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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau
Autoren: D Zinßmeister
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Fuhrwerk, anna Maria saß neben ihm. Stockend, immer wieder von Schluchzen unterbrochen, erzählte sie ihm, weshalb sie sich auf die Suche nach ihnen gemacht hatte. Sie berichtete von ihrer Gefangenschaft auf Burg Nanstein und von den hilfsbereiten Menschen, die sie unterwegs kennengelernt hatte. auch von ihrer Liebe zu Veit sprach sie und blickte dabei ihren Bruder schüchtern von der Seite an. Peter ergriff ihre kalte Hand und sagte: »Ich mag ihn!« anna Maria erwiderte erleichtert den Druck seiner Finger.
     
    Als sie an der Kreuzung ankamen, von der eine Wegrichtung nach Mühlhausen und die andere nach Südwesten führte, bat Hauser Peter das Fuhrwerk anzuhalten.
    »Ich werde euch hier verlassen!«, erklärte der alte mit zittriger Stimme.
    »Wollt Ihr nicht meinen Vater wiedersehen?« Fragend blickte Peter auf.
    »Manchmal ist es besser, wenn man die Vergangenheit ruhen lässt!«, antwortete Hauser und starrte in die Ferne. »Ich habe Sehnsucht nach meinem Sohn und will ihn so rasch wie möglich zu mir holen.« Verhalten räusperte er sich. »Doch zuerst
werde ich zu annabelle gehen und ihr von Matthias’ Tod berichten.« Leiser fügte er hinzu: »Ich werde bei ihr sein, wenn sie ihrem Vater gesteht, dass sie ein Kind von Matthias erwartet.«
    »O nein!«, entfuhr es anna Maria, und auch Peter blickte Hauser bestürzt an.
    »Ich hätte es ahnen müssen!«, sagte anna Maria und dachte daran, wie sie annabelle mehrmals schützend die Hand auf ihren Bauch hatte legen sehen.
    »Herr Hauser«, bat anna Maria, »richtet annabelle aus, dass sie und das Kind jederzeit nach Mehlbach kommen können. Sie erwartet das Kind eines Hofmeisters, und das gehört auf den Hofmeister Hof!« Nickend pflichtete Peter seiner Schwester bei. Hauser lächelte und versprach, annabelle dieses angebot zu unterbreiten. Dann nahm er nacheinander von allen abschied und machte sich auf den Weg in Richtung Mühlhausen.

    Tage mühevollen Reisens lagen hinter den vier Freunden. Je näher das Fuhrwerk der Heimat kam, desto unsicherer wurden anna Maria und Peter. Obwohl es Matthias’ ausdrücklicher Wunsch gewesen war, in Mehlbach neben seiner Mutter beerdigt zu werden, fürchteten die Geschwister, dass ihre Familie und die Leute im Dorf sie dafür verurteilen würden, den Leichnam durch das halbe Reich gefahren zu haben. auch scheuten sie den Zorn des Kirchenvorstehers.
    Anna Maria und Peter hatten lange beratschlagt und waren sich schließlich einig, dass niemand von dem in Salz gelagerten Leichnam erfahren durfte. Sie würden Matthias im Geheimen eine kirchliche Beerdigung zukommen lassen.
     
    Am frühen abend des zehnten Reisetages kamen Peter, anna Maria, Veit und Friedrich in der kleinen Siedlung Otterberg an, die nur eine knappe Stunde Fußweg von Mehlbach entfernt lag.
Inmitten von Sumpfland und Teichen stand ein ungewöhnlich großes Steingebäude mit zahlreichen kleinen Nebengebäuden. Es war ein Zisterzienserkloster, in dem zwanzig Mönche lebten.
    Anna Maria und Peter wussten, dass die Mönche arm waren und das Kloster im kältesten Winter nicht beheizen konnten. auch lebten die Glaubensbrüder nur von dem, was die Teiche und die Felder hergaben. Da die Gegend um das Kloster jedoch nass und sumpfig war, waren die Ernteerträge sehr gering.
    Selten verließen die Mönche die abtei, denn ihr Leben bestand nur aus Beten und arbeiten.
     
    In der Nähe des Klosters zügelte Peter das Pferd und stieg mit Veit und anna Maria vom Fuhrwerk herunter. Sie wollten zu dritt zur Pforte gehen, während Friedrich bei ihrem Gefährt warten sollte. Beherzt klopfte Veit an die Klosterpforte. Es dauerte eine Weile, bis ein Mönch seinen Kopf durch das kleine Fenster streckte.
    Nachdem Peter mit ernster Miene sein Begehren geschildert hatte, schwieg der Mönch fassungslos. Er konnte nicht glauben, was er da eben gehört hatte. Doch bevor der Bruder etwas erwidern konnte, zeigte anna Maria ihm die Geldstücke in ihrer Hand. »Das soll eine Spende für Eure abtei sein.«
    Tonlos sagte der Mönch: »Wartet, ich werde mit dem abt sprechen.«

    Die Nacht wurde nur von einigen Sternen erhellt, als die Männer das Grab auf dem Friedhof von Mehlbach schaufelten. anna Maria stand am Grabstein ihrer Mutter und hielt in Gedanken ein Zwiegespräch mit ihr.
    Priesterbruder Stephan, dem der abt die Erlaubnis erteilt hatte, Matthias mit kirchlichem Segen zu bestatten, hielt sich abseits und murmelte leise einen Psalm.

    Als das Grab tief genug war, hievten Peter,
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