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Gallaghers Tod

Gallaghers Tod

Titel: Gallaghers Tod
Autoren: Achim Hiltrop
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verschlossen, und die Benutzung jeder Tür wird im System protokolliert. Damit können wir rekonstruieren, wann Mister Tamm wo gewesen ist.«
    »Ausgezeichnet«, seufzte Spencer. »Dann an die Arbeit.«
    Soames und Kowalski nahmen vor dem Rechner des Schichtleiters Platz und begannen mit der Korrelation der Daten. Spencer baute sich mit verschränkten Armen vor Algernon auf und sah ihm fest in die Augen.
    »Sie könnten uns eine Menge Arbeit ersparen, das wissen Sie.«
    »Ich weiß.«
    »Sie können nicht mehr gewinnen. Sie werden nicht als der strahlende Held in die Geschichte eingehen, der Sianong vor der Flut gerettet hat. Wir alle wissen, dass Sie den Sprengsatz selbst gelegt haben. Sie haben jetzt die Möglichkeit, uns zu helfen und damit vor Gericht ein etwas milderes Urteil herauszuschlagen.«
    Algernon lächelte milde. »Und wenn nicht?«
    »Dann geht die Bombe hoch, der Staudamm bricht, die Stadt wird zerstört und wir alle ersaufen hier«, schrie Spencer.
    Der Prinz nahm den Wutausbruch des Inspectors ohne jede Regung zur Kenntnis. »Dann soll es halt so sein. Sie hätten Sianong und Kerian zu einer besseren Zukunft verhelfen können, Inspector Spencer. Eine bessere Zukunft unter meiner gütigen Führung. Aber ich habe eingesehen, dass Kerian es nicht verdient hat, von mir regiert zu werden. Sie haben die Stadt zum Untergang verdammt, Spencer, nicht ich!«
    »Völlig durchgeknallt«, murmelte jemand. »Wie der Vater, so der Sohn.«
    Spencers Kopf ruckte herum. »Haben Sie etwas Konstruktives zu der Situation beizutragen, Mister Gallagher?«
    »Ja. Habe ich. Unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Wenn wir hier heil herauskommen, vergessen Sie, dass sie mich je hier gesehen haben. Ich habe keine Lust, zum Dank auch noch für eine Geschichte eingebuchtet zu werden, die zwanzig Jahre zurückliegt.«
    Spencer überlegte kurz. Gallagher war immerhin der mutmaßliche Mörder von König Vandrow, und dann gab es auch noch Zeugen, die ihn am Tatort gesehen haben wollten, als Generaldirektor Katachara unter mysteriösen Umständen auf Teräis ums Leben gekommen war … Andererseits stand jetzt sehr viel mehr auf dem Spiel als die Aufklärung dieser Morde. »Abgemacht.«
    »Okay, passen Sie auf.« Clou holte tief Luft. »Die Idee des Schichtleiters ist gut, aber es wird zu nichts führen. Wenn Algernon wirklich so ein Genie ist, dann wird er einen Weg gefunden haben, das Protokoll zu manipulieren und seine Spuren zu verwischen. Stellen Sie sich eine andere Frage: Wo würden Sie an seiner Stelle einen Sprengsatz platzieren?«
    »Wo er die größtmögliche Zerstörung anrichtet«, antwortete Spencer wie aus der Pistole geschossen.
    »Genau«, pflichtete Clou ihm bei. »Und jetzt brauchen wir jemanden, der die Pläne des Staudamms kennt und vielleicht sogar ein wenig was von Statik versteht.«
    Alle Anwesenden sahen wie auf ein stummes Kommando hin Soames an.
    *

    Die Analyse der Baupläne, die Soames und Kowalski durchführten, wies auf einen selten frequentierten Wartungstunnel hin, der etwa auf halber Höhe längs durch den Staudamm führte. Hier waren eine Reihe von Messgeräten installiert, darunter auch Seismografen, die für den Fall, dass der Staudamm durch ein Erdbeben beschädigt wurde, Alarm auslösen und die rechtzeitige Evakuierung von Sianong ermöglichen sollten. Nach den Protokollen der Türsteuerung war der Mitarbeiter Carl Tamm niemals in dem besagten Tunnel gewesen, doch den Aufzeichnungen konnte man nun nicht mehr trauen.
    Wenige Minuten später rannten Clou und Spencer den Tunnel entlang, geführt von Soames, der ihnen die Türen aufsperrte, und gefolgt von Kowalski, der Algernon mit vorgehaltener Waffe vor sich herschob. Clou hatte protestiert, doch der Inspector hatte darauf bestanden, den Prinzen mitzunehmen. Für den Fall, dass der Sprengsatz mit einem biometrischen Sicherungsmechanismus ausgestattet war, konnte es von Vorteil sein, den Bombenleger dabeizuhaben. Algernon bestritt inzwischen nicht mehr, dass er eine Bombe in der Anlage versteckt hatte, doch hatte er sich darüber hinaus bislang unkooperativ gezeigt.
    »Wir sind jetzt ungefähr bei der Hälfte der Strecke«, sagte Soames atemlos. »Wo wir stehen, ist ziemlich genau der Mittelpunkt des Staudamms.«
    »Aha.« Clou sah sich in dem feuchten, nur durch spärliches Licht erhellten Gang um.
    »Und das da«, fuhr Soames mit einem Anflug von Panik in der Stimme fort, »gehört definitiv nicht hierher!«
    Er zeigte auf eine kleine
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