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Galgenweg

Galgenweg

Titel: Galgenweg
Autoren: Brian McGilloway
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Ellbogen fest, um sich zu stützen.
    »Bemerkenswert«, wiederholte ich.
    »Großartige Arbeit, Jungs«, fuhr Costello fort. »Lasst uns das alles auf die Wache schaffen und den Papierkram erledigen.«
    Ich wollte schon Patterson und Colhoun folgen, doch Costello umklammerte nun meinen Ellbogen noch fester.
    »Warum beobachten Sie Kerr nicht?«
    »Man hat mich angerufen, ich sollte hierherkommen«, erwiderte ich. Ich ahnte, dass Costello mich fortschicken wollte, und war schon im Voraus gekränkt.
    »Kerr ist Ihre Priorität, Benedict. Verstanden?«
    »Ja, Sir«, sagte ich, doch Costello hinkte bereits zurück zu den anderen und stützte sich dabei schwer auf seinen Gehstock.
    Als ich den Fundort verließ und mich dabei bemühte, nicht so gekränkt auszusehen, wie ich mich fühlte, erkannte ich, dass Costello zwar recht hatte, wenn er sagte, der Fund lasse An Garda ganz allgemein gut dastehen, aber er ließ vor allem auch ihn persönlich gut dastehen. Costello hatte den Erfolg erzielt, den er sich für seine Pensionierung gewünscht hatte.
    Als ich in Porthall ankam, stellte sich heraus, dass Kerr gar nicht in dem Bed and Breakfast abgestiegen war. Die Besitzerin erzählte mir, sie habe gesehen, wie er vor ihrem Haus abgesetzt worden sei. Er habe gewartet, bis ich wieder fort war, dann habe er kehrtgemacht und sei den Weg zurückgegangen, den wir gekommen waren.
    Als ich den Blinker setzte, um wieder auf die Straße aufzufahren, entdeckte ich die Überreste seines Regenschirms. Sämtliche Streben waren gebrochen, zusammengekrümmt wie eine Spinne aus Metall lag der Schirm am Rand des Rasens vor dem Haus.
    In der Dienststelle hatte die Feier bereits begonnen. Jemand hatte im Spirituosengeschäft Bierkästen gekauft, und Costello stand mit zwei Flaschen Bushmills-Whiskey am Empfang und schenkte den Kollegen ein. Als ich an ihm vorbeiging, lenkte er meine Aufmerksamkeit auf sich und deutete auf ein neues Plakat hinter ihm an der Wand, das zu Bewerbungen um den Posten eines Superintendent aufrief. Mit einem Nicken bot er mir etwas zu trinken an. Ich nahm ein Bier und zog mich in den Lagerraum hinten im zentralen Bereich der Wache zurück.
    Bei einem früheren Mordfall war dieser Raum meinem Team für die Koordinierung der Ermittlungen zur Verfügung gestellt worden. Bis dahin hatten wir uns alle ein Großraumbüro geteilt, mit Ausnahme von Costello, der ein separates Büro im Westteil des Gebäudes hatte. Nach Abschluss des Falles hatte der Lagerraum diese Funktion als zusätzliches Büro behalten.
    Dort saß ich nun, gab vor, eine nicht angezündete Zigarette zu rauchen, und nippte an dem Bier, während ich die Informationen durchging, die Costello mir über Kerr gegeben hatte. Ich habe nie so viel Gefallen an Whiskey gefunden, wie es von Iren erwartet wird, und konnte nicht wie einige meiner Kollegen zwischen den verschiedenen Marken und Jahrgängen unterscheiden. Doch ich hatte ohnehin nicht so viel für Alkohol übrig. Manchmal fühlte ich mich deshalb ein wenig wie ein Außenseiter unter den Kollegen, die häufig nach der Arbeit ins Pub gingen. Andererseits kam es meinem Familienleben zugute.
    Ich betrachtete gerade eingehend die Brandflecken auf dem Tisch, als sich die Tür zum Lagerraum öffnete und Caroline Williams mit zwei Flaschen Bier hereinkam.
    »Lust auf Gesellschaft?«, fragte sie lächelnd und hielt die Biere hoch.
    »Klar, was gibt’s?« Ich schob ihr einen Stuhl hin.
    Caroline und ich waren nun seit einigen Jahren Partner. Wir waren Kollegen, doch ich war nicht sicher, ob wir auch Freunde waren. Sie war eine zurückhaltende Frau, die in ihren Männerbeziehungen viel gelitten hatte und Berufs- und Privatleben sorgfältig trennte. Diesen Zug bewunderte ich an ihr. Ich wusste, ich würde gut daran tun, mir hin und wieder ein Beispiel an ihr zu nehmen.
    »Das wollte ich gerade fragen. Was machen Sie hier so mutterseelenallein?«
    »Ich gehe nur das Zeug über diesen Kerr durch.«
    »Das ist mal ein Fund.« Sie reichte mir eine der Flaschen. Ich nahm sie und stellte sie auf den Tisch. »Patterson und Colhoun. Das ist ja ein Ding.«
    »Bemerkenswert«, hörte ich mich erneut sagen. »Fast nicht zu glauben.«
    »Warum?« Williams setzte die Bierflasche wieder ab.
    »Die beiden finden doch kaum morgens ihre Schreibtische, geschweige denn etwas so Sensationelles.«
    »Könnte es sein, dass Sie ein bisschen sauer sind, weil wir die Sachen nicht gefunden haben? Von wegen Kriminalpolizei und so?«, fragte sie mit
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