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Für Nikita

Für Nikita

Titel: Für Nikita
Autoren: Polina Daschkowa
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versuchten, für Ordnung zu sorgen und die Gaffer zu vertreiben, die sich an der Bordsteinkante
     drängten.
    »So sind sie, diese Schweine in den ausländischen Karren, die überfahren einen Menschen, als wär’s eine Fliege!« schrie eine
     Frau mit Einkaufstüten.
    »Hat sich jemand die Nummer gemerkt?« Ein Kaukasier im Jogginganzug blickte sich fragend um. »Ich hab ihn gesehn, den Mistkerl.
     Ein schwarzer Ford, älteres Baujahr.«
    »Nicht schwarz, dunkelblau!«
    »Nein, kein Ford, ein Mercedes!«
    »Na klar! Ich kann doch wohl einen Ford von einem Mercedes unterscheiden!« empörte sich der Kaukasier.
    »Er war schwarz, hundert pro! Die erste Zahl war eine sechs, MK oder MW …«
    »Na klar, jetzt finden sie ihn ganz bestimmt!«
    »Ein ausländischer Wagen? Haben Sie genau gesehen, daß es ein ausländischer Wagen war?« fragte Nika und drängte sich in die
     Menge.
    »Aber ja doch, ein Lada war’s bestimmt nicht!« rief jemand sarkastisch. Nika kämpfte sich durch die Neugierigen, und ein Milizionär
     packte ihren Arm.
    »Wohin, junge Frau?«
    »Lassen Sie mich durch, ich bin Ärztin!«
    Sina lag auf dem Rücken, die Arme gespreizt, neben ihr der Rucksack. Nika kniete sich hin und legte den Finger andie Halsschlagader. Sie fühlte keinen Puls. Mund-zu-Mund-Beatmung, Herzdruckmassage, das alles tat Nika ganz mechanisch, ohne
     nachzudenken, aus reinem Berufsinstinkt. Sie wußte nicht, wieviel Zeit verging. Jemand half ihr, geschickt und kundig, und
     erst, als der Notarzt eintraf, bemerkte sie, daß es Kostik war.
     
    Der Anruf erreichte Viktjuk auf dem Flughafen. Sein Handy klingelte im unpassendsten Moment, als er am Abfertigungsschalter
     gerade Paß und Ticket auf den Tresen legte.
    »Alles okay«, sagte eine tiefe Stimme.
    »Na, sehr schön.« Viktjuk lächelte.
    »Und das Geld?«
    »Wir haben doch abgemacht, ich bin in drei Tagen wieder da, dann kriegst du alles.«
    »Ich hätt es lieber gleich.«
    »Fängst du schon wieder an!« Viktjuk verzog verärgert das Gesicht. »Reg dich ab. Wir treffen uns Montag am üblichen Ort …«
    »Haben Sie Gepäck aufzugeben?« fragte die junge Frau an der Abfertigung.
    »Nein, nur Handgepäck.« Viktjuk lächelte sie an und sagte leise ins Telefon: »Nun warte doch ein bißchen, gedulde dich, sag
     bloß, der Vorschuß reicht nicht für drei Tage?«
    »Der Vorschuß war nur für einen Auftrag, aber es waren zwei.«
    »Ach, der zweite zählt doch gar nicht. Das war für dich schließlich kein Problem.« Viktjuk nahm seine Papiere wieder an sich
     und verließ den Schalter. »War nur ein Scherz, reg dich ab, nur ein Scherz. Du kriegst alles komplett.«
    »Und wenn du mich reinlegst?«
    »Daß du dich nicht schämst! Ist das je vorgekommen?«
    »Nein, nie«, betätigte die Stimme, »und das wird es auch nicht. Du hängst schließlich am Leben.«

Achtundzwanzigstes Kapitel
    Hauptmann Leontjew wählte zum wiederholten Mal die Nummer von Veronika Sergejewna, aber es nahm niemand ab. Er entschied,
     es gegen Abend wieder zu versuchen und sich erst einmal mit Rakitins Eltern zu unterhalten.
    »Ja, natürlich, kommen Sie her. Wenn Sie wollen, jetzt gleich«, sagte eine leise, heisere Männerstimme. »Nadeshda Guschtschina
     hat schon von Ihnen gesprochen, und Mascha auch. Wir erwarten Sie.«
    »Wissen Sie vielleicht zufällig, wo ich Sinaïda Resnikowa finden kann?« fragte Leontjew, nur für alle Fälle. Das Verschwinden
     der Resnikowa gefiel ihm immer weniger, er wußte bereits, daß sie nicht nach Petersburg zurückgekehrt war, doch sie war weder
     bei ihrer Mutter noch auf ihrer Arbeitsstelle aufgetaucht.
    »Sie wollte heute herkommen«, antwortete Rakitin senior. »Wir erwarten sie jeden Moment.«
    »Wirklich?« Leontjew freute sich. »Ausgezeichnet. Ich suche sie schon eine Weile. Wissen Sie was, wenn ich mich verspäten
     sollte, richten Sie ihr doch bitte aus, sie möchte mich anrufen.« Er diktierte ihm seine Dienstnummer.
    »Ja, natürlich. Übrigens, ich möchte Ihnen noch herzlich danken. Sie sind der einzige, der versucht, etwas für unsere Familie
     zu tun.«
    Als Leontjew gerade das Zimmer verlassen wollte, klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch.
    »Guten Tag. Hier Lukjanow vom Institut für Rechtsmedizin.Ich habe gestern abend schon versucht, Sie zu erreichen, aber Sie waren nicht zu Hause. Der Bericht zur Astachowa ist fertig.
     Wenn Sie möchten, können Sie vorbeikommen.«
    »Danke.« Leontjew zögerte. »Danke, Doktor. Ginge es vielleicht heute
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