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Ganz, nah!

Titel: Ganz, nah!
Autoren: Judith McNaught
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bleiben, in einen inneren Konflikt brachte. Wieder musste Leigh ein Grinsen unterdrücken. Im Krieg gegen Schmutz und Unordnung war Hilda Brunner eine unermüdliche Kämpferin. Jeden Tag zog sie mit Staubsauger und Putzmitteln in die Schlacht, und das Angebot, zwei Tage frei zu bekommen, kam für sie einem undenkbaren Rückzug gleich. Andererseits konnte sie dann zwei volle Tage lang ihrer Leidenschaft  für Spielautomaten frönen, was natürlich verlockend war. Unschlüssig blickte sie sich in dem makellos sauberen, aufgeräumten Schlafzimmer um, als versuche sie abzuschätzen, welchen Schaden ihre Abwesenheit anrichten könnte. »Darüber muss ich noch nachdenken. «
    »Ja, sicher«, stimmte Leigh zu, wobei sie sich bemühte, ernst zu bleiben. »Hilda«, rief sie ihr nach, als die Deutsche sich zum Gehen wandte.
    »Ja, Mrs. Manning? «
    »Sie sind ein Schatz. «
    Leigh hatte gehofft, das Theater nachmittags um vier Uhr verlassen zu können, aber der Regisseur und der Autor wollten in zwei ihrer Szenen noch kleine Änderungen vornehmen, nachdem sie die Matinee-Vorstellung gesehen hatten, und dann stritten sie sich endlos darüber, was denn nun geändert werden sollte, und probierten verschiedene Varianten aus. Und als Leigh endlich auf dem Weg war, war es bereits nach sechs.
    Nebelschwaden und leichter Schneefall zwangen sie dazu, langsam zu fahren. Zwei Mal versuchte sie, Logan auf seinem Handy zu erreichen, um ihm Bescheid zu sagen, dass sie später käme, aber entweder hörte er das Klingeln nicht, oder die Hütte lag in einem Funkloch. Also hinterließ sie Nachrichten auf seiner Mailbox.
    Als sie die Berge erreichte, fiel der Schnee in dicken Flocken, und der Wind war böig geworden. Leighs Mercedes-Limousine war schwer und sicher, aber die Sicht war so schlecht, dass sie nur langsam vorankam. Sie konnte kaum die großen Straßenschilder erkennen, geschweige denn die kleinen Anhaltspunkte, die Logan auf seiner Wegbeschreibung angegeben hatte. Raststätten und Tankstellen, die normalerweise um zweiundzwanzig Uhr noch geöffnet hatten,  waren geschlossen, die Parkplätze leer. Zwei Mal drehte sie um, weil sie sicher war, an einer Abzweigung falsch gefahren oder von der Straße abgekommen zu sein. Aber ihr blieb nichts anderes übrig, als weiterzufahren, da sie nirgendwo anhalten und nach dem Weg fragen konnte.
    Als sie laut Karte nur noch ein paar Meilen von der Hütte entfernt war, bog sie in eine unmarkierte Einfahrt mit einem Zaun ein und schaltete die Innenbeleuchtung ein, um Logans Wegbeschreibung noch einmal zu studieren. Sie war sich fast sicher, dass sie vor zwei Meilen an einer Abzweigung vorbeigefahren war, die Logan folgendermaßen beschrieben hatte: »Zweihundert Meter südlich einer scharfen Kurve, direkt hinter einem kleinen roten Schuppen«. Da der Schnee mittlerweile meterhoch lag, hätte das, was sie als kleinen Schuppen ausgemacht hatte, ebenso gut eine große schwarze Scheune, ein Silo oder ein Berg erfrorener Kühe sein können, aber Leigh beschloss, noch einmal zurückzufahren und sich zu vergewissern.
    Vorsichtig wendete sie. Als sie um die scharfe Kurve bog, fuhr sie noch langsamer und suchte nach einem Kiesweg, aber das Gelände war hier viel zu steil und felsig, als dass man einen Weg hätte anlegen können. Sie hatte gerade den Fuß von der Bremse genommen und wollte wieder beschleunigen, als hinter ihr aus der Dunkelheit auf einmal Scheinwerfer auftauchten, die mit erschreckender Geschwindigkeit näher kamen. Leigh konnte auf der schneebedeckten Straße nicht beschleunigen, und der andere Fahrer konnte offensichtlich nicht bremsen. Er schwenkte auf die andere Straßenseite, um nicht in sie hineinzufahren, verlor die Kontrolle über sein Fahrzeug und krachte direkt hinter der Fahrertür in Leighs Mercedes.
    Die Erinnerung an die folgenden Ereignisse war entsetzlich lebendig - die Airbags bliesen sich mit einem Knall auf,  Metall traf kreischend auf Metall, Glas splitterte, und der Wagen durchschlug die Leitplanke und ratterte die steile Böschung hinunter. Er schrammte an einigen Bäumen vorbei, überschlug sich mehrmals, bis er schließlich mit einem gewaltigen Knall auf dem Dach liegen blieb.
    Benommen hing Leigh kopfüber in ihrem Gurt, wie eine Fledermaus in ihrer Höhle, während um sie herum Funken wirbelten. Und dann registrierte sie, dass das Auto brannte.
    Das Entsetzen schärfte ihre Sinne. Sie löste den Gurt, fiel hart auf das Dach herunter und versuchte, wimmernd vor
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