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Gebieter des Sturms (German Edition)

Gebieter des Sturms (German Edition)

Titel: Gebieter des Sturms (German Edition)
Autoren: Thea Harrison
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Kriegshammer schwang. Er war dafür bekannt, dass er seine Feinde in Stücke hackte oder sie einfach mit Kraft und unerbittlicher Ausdauer in Grund und Boden stampfte. Im Laufe der Jahrhunderte hatte man ihn als vieles bezeichnet. Subtil hatte nie dazu gehört.
    Tiago sagte: »Sprich mit Riehl oder Jamar, sie sollen mich vertreten, bis … «
    »T-Bird«, sagte Rune, »mach dir keine Sorgen um die Soldaten. Ich kümmere mich darum, Mann. Ich rufe Tucker in Chicago an, damit bei deiner Ankunft ein Transportmittel und die nötige Ausstattung für dich bereitstehen.«
    »Danke!« Tiago warf Rune einen grimmigen Blick zu, den der Greif erwiderte.
    Keiner von ihnen sprach aus, was beide dachten. Es konnte unzählige Gründe geben, warum sie seit dem Vorfall nichts von der Fee gehört hatten, und die wenigsten davon waren gut.
    »Tricks geht es gut«, sagte Tiago. Das wäre jedenfalls besser so, denn ansonsten würde jemand mächtig dafür büßen müssen.
    »Niniane«, sagte Rune.
    Ungeduldig zuckte er die Achseln. »Wie auch immer.«
    Rune klopfte Tiago auf die Schulter. »Also, finde sie und sorge dafür, dass es ihr weiterhin gut geht!«
    »Das werde ich, verlass dich drauf!«
    Tiago joggte die Stufen zum Dach des Turms hinauf. Er hob sein Gesicht dem strahlenden Sonnenball entgegen. Mit einem Gefühl unaussprechlicher Erleichterung ließ er seine menschliche Gestalt und die Fesseln der Stadt von sich abfallen und schwang sich in die Luft. Dröhnend schlugen seine gewaltigen Flügel auf und ab, während er in die Höhe stieg, und ein Donnerschlag zerriss den Himmel.
    Er wurde eins mit dem ältesten, wahrhaftigsten Teil seiner Seele.
    Sein genaues Alter kannte er nicht, aber er erinnerte sich daran, hoch über den Great Plains geflogen zu sein, über riesigen Bisonherden, die das Land kilometerweit bedeckten. Früher war der Bison seine Lieblingsbeute gewesen. Stets hatte er sich aus großer Höhe auf ihn hinabgestürzt, ein mörderischer Götze, der über die auserwählte Bestie herfiel und ihr Rückgrat zerschmetterte. Der Rest der Bisonherde stob in Panik davon und ließ ihn unter einem kolossalen türkisfarbenen Himmelsbassin in friedlicher Einsamkeit zum Fressen zurück, während der Wind Wellen durch das endlose Meer aus Präriegras zog.
    Viele Indianerstämme kannten ihn als den Gebieter über Blitz und Donner, der leicht zu erzürnen war und Krieg mit sich brachte, doch in Wahrheit war er nur Gast auf der Erde. Er brach zu einem tagelang andauernden Flug auf und verfiel in einen zwanghaften Fluchttrieb, während er unter dem flimmernden Schatten seiner gigantischen, ausgebreiteten Flügel Ozeane und Kontinente vorüberziehen sah.
    Als seine Neugier ihn schließlich zur Landung trieb, nahm er zum ersten Mal eine andere Gestalt an, um in einem Land voll goldener Wüstentempel und prunkvoller Königsgräber, umgeben von Totenstädten, unter den Menschen zu wandeln. Die Menschen siedelten sich an einem leuchtend grünen, fruchtbaren Streifen Land an, der dem gewundenen Lauf eines Flusses folgte, wie sich die Falten eines Seidenkleids an die Rundungen einer üppigen Frau schmiegen.
    In der Zeit des Alten Reichs Ägyptens mischte er sich kurz unter ein kleines, intelligentes Volk, das in den Pyramidentexten über ihn schrieb. Die Menschen beteten seine geflügelte Gestalt an und nannten ihn den Gott des Windes. Sie sagten, er bringe den Atem des Lebens mit sich.
    Das Volk von Ägypten bot ihm alles, was sich ein menschliches Wesen wünschen konnte, aber er war kein Mensch. Sie wollten ihn mit Gaben aus Gold, mit den Ketten der Anbetung, mit Sex und Macht an sich binden, aber er wollte sich nicht anketten oder festhalten lassen. Erst als die große geflügelte Schlange Cuelebre ihn einfing, ihn zu Boden drückte und mit geduldiger Schmeichelei und listigem Intellekt von ihrer Vision einer vereinten Wyr-Nation erzählte, erklärte er sich bereit zuzuhören.
    Die ältesten Wyr stellten für Cuelebre eine eindrucksvolle Herausforderung dar. Er konnte sie nicht mit dem Knüppel unter seine Herrschaft zwingen und dann darauf hoffen, ihnen später in hohen Regierungspositionen vertrauen zu können. Deshalb musste er sie mit Überzeugungskraft auf seine Seite bringen und sie fragen, ob sie gemeinsam mit ihm eine Wyr-Nation erschaffen wollten. Cuelebre redete auf Tiago ein, bis dieser einsah, dass Wachstum für die Menschen und die Alten Völker gleichermaßen unausweichlich war. Der Tanz der Zivilisationen hatte zu einem
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