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Fummelbunker

Fummelbunker

Titel: Fummelbunker
Autoren: Sonja Ullrich
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wissen.« Er reichte mir eine Visitenkarte. Auf die Rückseite war seine Handynummer gekritzelt. Dann sah er zu Alexander und die beiden schienen eine Zeit lang auf telekinetischer Ebene zu kommunizieren. Schlussendlich zog Ansmann ab und Alexander wartete eine Weile, ehe er sich mir näherte. Seine Wangen waren vor Anstrengung gerötet, seine Haare vom Licht schluckenden Wasser fast schwarz. In meinem Magen begann etwas zu flattern.
    »Tut mir leid, dass ich deinen Wagen genommen habe.«
    Alexanders Hände umfassten meine Schultern. Sie waren ganz kalt. Er zog mich zu sich und ich wünschte mir, ich wäre klein genug gewesen, um meinen Kopf unter sein Kinn zu schmiegen. Stattdessen glitt ich mit meinem Gesicht an seiner feuchten Wange entlang. Sie piekte ein wenig.
    Schlagartig fiel es mir wieder ein und ich wich zurück. »Du bist verheiratet!«, fuhr ich ihn an.
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist nicht so, wie du denkst. Wir leben getrennt.«
    Patzig verschränkte ich die Arme vor der Brust.
    »Ich habe mir Sorgen gemacht«, sagte er.
    »Ich bin okay«, sagte ich. »Es ist nicht mein Blut.«
    »Ich meinte eigentlich mein Auto.« Selbstgefällig grinste er mich an. Dann näherte er sich, schloss die Augen und küsste mich. Es war ein langer und intensiver Kuss und ich fühlte, wie sich meine Härchen entlang des Rückens aufrichteten.
    Ich drückte ihn fort. »Ich bin in den Krankenwagen gestiegen. Ich habe dein Auto dort einfach stehen lassen.«
    Er nickte. »Ich weiß.«
    Sanft nahm er meine Hand und legte einen Schlüssel hinein. Es war der Zündschlüssel der Triumph Daytona.
    Konsterniert starrte ich ihn an.
    »Nach dem Funkruf des Krankenwagens wurde der Garagenpark abgesperrt und gesichert.«
    »Abgesperrt?« Der Boden unter meinen Füßen begann zu wanken. »Du warst dort? In Metins Garage?«
    Er lachte leise. »Ich und zwei Leute von der Polizeidienststelle, sechs Kollegen von der Kripo, ein paar Leute von der Spurensicherung und zwei junge Türken auf einem Roller, die ein reges Interesse an der Garage hatten. Sie haben sich eine kurze Verfolgungsjagd mit einem Streifenwagen geliefert und werden derzeit befragt.«
    Ich musste mich setzen.
    »Alles in Ordnung? Du siehst blass aus.«
    Blass war gar keine Ausdruck. Ich war so gut wie tot.
    Alexanders Stimme dröhnte blechern gegen mein Ohr.
    »Metin. Ist das nicht der Besitzer der Detektei, in der du arbeitest? Gehört ihm die hübsche Sammlung in der Garage?«
    Ich kniff die Augen zu. Sterne flimmerten über meine Pupillen. »Bitte, lass uns nicht mehr darüber sprechen.«
    Er setzte sich zu mir und legte mir seine Hand in den Nacken. Seine Finger durchkämmten ein paar Haarsträhnen, was mich ein wenig beruhigte.
    »Wie geht es ihm?«
    »Sie haben mir noch nichts gesagt.«
    Ich starrte auf meine Knie. Das Blut hatte sich tief in die Fasern gefressen und wirkte so braun wie Kaffeeflecken. Ich hatte damit gerechnet, dass Alexander sein Verhör fortsetzen würde. Dass er mich über meine Vorlieben für Holländer aushorchen würde. Doch er tat es nicht. Im Gegenteil. Diesmal war er es, der plauderte.
    »Die Einsatzleute vor der Garage sahen sehr mitgenommen aus. Mehr als sonst.«
    Ich nickte.
    »Edgar erzählte mir, dass er mit Pankowiak zusammen die Polizeiausbildung gemacht hat.«
    »Das ist lange her.« Ich klang schon wie Gregor.
    »Offensichtlich nicht lang genug. Die Polizisten vor Ort waren sehr wütend und besorgt.«
    Ich wusste nicht, warum, aber es freute mich zu hören, dass sich die Leute um Gregor scherten. Ich sah Alexander an und seine Pupillen fixierten mich, als wollten sie meine Gehirnwindungen durchforsten. »Du weißt, dass ich das nicht länger ignorieren kann«, sagte er. »Wir müssen darüber sprechen.«
    Ich nahm es zur Kenntnis.
    Die sperrige Tür hinter uns spuckte einen Mann mittleren Alters aus. Sein Ärztekittel umarmte ihn wie eine Engelsrobe, seine babyblauen weiten Hosen schlackerten wie Fahnen im Wind. Der Kopf war beinahe gänzlich geschoren, doch an den Stoppeln erkannte ich, dass seine Haare dunkel waren. Seine Haut hatte eine frische Bräune und stand im völligen Kontrast zu seinen alt und müde erscheinenden Augen. Abrupt stand ich auf und humpelte ihm entgegen. Ein Klemmbrett hatte er vor seiner Brust gestemmt und sein Blick senkte sich, als er vor mir zum Stehen kam. Er inspizierte mit einer kurzen Regung die Sauerei auf meiner Brust.
    »Ist das Ihr Blut?«, fragte er. Ich schüttelte den Kopf.
    »Frau …« Er
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