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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel
Autoren: Heather Killough-Walden
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überleben. Alles überlebte er. Doch ohne Juliette wollte er nicht weiterleben. Ohne seinen Sternenengel erschien ihm die Welt sinnlos. Er umklammerte Juliettes Handgelenk fester, zog sie an sich und legte den Arm um ihre Taille. Mit geschlossenen Augen wartete er.
    Und wartete.
    »Gabriel«, flüsterte sie.
    Seine Hand glitt an ihrem Rücken empor, und er spürte etwas Seltsames in der Luft, etwas Warmes, beinahe Festes.
    Irgendwie fühlte er sich eigenartig, leicht benommen. Der Wind tobte nicht mehr um ihn herum, sein Pfeifen verhallte, hohl wie ein Echo.
    Zögernd öffnete er die Augen. Die verschwommene Felswand existierte nicht mehr. Auch die weiß schäumenden Meereswellen waren verschwunden, ebenso die Nacht und der Vollmond, die ganze Welt. Nur er und sein Sternenengel waren übrig geblieben und standen in einem Nebel aus weißem Nichts.
    »Wo sind wir?« Juliettes Frage wurde vom Nichts wie von Watte verschluckt.
    »Nirgendwo«, antwortete Gabriel. Was mit ihnen geschah, wusste er. Diese Erkenntnis wirkte langsam wie eine Droge, die nur allmählich das Glück in ihm auferstehen ließ. »Nirgends mehr«, flüsterte er überwältigt.
    Dann schaute er auf die Frau in seinen Armen hinab. Behutsam ließ er sie los, und zum zweiten Mal in der Ewigkeit der letzten Sekunden traute er seinen Augen kaum. »Juliette.« Zärtlich streichelte er ihr Gesicht. »Mein Gott!« Mehr konnte er nicht sagen.
    Schöner als alles, was er je gesehen hatte, erschien ihm sein Sternenengel. Und was ihn am meisten verwirrte, waren die mächtigen Flügel, die sich an Juliettes Rücken bildeten. Bronzefarben und grün schimmernd, wurden sie Realität, und Gabriel spürte Tränen auf seinen Wangen.
    »Mein Engel«, flüsterte er halb erstickt.
    »Gabriel«, hauchte sie. In ihren Augen sah er unvergossene Tränen glänzen. »Du … du hast Flügel.«
    Obwohl es ihm schwerfiel, riss er den Blick von ihr los und spähte über seine Schulter. Tatsächlich, Juliette hatte recht. Zu beiden Seiten erstreckte sich das rabenschwarze, silbern gestreifte Gefieder zweier riesiger Schwingen. »Unglaublich«, seufzte er ehrfürchtig. Wie schnell das alles gegangen war.
    Erst jetzt erinnerte er sich. Uriel und Eleanore hatten es ebenfalls erlebt und den anderen drei Erzengeln erklärt, was ihnen widerfahren würde, wenn sie ihre Sternenengel fanden. Nun musste Gabriel seine Wahl treffen. Wollte er mit Juliette auf der Erde bleiben oder in seine angestammten Gefilde zurückkehren? Unfassbar. Es geschah tatsächlich, es war kein Traum.
    Er wandte sich ihr wieder zu. »Auch du hast Flügel, Liebes.«
    Verdutzt blinzelte sie und öffnete die rosigen Lippen, um nach Luft zu schnappen.
    »Schau doch nach«, empfahl er ihr, und sie schaute über ihre Schulter
    »Oh, mein Gott! Wie … Was …« Entgeistert verstummte sie.
    »Du hast dich geopfert, um mich zu retten.« Inzwischen war ihm alles klar geworden. Deshalb hatte sie sich auf den Adarianer gestürzt. »Nicht wahr, meine Süße?«
    Als sie sich umdrehte und ihn mit diesen unglaublichen leuchtenden Augen ansah, musste er seine ganze Selbstkontrolle aufbieten, um nicht zu zittern. Er verdiente sie nicht.
    Statt zu antworten, errötete sie, und das verriet ihm, was er wissen musste.
    »Mein süßer Engel …« Noch mehr Worte fand er nicht, und er wollte es auch gar nicht, sondern sie nur umarmen und küssen und endgültig feststellen, dass dies alles Wirklichkeit war.
    Mit seinen warmen Lippen streifte er ihre, so federleicht und sanft, wie es nur Engel vermochten, sie senkte ihre Lider, und dann drückte er sie ungestüm an sich und küsste sie voller Leidenschaft.
    Ja, dies war kein Traum, sondern Realität. Sie war sein Sternenengel, und bald würde sie seine Frau sein, und er würde ihr ein wunderbares Zuhause bieten, in Schottland.
     
    Die Wirkung war stets dieselbe: Wann immer er Juliette küsste, war der Rest der Welt wie ausgeblendet. Was ansonsten passierte, schien keine Rolle mehr zu spielen. Gnadenlos vereinnahmte Gabriel alle ihre Sinne und riss ihre sämtlichen Schutzmauern nieder, während er sie für immer an sich band. Ihr wurde heiß, ihr Herz schmolz dahin, ihre Begierde wuchs.
    In ihrer Kehle stieg ein Stöhnen auf, das ihr Verlangen bekundete. Die Finger in ihr Haar geschlungen, konnte Gabriel ihr gar nicht nahe genug sein.
    Jemand räusperte sich, und sie erstarrte.
    Plötzlich wurde sie von einem merkwürdigen Gefühl erfasst. Ihre Umgebung hatte sich verändert. Sie hörte wieder
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