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Gabriel

Gabriel

Titel: Gabriel
Autoren: Heather Killough-Walden
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Kevin verheißungsvolle Möglichkeiten, denn das kleine Experiment hatte seine Vermutung bestätigt. Wie Uriel konnte er die Macht eines anderen Adarianers absorbieren, indem er dessen Blut trank. Schon jetzt allerdings spürte er die Kräfte schwinden, die er Ely entzogen hatte. Also wirkten sie nur vorübergehend. Das ergab einen Sinn, weil Ely der eigentliche Eigner dieser Macht war und noch lebte. Deshalb regenerierten sich diese Kräfte nicht, sondern waren nur eine Leihgabe. Und nachdem ich sie benutzt habe, kehren sie zum rechtmäßigen Eigentümer zurück, dachte der General.
    Er schaute zur Tür, durch die Ely davongegangen war. Auf dem Schlachtfeld in Texas waren drei Adarianer gestorben und neun übrig geblieben, Kevin inklusive. Hinter dieser Tür warteten acht auf ihn. Er erinnerte sich an ihre individuellen Fähigkeiten, analysierte die Bedeutung des gelungenen Experiments und fragte sich …
    Sorgfältig breitete er ein einfaches weißes Laken über die Leiche. Wenig später kehrte Ely zurück, und Kevin befahl ihm: »Bring Xathaniel zu mir.«
    Der Schwarze nickte und verschwand wieder. Im Kreis der Adarianer wurde Xathaniel auch Daniel genannt. Der General hielt ihn für den Schwächsten seiner Gruppe, da der Mann nur ein einziges Talent besaß – er konnte sich unsichtbar machen. Zeitweise war es zweifellos nützlich, unsichtbar zu sein. Aber Kevin interessierte sich mehr für aggressive, im Kampf vorteilhafte Kräfte. Über die verfügte Daniel nicht.
    Trotzdem war er für Kevins Vorhaben brauchbar. Wenn Kevin die Fähigkeit eines Adarianers temporär absorbieren konnte, indem er dessen Blut trank, was würde dann geschehen, wenn er den Mann anschließend tötete? Würde er die Gabe seines Opfers für immer besitzen?
    »Sir, Daniel ist nicht in seinem Zimmer. Offenbar hat er das Hauptquartier verlassen.«
    Der General drehte sich zu Ely um, dessen breitschultrige Gestalt die Tür erneut ausfüllte. »Hm.« Kevin dachte kurz nach. Wahrscheinlich war Daniel einen Kaffee oder ein Bier trinken gegangen, oder er trieb es mit einer Frau. Auch die Adarianer hatten gewisse Bedürfnisse. »Bring ihn her, wenn er zurückkommt.«
    Wieder nickte Ely und ging davon.
    Während der General wartete, dachte er über Daniels Unsichtbarkeit nach. Falls das kleine Experiment funktionierte, würde Kevin sich unsichtbar machen können. Und Daniel wäre tot.
     
    Samuel Lambent hütete viele Geheimnisse. Zum Beispiel lautete sein richtiger Name nicht Samuel, und es war keineswegs ein Fulltime-Job, der reichste, mächtigste Medienmogul der Welt zu sein.
    In Wirklichkeit hieß er Samael und war der unglaublich schöne, hochgewachsene weißblonde Erzengel mit den anthrazitfarbenen Augen, den manche als den Gefallenen kannten. In diesem Moment starrte der berüchtigte Erzengel ein Foto an, das ihm einer seiner zahllosen, rund um den Globus tätigen Mitarbeiter gegeben hatte. Es zeigte Juliette Anderson, den zweiten Sternenengel. Auf dem Bild neigte sie sich über einen Bewusstlosen, den sie soeben nach einem Surfunfall aus dem Meer gezogen hatte. Dass sie dabei geknipst worden war, ahnte sie nicht. Genauso wenig wusste sie, wie leicht ihr kleines Geheimnis in die falschen Hände geraten konnte, und deshalb schwebte sie in großer Gefahr.
    Dieser überaus wertvolle Sternenengel konnte Verletzte mit einer einzigen Berührung heilen, Wetter und Feuer beeinflussen und mittels Gedanken Gegenstände bewegen. Ob Juliette das ganze Ausmaß ihrer Talente kannte, war unklar.
    Monatelang hatte Samael überlegt, was er mit der kleinen Juliette machen würde. Die nur einen Meter sechzig große Frau eröffnete ihm mehrere Möglichkeiten, und alles hing von seiner Entscheidung ab. Sollte er sie erobern? So etwas fiel ihm niemals schwer. Außerdem war sie unschuldig, und er hätte ihr einiges zu bieten. Ihr Bankkonto war fast immer leer. Und ihre Eltern – Universitätsprofessoren auf schlecht bezahlten Fachgebieten – vergeudeten ihr Geld mit Rucksacktrips und Campingreisen. Wie man sparte, wussten sie nicht, und Juliette bat sie daher längst nicht mehr um finanzielle Unterstützung.
    Genau da würde er ansetzen können. Samael lebte schon lange genug unter den Menschen. Er kannte die Macht von Geld und Sex und wusste, dass Geld die stärkere Lockung darstellte – die Wurzel allen Übels.
    Juliette war bildschön mit ihrer glatten, gesunden, gebräunten Haut, die normale Menschen nicht besaßen. Ihre Sternenengelseele konnte sie ebenso
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