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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel
Autoren: Heather Killough-Walden
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wenig verbergen wie Eleanore Granger. Wenn Juliette provoziert wurde, färbten sich ihre hellbraunen Augen grün, wie die Fotos bewiesen. Ihre Lippen waren voll und rosig, die Zähne ebenmäßig und schneeweiß, das lockige dunkle Haar glänzte so fantastisch, wie Samael es bisher nur ein einziges Mal gesehen hatte – bei dem ersten Sternenengel.
    Noch wussten die vier Lieblingserzengel des Alten Mannes nichts von Juliettes Existenz. Wenn Samael sie für sich gewann, würde er zumindest einen der Brüder um seine Seelengefährtin bringen. Ein verführerischer Gedanke … und natürlich reizten ihn auch die Wärme und die Freude, die er mit ihr im Bett erleben würde.
    Aber nein.
    Sam hatte andere, umfassendere Pläne, die sich bereits dem Erfolg näherten. Denn er verstand es, die Ereignisse hinter den Kulissen zu manipulieren. Genaugenommen war Juliette Anderson nicht der Sternenengel, auf den er es derzeit abgesehen hatte. Sollte sie trotzdem in seinem Bett landen, würde er sich allerdings nicht beklagen.

3
    »Na, großartig.« Finster betrachtete Juliette den dunklen Himmel durch die Windschutzscheibe. »Einfach großartig.« Mit geschürzten Lippen umklammerte sie das Lenkrad immer fester, bis ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Es war schon schwierig genug, die Entfernung zwischen den Autoreifen und dem Straßenrand abzuschätzen, wenn man auf der rechten Seite saß, und der Verkehr, Stoßstange an Stoßstange, zerrte zusätzlich an ihren Nerven. Ringsum fühlte sich das Vehikel wie schäbiges Plastik an, und sie saß allein auf einer fremden Straße fest. In absehbarer Zeit würde sie das Hotel wohl kaum erreichen.
    Falls sie es überhaupt fand. Dabei half ihr zum Glück das Navi am Armaturenbrett. Wenn sie die falsche Richtung einschlug, würde ihr eine ganz reizende britische Stimme Bescheid geben.
    Juliette riskierte wieder einen Blick nach oben. Erstaunt sah sie das grelle Netz eines Blitzes am Himmel. Zwei Sekunden später krachte ein Donnerschlag.
    Normalerweise genoss sie heftige Gewitter. Was dies dem Verkehr antat, gefiel ihr nicht so gut. Die Straßen waren ohnehin schon furchtbar, viel zu schmal, voller Straßenschilder und parkender Autos. Und es gab einfach zu viele Fahrzeuge auf diesem Straßennetz, das die Schotten vor tausend Jahren angelegt hatten. Auf regennassem Asphalt geriet man in eine gewaltige Schlange, die im Schneckentempo dahinkroch.
    Bis zu Juliettes Ankunft im Radisson Blu würden noch Stunden verstreichen. Sie seufzte erleichtert, weil eine britische Tankfüllung für tausend Meilen reichte. Seit sie den Flughafen verlassen hatte, war keine einzige Tankstelle aufgetaucht.
    O Gott, wie schlecht du gelaunt bist, Jules, dachte sie und rieb sich die Augen, als der Wagen vor ihr wieder einmal stehen blieb. Nur Mut. Du bist sicher und unversehrt gelandet, alles andere ist unwichtig. Aber die blöde Fluglinie hatte ihr Gepäck verschlampt, ihre rechte Hinterbacke war gefühllos vom langen Sitzen, und sie fürchtete, ein Autounfall würde sie noch vor dem Ende des Tages hinter Gitter bringen.
    Hinter ihr erklang eine Hupe, und Juliette spähte in den Rückspiegel. Neben ihren braunen Haaren und den haselnussbraunen Augen sah sie den Fahrer eines BMW. Mittleren Alters, soweit sie das erkennen konnte. Goldene Armbanduhr? Vielleicht Silber – schwer zu sagen in diesem schwachen Licht. Ein bebrillter Glatzkopf. An seinem rechten Ohr klebte ein Handy. Juliette runzelte die Stirn.
    Warum zum Teufel hupte er?
    Die Autoschlange kroch weiter, und Jules kam bis auf gute fünf Stundenmeilen, bevor der Verkehr erneut stockte. Seufzend verdrehte sie die Augen, als der Typ hinter ihr wieder hupte. Diesmal pausenlos. Juliette warf ihm im Rückspiegel einen vernichtenden Blick zu. Unbeeindruckt hupte er. Was zum Teufel … Glaubt der, ich könnte die dreihundert Autos vor mir zu einem schnelleren Tempo zwingen? Oder bildet er sich ein, ich könnte mich in Luft auflösen?
    Über den Highway rollte ein Donnergrollen hinweg, ließ die Autofenster klirren und die BMW-Hupe für eine kleine Weile verstummen. Ein Blitz flammte rechts von Juliettes Wagen auf, nicht weit entfernt, und sie begann die Sekunden zu zählen. Noch ehe sie bei zwei war, ertönte ein gewaltiges Krachen. Sie zuckte zusammen, instinktiv duckte sie sich. Irgendwo auf dem grünen Hügel zwischen den Vorstädten heulten Sirenen.
    Juliette schaltete das Radio ein, hörte aber nur ein Rauschen. Als sie zu schlucken versuchte, fühlte
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