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Gangster auf der Gartenparty

Gangster auf der Gartenparty

Titel: Gangster auf der Gartenparty
Autoren: Stefan Wolf
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In dem Häuschen wohnt ein netter Oldie. Eduard von Lommingen. Der sagt
nichts — wenn er uns bemerkt.“
    Also los! dachte Tim — und glitt wieder
auf den Sattel.
    „Hoffentlich geht alles gut!“ sagte
Gaby. „Irgendwie habe ich Zahnschmerzen. Ist ja ‘ne irre Kiste. Wenn wir sie
vermurksen, macht uns mein Papi zur Schnecke.“
    „Wird schon gutgehen.“
    Tim wischte ein Abschieds-Bussi über
ihre Wangen und fuhr los. Klößchen heftete sich an sein Hinterrad.
    Einmal noch blickte Tim zurück.
    Gaby und Karl ketteten ihre Drahtesel
an den Zaun. Gleich würden sie hinüber steigen und sich im Garten verstecken.
    Das Haus, in dem Krätzkow und die
Vareno wohnten, schimmerte durch die Hecke. Stille überall. Und ein blauer
Sommerhimmel spannte sich über Stadt und Land.
    Tim fuhr schnell und ein kurzes Stück
freihändig.
    Er holte das nur erbsengroße Mikrofon
aus der Tasche. Mit einer Nadel ließ es sich an der Weste befestigen. Zwischen
zwei Stickern fiel es nicht auf.
    Jetzt brauchte er nur noch das — batterie-betriebene
— Bandgerät einzuschalten und jeder Laut, jedes gesprochene Wort wurde
festgehalten.
    Gaby hat recht, dachte er, wenn ihr
nicht wohl ist — vonwegen Zahnschmerzen und so. Aber schließlich tun wir’s ja,
weil die Möglichkeiten der Polizei erschöpft sind. Die erlaubten Methoden
versagen. Also klotzen wir ran. Auch wenn das nicht so ganz erlaubt ist.
    Sie erreichten die Heckenröder
Landstraße und fuhren der Mittagssonne entgegen.
    Klößchen schwitzte fürchterlich. Er war
nicht nur mit den Beinen beschäftigt — er übte auch Zähneblecken und machte
gefährliche Schlitzaugen.

2. Die Tragödie vom 11.
     
    Vor zehn Minuten hatte er sein Rad bei
einer Bushaltestelle abgestellt. Die alte Mühle würde sicher keiner klauen.
    Krätzkow trug Freizeitkluft und
geländegängige Schuhe. Drei bis vier Stunden wollte er wandern, weil das der
Gesundheit nützt, und dann im Naturschutzgebiet rasten.
    Er hatte einen Proviantbeutel
umgehängt, der Butterbrote und zwei Flaschen Bier enthielt. Leider wurde das
Bier allmählich warm.
    Krätzkow marschierte querbeet. Das
Gelände stieg an. Anfangs bahnte er sich den Weg durch Büsche. Dann stieß er
auf einen Pfad, der in den dunklen Tannenwald führte. Es war heiß. Über einem
Bach tanzten Mücken. Hier und dort flog ein Vogel auf. Aber das interessierte
ihn nicht. Eigentlich interessierte ihn gar nichts von dem, was hier kreuchte
und fleuchte. Ebensogut hätte er in der Stadt am Rande einer Schnellstraße
tippeln können. Aber das gilt ja als ungesund.
    Während er bergwärts stampfte, mahlten
seine Zähne aufeinander. Der Blick war zu Boden gerichtet.
    Alfons Krätzkow hatte harte, blaue
Augen und schmale Lippen. Er sah nicht übel aus — mit seinem graublonden Schopf
und den kantigen Zügen. Er war 38 Jahre alt — und so hätte man ihn auch
geschätzt. Manchmal freilich, nach durchzechten Nächten, hingen ihm Ringe unter
den Augen — groß wie Lastwagenreifen.
    Er hatte keinen Beruf erlernt, aber
jahrelang in der französischen Fremdenlegion gedient — was überwiegend eine
mörderische Tätigkeit ist und nicht die guten Seiten eines Charakters fördert.
Was das betraf, war Krätzkow ohnehin nur kärglich ausgestattet. Sein Gewissen
hielt alles aus.
    Während er jetzt in freier Natur
ausschritt und tief durchatmete, hätte sich eigentlich Wohlbefinden einstellen
müssen.
    Das Gegenteil war der Fall. Ein
seltsames Unbehagen ließ ihn nicht los. Ihm war, als folge ihm jemand.
    Immer öfter blickte er hinter sich.
    Hatte da nicht was geklirrt? Wie das
Metall einer Kette.
    Er sah niemanden.
    Die Bäume standen weit entfernt
voneinander, als hätten sie Berührungsangst. Aber Himbeer- und Brombeerbüsche
wucherten mannshoch, weshalb der Rück- und Überblick behindert war. Jedenfalls
hatte Krätzkow keinen Durchblick.
    Der Wald lag jetzt hinter ihm. Er
stiefelte einen gerölligen Hang hinab, trat Steine los, die aber nicht weit
rutschten, und entdeckte einen Habicht.
    Gelb und braun war der Greifvögel, sein
Auge wie Bernstein. Aufgeschreckt, strich er ab wie ein Pfeil.
    Krätzkow blieb stehen. Vor ihm breitete
sich ein Hochmoor aus. Dahinter lag Wald, und Bergrücken folgten.
    Er blickte zurück. Hinter jedem Stamm,
jedem Busch konnte sich jemand verbergen. Verdammt, dieses Gefühl! Aber er
kannte sich. Auf seinen Instinkt war Verlaß.
    Bewegte sich unter den Bäumen ein
Schatten?
    Er versuchte sich zu beruhigen. Das
fehlte ja noch, daß
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