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Ganoven im Schlosspark

Ganoven im Schlosspark

Titel: Ganoven im Schlosspark
Autoren: Alexandra Fischer-Hunold
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sehr ordentliches Gespenst, zumindest was seine Kleider betraf. Er hob sein Hündchen Lilly behutsam hoch und bettete es auf seinen linken Unterarm.
    „Gute Nacht, Max“, sagte Dr. Kuckelkorn und gab seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn. „Und jetzt verfrachte ich die junge Dame ins Bett!“, rief er und gab Paula zur Bekräftigung einen Klaps auf den Po.
    „Lass das, Papa, ich bin doch kein Baby mehr!“, fauchte Paula und huschte auf den Flur hinaus.
    „Nacht, Papa! Nacht, Paula!“, rief Max den beiden hinterher und fügte flüsternd hinzu: „Gute Nacht, Freiherr von Schlotterfels!“
    Das Gespenst neigte zum Abschied majestätisch den Kopf. „Wünsche wohl zu ruhen!“ Und schon verschwand es mit seinem Hündchen Lilly in der Wand.
    Doch Paula ruhte gar nicht wohl. Unruhig warf sie sich von einer Seite auf die andere und strampelte schließlich die Bettdecke weg. Sie stand auf, ging zum Fenster und machte es auf. Unter ihr lag friedlich der Schlosspark mit dem Seerosenteich, dem Birkenwäldchen, dem alten Gewächshaus und dem Springbrunnen. Sie warf einen sehnsüchtigen Blick auf den gegenüberliegenden Teil des Schlosses. Was Freiherr von Schlotterfels wohl gerade machte? War er in seinem Geheimzimmer oder geisterte er durchs Schloss? Plötzlich hörte sie ein Rascheln.
    „Freiherr von Schlotterfels?“, wisperte Paula und lauschte. Keine Antwort. Aber da! Ein Schatten! Paula wich vom Fenster zurück. Es war jemand im Park. Vorsichtig lugte sie wieder hinaus. Sie sah gerade noch, wie der Schatten in die Dunkelheit des Birkenwäldchens eintauchte und mit ihr verschmolz. Paula schlug das Herz bis zum Hals. War da draußen etwa jemand, der dort nicht hingehörte?

Gärtner gesucht!
    „Und du hast dich bestimmt nicht verguckt?“, fragte Max skeptisch. Wie die Boas lagen Max und Paula auf den Ästen ihrer Lieblingsbuche.
    „Todsicher!“, erwiderte Paula und schauderte bei dem Gedanken daran, dass sich im Park vor wenigen Stunden der unheimliche Schatten herumgetrieben hatte.
    „Hast du es Papa erzählt?“, fragte Max.
    Paula schüttelte den Kopf. „Du weißt doch, was er sagen würde: ‚Paula Kuckelkorn, deine Fantasie geht mal wieder mit dir durch!‘“
    „Wahrscheinlich gibt es eine ganz logische Erklärung für das, was du gesehen hast“, schaltete Max seinen scharfen Verstand ein. „Es könnte doch auch ein Fuchs oder ein Wildschwein gewesen sein.“
    „Klar, Mäxchen. Und seit wann laufen Wildschweine auf zwei Beinen?“, widersprach Paula aufgeregt.
    Da erklang aus dem offenen Esszimmerfenster dreimal der Schlag der neuen Standuhr. Und wie aufs Stichwort bog in diesem Moment Dr. Kuckelkorn gefolgt von mindestens zehn Männern und Frauen um den Ostflügel des Schlosses. Dann stieg er die Stufen zum Springbrunnen hinauf und räusperte sich so laut, dass es sogar Max und Paula in der Buche hören konnten.
    „Vielen Dank, meine Damen und Herren, dass Sie auf meine Zeitungsannonce hin heute hier erschienen sind!“, rief Dr. Kuckelkorn. „Wie Sie wissen, bin ich der Direktor dieses schönen Museums. In wenigen Wochen jährt sich zum vierhundertsten Mal der Geburtstag des Schlosses. Deshalb soll nicht nur das Schloss, sondern das ganze Anwesen so herausgeputzt werden, dass sich die alten Schlotterfelsens hier wieder wie zu Hause fühlen würden.“ Er deutete auf den Park. „Sie sehen ja selbst. Es wird höchste Zeit, dass ein Fachmann dem Unkraut zu Leibe rückt. Bitte sehen Sie sich um. Verschaffen Sie sich einen Überblick. Und dann machen Sie mir ein Angebot.“
    „Er hat es vergessen!“, zischte Paula wütend.
    „Was?“, fragte Max verwirrt.
    „Das Baumhaus! Er hat versprochen, dass der neue Gärtner uns ein Baumhaus in unsere Buche baut. Und jetzt hat er kein Sterbenswörtchen davon gesagt!“
    Max faltete seine Hände über dem Ast, auf dem er lag, und stützte sein Kinn auf. „Papa hält schon, was er verspricht. Du bist nur mal wieder viel zu ungeduldig.“
    Paula streckte ihrem Bruder die Zunge heraus.
    „Wen haben wir denn da?“, ertönte plötzlich eine Stimme unter ihnen.
    Paula und Max bogen die Zweige auseinander. Unter dem Baum stand ein junger Mann und blickte zu ihnen herauf. „Ah, jetzt weiß ich es!“, lachte er, nachdem er erst Max und dann Paula entdeckt hatte. „Hier haben wir die seltene Motzpflanze, auch pflanzus motzus genannt. Allerdings wird sie selten älter als sechs, sieben Jahre.“ Er zwinkerte Paula zu. „In deinem Fall tippe ich eher auf …
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