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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)
Autoren: Sky du Mont
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Vitamine denn?«, frage ich unvorsichtigerweise.
    »Sag bloß, du hast ihm keine Vitamine gegeben! Mach ihm sofort einen großen Obst- oder Gemüsesaft. Am besten beides. Und gib ihm ein paar Multivitamintabletten. Das Kind braucht Vitamine. Und nimm ihm die Cola weg. Klar, dass er die trinkt. Kinder sind ja so unvernünftig. Er. Und du …«
    Ich beschließe, lieber keinen Widerstand zu leisten. »Schatz«, sage ich. »Es wird alles gut. Ich passe auf Ryan auf, hege und pflege ihn – und wenn du wieder da bist, wird er so frisch und fröhlich sein, als käme er direkt aus derAutowaschanlage.« Zugegeben, vielleicht nicht das beste sprachliche Bild. Aber, ehrlich, in der Situation steht man als Mann unter Megastress: hier ein Kind, das die Seuche hat, dort eine Frau, die die Panik hat …
    »Das hoff ich«, sagt sie. »Ruf mich an, ja?«
    »Mache ich.«
    Nachdem das Telefonat beendet ist, düse ich zurück ans Krankenbett. Ryan hat inzwischen die erste Staffel der Simpsons angefangen – und die dritte Flasche Cola. »Ich will Chips«, sagt er mit belegter Stimme.
    »Sorry, junger Mann, ich glaube, die sind für deinen Hals gerade nicht das Richtige.«
    »Oder Schokoladenpudding.«
    »Hm. Das schon eher.« Auf Schokopudding hätte ich auch Lust. Clara sicher auch. Warum also nicht eine große Schüssel Schokoladenpudding machen? Vielleicht mit Sahne. Dann sieht doch die Welt schon wieder ganz anders aus. Und zu Abend haben wir schließlich vor lauter Hektik auch noch nichts gegessen. Also zaubere ich in der Küche aus sieben Päckchen Puddingpulver, streng nach Anweisung, einen Eimer Schlabberspaß und mache dazu noch eine weitere Schüssel mit Sahne.
    Als ich fertig bin, ist Ryan eingeschlafen. Clara quatscht mit ihrer Freundin am Telefon (was sie schon seit dem Nachmittag tut). Ich messe rasch Ryans Temperatur. 38,2 Grad. Gott sei Dank, es sinkt. Ich sinke auch – auf den Sessel in Ryans Zimmer –, gucke Simpsons und tröste mich über den missglückten Strohwitwer-Start mit einem Eimer Schokoladenpudding mit Sahne.
    Geweckt werde ich vom Telefon. Beate. Verschlafen schiele ich zur Uhr. Halb eins in der Nacht. »Ja?«
    »Und?«
    »Und was?«
    »Wie ist seine Temperatur?«
    »Zuletzt war sie bei …« Ich muss mich räuspern. »Bei 38,2 Grad.«
    »Zuletzt? Wann hast du denn gemessen?«
    »Bevor er eingeschlafen ist. Nein, eigentlich war er da schon gerade eingeschlafen.«
    »Und wo warst du?«
    »Ich habe in der Küche das Abendessen gemacht.«
    »Und was gab’s bei euch?«
    »Schokoladenpudding. Ich dachte, Ryan wird sich freu…«
    »Pudding? Spinnst du? Die Zuckerpampe ist genau das Falsche, wenn man krank ist. Typisch Mann. Denkt kein bisschen nach. Wahrscheinlich hattest du selber Lust auf Pudding, was?«
    »Ehrlich, ich habe nur an die Kinder gedacht.«
    »Na, Gott sei Dank ist Ryan eingeschlafen. Gib ihm was Gesundes, ja? Und keinen Pudding.«
    »Okay, Schatz. Mach ich.« Wird mir nicht schwerfallen, der Pudding ist längst alle. Was hat eigentlich Clara gegessen? »Ich messe jetzt noch mal Ryans Temperatur und geh dann auch schlafen.«
    »Ja, tu das. Wenn das Fieber nicht gefallen ist, ruf mich noch mal an.«
    Zum Glück ist die Temperatur weiter gefallen, und ich kann mich aufs Ohr legen. Aus Claras Zimmer höre ich Kichern und Gackern. Keine Ahnung, was sich Mädchen in einem gewissen Alter stunden-, ja tagelang gegenseitig erzählen können. So muss das wohl sein. Aber mit Sicherheit nicht um ein Uhr nachts. Ich klopfe an, strecke den Kopf in ihr Zimmer, flüstere streng »Mach endlich Schluss und geh schlafen«, und dann gehe ich selbst ins Bett.
    Am Morgen weckt mich ein lautes Niesen. Leider ist es meines. Ryan hat mich angesteckt. Mein Hals ist auf doppelten Umfang angeschwollen, meine Nase auf dreifaches Volumen. Mit meinen Mandeln könnte ich vermutlich Nüsse knacken. O Gott, geht es mir dreckig!
    Ich schleppe mich ins Bad, versuche im Spiegel meine Augen zu erkennen, die aber viel zu zugeschwollen sind. Am Frühstückstisch entdecke ich Clara, die Cornflakes mampft. Und Ryan. »Hey, alter Knabe«, krächze ich. »Wie geht’s dir heute?«
    »Alles supi, Papi.« Er sieht kaum von seinem Gameboy auf. »Ich muss mich beeilen, sonst komme ich zu spät zum Fußballtraining. Fährst du mich?«
    Ich nicke, was ich sogleich bitter büße, weil sich alles um mich dreht. Mein Kopf muss über Nacht in der Waschmaschine gelegen haben. Schleudergang. Höchste Drehzahl. »Klar.« Mehr bringe ich nicht raus.
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