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Gaisburger Schlachthof

Gaisburger Schlachthof

Titel: Gaisburger Schlachthof
Autoren: Christine Lehmann
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reinstecken?«, erkundigte sich Richard mit einem nur für Frauenherzen wahrnehmbaren Tri umphbeben in der Stimme.
    Ich zeigte ihm die Laufwerklade. Richard schob die Schei be hinein. Das CD-Laufwerk rauschte elegant, die »6 sport«-Datei erschien auf Fängeles Bildschirm. Die Bodymaid zeigte Bizeps und Glutaeus.
    Fängele ließ sich in seinen Sessel zurückfallen. »Wenn Sie noch ein bisschen spielen wollen? Nein. Dann darf ich Sie jetzt wohl bitten, meine Herren. Ich habe noch zu tun. Hat mich sehr gefreut und so weiter. Alles andere, Herr Dr. Weber, dann mit Vorladung und Anwalt, falls Sie sich das wirklich antun wollen.«
    Auf Richards Stirn erschienen erste Schweißperlen.
    Ich streckte meine Hand nach dem Eject-Knopf für den CD-Wagen aus. Fängele schob seine Hand dazwischen. »Was wollen Sie?«
    »Die CD.«
    »Mit welchem Recht? Sie gehört mir.«
    »Dann beweisen Sie es endlich. Zeigen Sie uns die Datei, die Sie in diesem Lustgeturne versteckt haben. Das kann doch nicht so schwierig sein. Sie müssen nur irgendeinen Hotkey drücken, Alt-F4 oder Strg-F6-F3 gleichzeitig oder so ähnlich. Etwa so.« Ich fing bei Alt-F1 an.
    »Stopp! Ich lasse mir nichts unterschieben!« Fängeles Stimme hatte einen Kick ins Fistelige bekommen. »Das sind ja polizeistaatliche Methoden.«
    Ich langte bei Alt-F12 an, aber immer noch tat sich nichts.
    »Herr Weber, ich muss doch sehr bitten. Ich werde Sie verklagen. Wollen Sie das wirklich?«
    Ich nahm Strg-F1 in Angriff.
    »Finger weg!« Fängele wischte meine Hand von der Tastatur. Ob es daran lag, dass ich inzwischen Strg-F2 gedrückt hatte, oder daran, dass Fängele noch eine Taste berührte, war nicht zu entscheiden. Jedenfalls rauschte das Laufwerkgebläse gefällig. Ein Staganografie-Datei-Manager öffnete auf dem Bildschirm sein blaues Fenster und verlangte ein Passwort.
    »Na bitte!«, sagte ich. »Das müssen sehr brisante Daten sein, wenn Sie sie in einem Porno-Strip verstecken und vorher sogar noch verschlüsseln.«
    Aber wenn ich selbst im Passwortfeld die Namen aus Fängeles Umfeld ausprobierte, hatte das den Nachteil, dass er hinterher behaupten konnte, wir hätten den Inhalt der Diskette zu seinem Nachteil manipuliert. »Helfen Sie uns«, bat ich. »Seien Sie so gut.«
    Er lachte böse.
    »Herr Fängele«, sagte Richard, »ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ich Sie für dringend tatverdächtig halte, Einnahmen aus illegalen Geschäften nicht steuerlich erklärt zu haben. Des Weiteren habe ich Grund zu der Annahme, dass diese CD, die Sie vor Zeugen als die Ihre identifiziert haben, Daten über diese Einnahmequellen enthält. Sie müssen sich dazu nicht äußern. In Ihrem Interesse würde ich Ihnen jedoch raten, uns bei der Aufklärung des Sachverhalts behilflich zu sein.«
    »Dann darf ich wohl jetzt meinen Anwalt anrufen.«
    »Nein. Der Ermittlungsrichter wird Ihnen dazu später Gelegenheit geben.«
    Ein Gelächter blubberte aus Fängeles körperlichen Tiefen. »Aber, Herr Staatsanwalt! Ich hätte Sie für klüger gehalten. Oder muss ich noch deutlicher werden?«
    »Wenn Sie nicht fürchten, sich zu belasten.«
    »Immer fair, der Herr. Ich hoffe, Sie sind sich Ihrer Sache ganz sicher. Denn wenn nicht … Nun, es wäre doch peinlich, wenn jemand nachfragen würde, warum Sie in meinem Fitnesscenter ein und aus gegangen sind.«
    »Wollen Sie mich erpressen?«
    »Aber, Herr Weber! Wir wollen Ihre hübsche junge Begleiterin doch nicht desillusionieren? Ein Staatsanwalt ist nicht erpressbar, oder?«
    Deutlicher konnte Fängele nicht werden, solange ich im Raum war. Richards Gesicht war schon versteinert. Wenn Fängele unterging, dann würde auch er untergehen. So einfach war das. Aber offenbar war Richard zum Untergang entschlossen, wenn er dabei Fängele mitriss. »Dann rufen Sie Ihren Anwalt an, und wir setzen das Gespräch im Amt fort«, sagte er mit gelassener Todesverachtung.
    Fängele lächelte ungläubig. Aber seine Hand zitterte nun doch ein wenig, als er die Brieftasche aus dem Sakko zog, um im Adressteil nach der Telefonnummer des Anwalts zu su chen. Ich bemerkte, dass ich meine Faust so geballt hatte, dass sich die Scharte am Daumen meldete, die mir der Reißverschluss des Blousons beim Kampf am Funkhaus gerissen hatte, des Blousons von Fängele. Wir Idioten! Das war doch der Beweis. Mir wurde fast schlecht.
    Fängele blätterte noch. Offenbar gehörte er zu der Gruppe der Vergesslichen, denn ich erspickte, dass er in seinem Büchlein sogar die
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