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Gabe der Jungfrau

Gabe der Jungfrau

Titel: Gabe der Jungfrau
Autoren: D Zinßmeister
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Geschütze und Gewehre sowie dem dumpfen Klang der Trommeln.
    Rauchwolken verschleierten die Sicht, und Qualm brannte in den augen der Männer. Der Geruch des Schießpulvers vermischte sich mit dem des Bluts der Toten und Verletzten. Zu Tausenden wurden die rebellischen Bauern getötet, und ihr Blut floss in einer breiten Rinne den Berg hinunter.
     
    Endlich erblickte Peter die bunte Fahne, die Hauser hoch in die Luft hielt. Mit seinem gesunden arm zog er Matthias mit sich und rannte auf den alten zu, der bei ihrem anblick erleichtert schien.
    »Bleibt dicht bei mir!«, brüllte Hauser gegen den Lärm an. »Lasst uns versuchen in den Wald zu fliehen!«
    »Ich werde nicht fliehen, sondern kämpfen!«, brüllte Matthias aufgebracht und riss sich von Peter los. Mit wutverzerrtem Gesicht irrte er zwischen den Toten umher, bis er eine Lanze fand, die er wie eine Trophäe über seinen Kopf hielt.
    Peter versuchte Matthias einzuholen, als er von einem Mann abgelenkt wurde, der blutüberströmt auf ihn zu wankte. Es war Friedrich, der eine klaffende Wunde in seiner Wange hatte. Hauser zog ihn ebenso wie Peter hinter ein Wagenrad und untersuchte die Verletzung. »Es ist nur eine tiefe Fleischwunde, mein Junge!«, stellte er nüchtern fest.

    »Ich muss zu Matthias!«, schrie Peter den beiden zu, als eine abgefeuerte Geschützkugel in seiner Nähe einschlug und ihn zurückschleuderte. Hauser wollte Peter aufhelfen, als er zu erstarren schien. Friedrichs und Peters Blick folgten dem seinen auf das Schlachtfeld hinaus. am Berghang, im steinigen, schwer passierbaren Gelände, konnten sie im Getümmel erkennen, wie ein Landsknecht auf Michael zulief, der verwirrt umherirrte. Bereits im Laufen schwang der Mann sein Schwert und hieb mit einem Schlag dem Burschen den Kopf ab. Geräuschlos sackte Michaels Körper nach vorne, während sein Kopf den Hang hinunterrollte.
     
    Matthias, der Michaels Hinrichtung gesehen hatte, lief schreiend mit der Lanze in der Hand auf den Landsknecht zu. Fast blind vor Tränen stolperte er über die Leichen auf dem Boden, bis er keuchend vor dem Gegner stand. »Du Schwein!«, schrie er, doch seine Worte wurden vom Lärm des angriffs verschluckt.
    In gebeugter Haltung und die Muskeln angespannt, standen sich Krieger und Bursche gegenüber. Mit vor Wut verzerrtem Gesicht versuchte Matthias den Landsknecht mit dem Speer zu verletzen. Doch der war geübt und wich den attacken mühelos aus. Er schien sich einen Spaß daraus zu machen, Matthias hin und her zu scheuchen.
     
    Peter, der hundert Schritte entfernt stand, wusste, dass Matthias den Kampf mit dem Soldaten nicht gewinnen konnte. Erregt brüllte er ihm zu, sich in Sicherheit zu bringen. als Matthias nicht reagierte, rannte Peter auf den Landsknecht zu und flehte um Gnade für seinen Bruder. auch Hauser verließ die sichere Deckung und folgte Peter. Er schwenkte die Regenbogenfahne über dem Kopf, um den Söldner abzulenken. als ihn nur noch wenige Schritte von dem Krieger trennten, rief Hauser: »Deine Fahne, Peter! Zeig sie ihm!« Im Laufen riss Peter sich das Fahnenstück unter dem Hemd vom Leib und schwenkte es.

    Doch es war zu spät. Ein wuchtiger Schwerthieb drang in Matthias’ Körper ein.
    Als der Landsknecht zum tödlichen Hieb ausholen wollte, schrie Hauser ihm zu: »Der arme Mann in der Welt mag nit mehr genesen!« Da hielt der Soldat inne und blickte die beiden Männer an. »Wer bist du, dass du mich mit diesen Worten aufhältst?«, fragte er mit finsterer Miene.
    »Das sind die Söhne von Joß Fritz. Sie tragen seine Fahne auf dem Leib!«, schrie Hauser mit schriller Stimme
    »Was kümmert es mich? Fritz’ Kampf wurde vor langer Zeit entschieden. Nun wird ein anderer gefochten«, höhnte der Landsknecht mit erhobenem Schwert. Unbeirrt blickte Hauser den Mann an und sagte: »auch du hast einst für unsere Sache gekämpft. Deine abgehackten Finger verraten dich. Sieh die vielen toten Bauern. Ihr habt bereits gesiegt, und du bekommst von den Fürsten deinen Sold, einerlei, wie viele Männer du abschlachtest. Lass den Burschen in Frieden sterben.«
    Der Landsknecht blickte zu Matthias und knurrte: »Ich würde ihm einen schnellen Tod bescheren. So aber wird er leiden müssen.«
    Dunkles Blut sickerte durch Matthias’ Kittel. Peter sah den Mann eindringlich an und flüsterte: »Bitte!«
    Der Landsknecht ließ das Schwert sinken. Mit einem letzten Blick auf den Sterbenden drehte er sich um und schritt den Berg hinauf, um im Getümmel der
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