waren strudelförmige Muster rasiert. Sein Gesicht sah aus, als wäre es mit einem Beil gehauen worden, und er dachte nicht oft daran, zu lächeln. Wenn er es doch tat, schien es in den meisten Fällen ein Grund zur Besorgnis zu sein.
    Das zentrale Prinzip seines Lebens sah folgendermaßen aus: Solange er sich dem Kriegsgeschäft widmete, verliefen seine Tage in der Regel überraschend harmonisch. Das hatte einen einfachen Grund. Die Leute neigten dazu, ihm nicht zu widersprechen.
    Seit einigen Hundert Jahren war er der Anführer von Dragos’ privater Armee, die gerade größtenteils von einem abgeblasenen Gefecht in Südamerika zurückkehrte. Er hätte mit seinen Soldaten unterwegs sein und sich auf die nächsten Aufträge vorbereiten sollen, anstatt hier in New York auf seinen Händen zu sitzen und sich die Eier zu
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