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Galaxis Ahoi

Galaxis Ahoi

Titel: Galaxis Ahoi
Autoren: Jesco von Puttkamer
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zuwenden konnte, stand Randolph bereits mit gefesselten Händen und Füßen hoch oben auf dem Scheiterhaufen, und die Flammen begannen emporzuzüngeln.
    Irgend etwas muß in diesem Moment tief in mir geknackst haben, denn ich erinnere mich nur noch schwach an die folgenden Geschehnisse. Ich kann auch noch so angestrengt in meinem Gedächtnis wühlen, – ich entsinne mich nur schemenhaft, daß ich Schmidt die Flasche aus der Hand riß, einen tiefen Schluck daraus tat und dann kopfvoran die Holzstäbe des Fenstergitters anging. Ich muß sie sekundenlang wie ein Berserker bearbeitet haben, aber ich erinnere mich nur, daß ich mit einer gewaltigen Kraftanstrengung ins Freie brach. Ich schlug zunächst der Länge nach zu Boden, stürmte jedoch im nächsten Augenblick tobend durch die Reihen der Zuschauer.
    Ich weiß noch, wie ich einem der Krieger einen Speer durch den Leib rannte und kurz darauf den Scheiterhaufen erreichte. Dann stand ich hoch oben zwischen den züngelnden Flammen, befreite den Professor und sprang mit ihm in die Tiefe. Ich erinnere mich nicht, wie ich zu ihm hinaufgekommen war. Vier Snug-pffts waren nötig gewesen, um den schweren Steigbaum zu entfernen, aber ich muß ihn mutterseelenallein aus ihrer Mitte herausgeholt haben.
    Ich entsinne mich noch, wie ich mir – gefolgt von Randolph, der seinen Kneifer festhielt – eine Gasse durch die erregten Birnenmenschen bahnte, wie wir glücklich die Hütte erreichten, den Riegel entfernten und die Tür aufwarfen, – wie Anne Randolph schließlich ihrem Vater in die Arme sank und Egon Schmidt mir die Schnapsbuddel zwischen die Zähne schob. Dann wurde es dunkel um mich herum.
    Als ich zu mir kam, spürte ich zunächst das Brennen des Feuerwassers auf meiner Zunge und dann das Zwicken und Zwacken unzähliger Wunden an meinem Körper. Unsere Gruppe kauerte dichtgedrängt auf der Schwelle der Holzhütte, und die Snug-pffts standen in einem großen, dichtgedrängten Halbkreis im Freien um uns herum. Sie hielten ihre Waffen drohend erhoben, und ich wußte, daß jetzt unser letztes Stündlein geschlagen hatte. So richtete ich mich denn mit Schmidts Hilfe auf und bereitete mich innerlich und äußerlich auf eine letzte, große Kraftanstrengung vor. Zach Polk hielt seine geliebte Ölkanne einsatzbereit, und seine erstaunlichen Flüche zeigten mir, daß er noch immer wohlauf, gutgelaunt und bei Kräften war.
    Travis Pendleton hatte sich in völliger Mißachtung seiner siebzig Jahre mit einem der hölzernen Gitterstäbe bewaffnet und sah den kommenden Ereignissen mit gefaßter Miene entgegen. Auch Werkmeister Schmidt schien nichts gegen eine tüchtige Keilerei einzuwenden zu haben. Er hatte sich seinen dicken Ledergürtel aus den Hosenschlaufen gezogen und seine beachtliche Rechte damit bandagiert. In der nicht weniger bemerkenswerten Linken hielt er ein großes Schlüsselbund.
    Die Frauen hatten sich mit dem jungen Underwood in den Hintergrund zurückgezogen, und Betty Jenner – geborene Van’t Hoff – ließ ihren Gatten nicht aus den Augen. Der Zeitungsmann stand mit uns in vorderster Reihe, schimpfte wie ein Rohrspatz darüber, daß er keine Kamera bei sich hatte, und schwang ebenfalls einen soliden Holzknüppel.
    Die birnenförmigen Snug-pffts stürmten plötzlich los und waren im nächsten Augenblick über uns.
    Wir wehrten uns wacker unserer Haut, aber die Masse der Anstürmenden wurde buchstäblich überwältigend. Ich sah unser Ende schon deutlich vor Augen, als sich die wimmelnden Reihen vor mir teilten und einen weißhaarigen Birnenmann durchließen, den ich schon kannte. Der Häuptling mit dem Kopfputz kam gemessenen Schrittes auf mich zu.
    Schon hob ich die Fäuste, um es ihm gehörig heimzuzahlen, als er die Hand hob und abwartend stehenblieb. Anscheinend wollte er mit mir konferieren, – und das konnte mir nur recht sein. Ich ließ es also zu, daß er mir seine Hand auf die Stirn legte und seinen telepathischen Trick vollführte.
    „O Mensch“, sagte die bewußte Stimme in meinem Gehirn, „warum begegnet ihr unserer Freundschaft mit Undank?“
    Ich war einfach sprachlos. Freundschaft? Undank? Das schlug dem Faß den Boden aus! Wenn ich jemals eine unfreundlichere Freundschaft erlebt habe, dann war es in jenen vergangenen Minuten.
    Anscheinend legte er mein verdutztes Schweigen als Verlegenheit aus, denn er fuhr fort, ohne noch länger auf eine Antwort zu warten.
    „Wir wollen euch nichts Böses zufügen. Ihr seid auch Menschen, wie wir, trotz
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