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Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)

Titel: Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)
Autoren: Sky du Mont
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der Würstchenstapler ist freilich unser Sohn.
    »Ryan, wie kannst du nur so viel Wurst essen? Wo, bitte schön, ist deine Beilage?«
    »’tschuldigung.« Sagt’s und inhaliert ein weiteres Würstchen. Wenig später ist er wieder da, in der Hand einen zweiten Teller, ebenso vollgepackt.
    »Ryan, was hast du denn jetzt?«
    »Na, meine Beilage.«

    »Frikadellen als Beilage?«
    »Ja, warum nicht?«, nuschelt er und setzt sich.
    Ich sage es ja: Erziehung ist, wenn man trotzdem überlebt. Und so endet unser erster Tag im Süden. Kein großer Erfolg. Aber wenigstens aufregend.
    Ach ja, das Konzert von Depeche Mode wurde wegen Krankheit eines Bandmitgliedes verschoben. Natürlich auf einen Tag nach unserer Abreise …

Allerlei Weisheiten über Kinder
    Meine Vermutung ist ja, dass all die schönen Weisheiten über Kinder, die der Volksmund so bereithält, von Menschen erfunden worden sind, die nie Kinder gehabt haben – oder bei denen die Brutpflegephase schon Lichtjahre her ist. Ich fürchte sogar, früher habe ich selbst gelegentlich den einen oder anderen dieser Sprüche losgelassen. Wie auch immer – inzwischen weiß ich es besser. Und habe meine ganz persönliche Hitliste der Kinder-Sprüche.
    Auf Platz fünf:
    »KINDERMUND TUT WAHRHEIT KUND …«
    Manchmal frage ich mich allerdings, ob ich tatsächlich immer die Wahrheit hören will.
    »Papa, du siehst aus wie Woody Allen, geil«, ist jetzt nicht unbedingt der Vergleich, der mich mit Stolz erfüllt. Okay, ich trage auch eine Brille und bin über sechzig, aber da hört die Ähnlichkeit auch schon auf.
    »Mein Gott, bist du empfindlich, Ryan hat das als Kompliment gemeint!«
    »Klar. Und wie würde es dir gefallen, wenn er dich mit, äh, mit Angela … Jolie vergleichen würde?« Eigentlich wollteich ja »Angela Merkel« sagen, habe mich dann aber nicht getraut. Sie merken, dass mich der Mut bereits in der Satzmitte verlassen hat. Was natürlich an dem Blick gelegen haben mag, den mir Beate zuwarf. Irgendwie habe ich einen Höllenrespekt vor den Blicken meiner Frau, was mich übrigens von unseren Kindern unterscheidet, die haben vor nichts Respekt.
    »Stimmt gar nicht! Ich spektekiere Mama ganz doll«, zickte mich damals mein noch fünfjähriger Sohn an. »Die kann nämlich mitten beim Autofahren ihre Schuhe wechseln und telefonieren.«
    »Und im Rückspiegel ihre Augen schminken«, steuert meine Tochter bei.
    »Das heißt ›respektiere‹, Ryan.«
    »Sag ich doch«, meint er schnippisch, geht und knallt die Tür.
    Kinder haben bereits sehr früh individuelle Begabungen, die man bereits in der Frühphase fördern sollte. Bei unserem Sohn bin ich mir da allerdings im Unklaren.
    Neulich kam er aus dem Kindergarten und meinte, er hätte die Grundbegriffe der Physik verinnerlicht. Da gerade dieses Fach nicht unbedingt zu meinen Stärken zählt und ich ahnte, was nun kommen würde, versuchte ich ganz schnell das Thema zu wechseln. Ohne Erfolg.
    »Ich habe heute im Kindergarten mein Marmeladenbrot und das Leberwurstbrötchen an die Wand geklatscht. Wieso ist das Brot mit der Marmelade ganz schnell nach unten gerutscht und das mit der Leberwurst blieb kleben?«, fragte er mich.
    Na toll, was soll man darauf antworten? Erzieherisch und physikalisch fühlte ich mich überfordert und kontertemit meiner Standard-Aussage: »Geh mal zu Mama und frag sie. Die kennt sich da aus!«
    Auf Platz vier:
    »KINDER HALTEN UNS JUNG …«
    Jung gefühlt habe ich mich, ehrlich gesagt, als ich noch keine Kinder hatte. Seit der Geburt unserer Tochter sind mittlerweile zwölf Jahre vergangen. Aber warum fühle ich mich mindestens zwanzig Jahre älter? Kinder sind eine Erfüllung, aber, wenn wir ehrlich sind, auch Schwerstarbeit. Zunächst ist Hoffnung angesagt. Die Schwangerschaft verläuft mehr oder weniger gut, denn die Vorfreude verdrängt alle Ängste und Befürchtungen. Frau nimmt zu, Mann auch. Nach der Geburt nimmt Frau ab, Mann nicht. Er schleppt quasi das längst geborene Kind an überschüssigem Gewicht noch Jahre später mit sich herum. Ich vermag nicht zu sagen, ob es da ebenfalls einen Zusammenhang gibt, aber seit ich Kinder habe, wachsen bei mir die Haare in der Nase und den Ohren verstärkt, was man auf dem Kopf nicht sagen kann. Eher im Gegenteil.
    Ich bin der Meinung, dass man junge Eltern (damit meine ich die, die gerade ein Kind bekommen haben) daran erkennt, dass sie sichtbar altern, oder nennen wir es gnädig, erschöpft aussehen. Ringe unter den Augen, Milchflecken auf
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