Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg
Autoren: Brian McGilloway
Vom Netzwerk:
eigentlich nur darauf aufgepasst hatten, bis die Kollegen vom Drogendezernat angerückt waren.
    Der heutige Fund war insgesamt noch beeindruckender, weil er das Ergebnis guter Polizeiarbeit zu sein schien.
    Ich kannte die beiden Männer recht gut, da ich seit einigen Jahren zum selben Polizeirevier gehörte wie sie. Patterson, der Ranghöhere der beiden, war ein wenig älter als ich, und obwohl er Inspector war, hatte er, wie man wusste, höhere Ambitionen. Er behauptete, er arbeite bewusst weiter in Uniform, da er so in engeren Kontakt zu den Menschen komme, die zu schützen er Polizist geworden sei. Doch es war allseits bekannt, dass er sich mehrfach um einen Posten bei der Kriminalpolizei beworben hatte, bislang aber jedes Mal abgelehnt worden war. Dieser Punkt führte immer wieder zu Animositäten, seit ich zum ersten Mal als Detective Inspector auf die Wache gekommen war.
    Patterson war über einen Meter achtzig groß und wog rund fünfundneunzig Kilogramm, doch bei seiner Körpergröße verteilte sich das Gewicht gut. Er hatte schon früh mit Haarrückgang zu kämpfen gehabt und sich wie viele Männer in seiner Lage dafür entschieden, die Haare kurz zu rasieren, sodass nur der Schatten seines Haaransatzes zu sehen war. In Kombination mit seiner Körpergröße machte ihn das zu einer einschüchternden Gestalt, und seine Persönlichkeit passte dazu.
    Patterson war geschieden und ein Vertreter der Umkleideraummentalität: Er erörterte gerne vor allen anderen seine sexuellen Beziehungen und die Figuren der Kolleginnen und hatte einmal ein Poster aus einem seiner Pornohefte an den Kühlschrank unserer kleinen Gemeinschaftsküche gehängt, unter der Überschrift: »Zur Entspannung. Nach Gebrauch zurückbringen.« Nachdem mehrere Kolleginnen sich beschwert hatten, hängte er einen männlichen Akt daneben. Die neue Überschrift lautete: »Triff deine Wahl.« Er verteidigte seinen Chauvinismus als Spaß und Spiel, doch in Anwesenheit von Frauen, die er attraktiv fand, konnte er auch zum Verbalfeministen mutieren.
    Sein Partner Hugh Colhoun besaß ein völlig anderes Naturell. Da er erst mit Ende dreißig zu An Garda gekommen war, trug er noch immer Uniform, obwohl er bereits fünfundvierzig Jahre alt war. Er hatte eine Frau und drei Töchter, die er offenkundig abgöttisch liebte. Patterson unterstützte er in allem, was dieser tat – häufig wiederholte er in stillschweigendem Einverständnis mit Pattersons Meinungen sogar dessen jeweils letzte Worte, ob er sie nun verstanden hatte oder nicht. Er tat seine Arbeit langsam und gründlich, doch es mangelte ihm an der Vorstellungskraft für Glaubenssprünge oder alles, was nicht völlig offensichtlich war. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass der Vorschlag, das Gelände abzusuchen, nachdem dort eine verdächtige Person gesehen worden war, von Patterson stammte. Dennoch – oder vielleicht gerade deswegen – trat ich nun auf Colhoun zu, um ihm zu dem Fund zu gratulieren.
    Er errötete und sah sich nach seinem Partner um, der an der Absperrung mit Costello und zwei uniformierten Polizisten aus Raphoe sprach.
    »Es ist kaum zu glauben, Hugh. Zwei Funde in zwei Monaten. Beinahe.«
    »Ja«, sagte Colhoun und blickte über die Schulter. »Kaum zu glauben.«
    »Bei der Erfolgsquote wollen Sie doch bestimmt bald Detective werden.«
    Er lachte über den Witz, dann wurde er abrupt wieder ernst. »Harry hat sie gefunden, nicht ich, Ben. Das ist sein Verdienst, nicht meiner.«
    »Partner sind Partner, Hugh; es ist auch Ihr Verdienst.« Ich schüttelte ihm die Hand. Sie war feucht und federleicht. Seltsamerweise wirkte Colhoun beinahe niedergeschlagen über die Entdeckung.
    Patterson nahm den Erfolg nicht so bescheiden, er grinste breit, als er auf uns zukam.
    »Auf der Suche nach Tipps, Inspector? Das ist mal was – Detectives, die Uniformierte um Hilfe angehen.« Er blickte um sich, während er sprach, versuchte, andere dazu zu bringen, dass sie sich am Geplänkel beteiligten, oder vielleicht wollte er sich auch nur vergewissern, dass er ein Publikum hatte.
    »Ich habe gerade Hugh gratuliert. Gute Arbeit.« Der kleine Junge in mir verhinderte, dass ich auch Patterson beglückwünschte. »Wirklich bemerkenswert; zwei Funde in ebenso vielen Monaten.«
    »Tja, irgendjemand muss ja –«, begann Patterson, wurde jedoch von Costello unterbrochen, der plötzlich neben mir stand.
    »Ein guter Tag für die Polizei, was, Männer?«, bemerkte er und hielt sich an meinem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher