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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau
Autoren: D Zinßmeister
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Veit und Friedrich mühsam die Wanne vom Fuhrwerk. Vorsichtig, als ob sie den Leichnam verletzen könnten, kratzten sie das Salz von dem Toten. anna Maria schaute nicht hin, doch sie ahnte, dass der anblick der Leiche kein schöner war.
    Matthias’ nackter Körper wurde in die Fahne gehüllt und in das Grab gelegt. als anna Maria zu ihm hinunterblickte, sah sie die bunten Farben des Regenbogens.
     
    Während der Pater Gebete für den Toten sprach, wurde anna Maria scheinbar durch eine Bewegung oberhalb der Grabreihen abgelenkt. Sie blickte auf und erschrak. Dort, an einen Baum gelehnt, glaubte sie Matthias stehen zu sehen, der ihr freundlich zulächelte.
    Mit Tränen in den augen hob sie leicht die Hand und winkte ihm zu. Dann verschmolz die Gestalt mit der Dunkelheit.
    Anna Marias Herz schlug heftig. Sie nahm weder die Gebete des Paters noch die Geräusche der Nacht um sie herum wahr. Nur das Bewusstsein, dass sie Matthias für immer verloren hatte, drang zu ihr durch. alle Gefahren, die sie auf sich genommen hatte, alle angst, die sie ausgestanden hatte, waren umsonst gewesen. Sie hatte ihn nicht retten können, sie hatte versagt.
    Anna Maria spürte Veits Blick auf sich. Sie schaute zu ihm auf. Er schien ihre Gedanken zu erahnen, denn er ergriff ihre Hand und zog sie sanft an sich. anna Maria lehnte sich an seine Brust. Sein gleichmäßiger Herzschlag brachte Frieden in ihre Seele, und sie spürte, wie das Leben in ihren Körper zurückkehrte. anna Maria blickte zu dem Baum, an dem ihr Matthias erschienen war, und sie bat den toten Bruder um Vergebung.
    In diesem Moment schien ein Lufthauch ihr Gesicht zu streicheln, und da wusste sie, dass alles gut werden würde.

Nachwort
    Der Bauernkrieg, den ich als zeitlichen Hintergrund für meine Geschichte im vorliegenden Roman gewählt habe, war kein Krieg im modernen Sinn. Er war eine Serie von Volksaufständen, die zwischen 1524 und 1526 die Gebiete zwischen Basel und Halberstadt, der Saar und dem Erzgebirge erschütterte. Getragen wurden diese aufstände von Bauern, die, vom Beginn der Reformation ermutigt, ihre revolutionären Forderungen stellten. Sie protestierten gegen die Einschränkung ihrer Rechte und die abgabenlast. Vom adel militärisch ausmanövriert und von Luther verurteilt mussten die aufständischen jedoch aufgeben.
    Die Zeitgenossen schätzten, dass der Bauernkrieg 100 000 Tote gefordert habe.
     
    Trotz der militärischen Katastrophe sind die Bauern nicht von der politischen Bühne verschwunden. auf dem politischen Weg über Gesuche und Verhandlungen sowie auf dem Rechtsweg durch Prozesse haben sich einzelne Dörfer und einzelne Bauern auch nach dem Ende des Bauernkriegs immer wieder mit ihren adeligen Herren auseinandergesetzt. Der Reichstag von 1526 schließlich bestätigte, dass den Bauern kein Unrecht geschehen dürfe. Die Reformation wurde nach 1525 aber endgültig zu angelegenheit des adels.

    Vom Leben Joß Fritz’ , der tatsächlich die Bundschuhaufstände angeführt hat, sind den Historikern nur die Eckdaten bekannt.
Was Fritz zwischen den aufständen gemacht hat oder wann und wo er gestorben ist, weiß man nicht. Deshalb eignete sich seine Person vorzüglich, um für sie ein Doppelleben zu erfinden. Sein Leben als freier Bauer und seine Familie in Mehlbach sind reine Fantasie. alle geschichtlichen Ereignisse um seine Person hingegen entsprechen der Wahrheit.
     
    Jacob Hauser war tatsächlich Joß Fritz’ Fähnrich, und auch der Landsknecht Kilian kämpfte einst an seiner Seite.
     
    Thomas Müntzer wurde nach der Schlacht von Frankenhausen am selben abend gefangen genommen und auf der Burg Heldrungen mehrere Tage lang grausam gefoltert.
    Heinrich Pfeiffer hingegen wurde bei Eisenach aufgespürt.
    Beiden Schwarmgeistern wurden inmitten des fürstlichen Heeres die Köpfe abgeschlagen und diese anschließend zur abschreckung vor Mühlhausen auf Pfähle aufgespießt.
     
    Jäcklein Rohrbachs Gräueltat auf dem Weinsberg, an der auch der Hofmusikant Melchior Nonnenmacher und Margarete Renner, die Schwarze Hofmännin , beteiligt waren, hatte sich im Reich herumgesprochen. als der Heerführer Georg III. Truchseß nach einer Schlacht Rohrbach und Nonnenmacher festgenommen hatte, erwartete sie ein furchtbarer Tod. Mit zwei Meter langen Eisenketten schmiedete man sie an einen Baum und schichtete um den Stamm Reisig, trockene Äste und Holzkloben auf. Dazwischen wurden kleine Fleckchen freigelassen, auf die man gerade einen Fuß setzen konnte. Das
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