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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem
Autoren: Kerstin Gier
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netten Brief an alle geschickt, denen du seit Jahren »Unsere Jüngste hat ein kleines Schreibbüro« erzählst, wenn sie nach meinem Beruf fragen. Auch Klaus’ Eltern und Erbtante Hulda haben ein Exemplar bekommen.
    P. P. S In Italien gibt es Verona und Venedig, Venezuela ist ein Staat im Norden von Südamerika. Aber weil du mir wahrscheinlich nicht glaubst, vererbe ich dir hiermit meinen Schulatlas, um das alles zu überprüfen.

Z wei
    Mein Sternzeichen ist Jungfrau, und wir Jungfrauen sind pragmatische, ordentliche und zuverlässige Menschen. Wenn wir Probleme haben, behalten wir einen kühlen Kopf und gehen die Lösung systematisch an. In der Regel haben wir daher unser Leben viel besser im Griff als sensible Fische, vorsichtige Krebse oder unentschlossene Waagen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
    Bevor wir Jungfrauen also »Selbstmord« als die beste Lösung eines Problems ansehen, muss wirklich eine Menge schief laufen in unserem Leben. Damit will ich nur klarstellen, dass wir nicht gleich bei der erstbesten Gelegenheit die Flinte ins Korn schmeißen.
    Ich hatte meine Probleme, ordentlich wie ich war, in drei übergeordnete Bereiche unterteilt.
    1. Liebesleben
    2. Arbeitsleben
    3. Sonstiges Leben
    Mein Liebesleben war lausig. Genauer gesagt: Es war überhaupt nicht vorhanden. Seit meiner letzten Beziehung waren viereinhalb Jahre vergangen, und obwohl diese Beziehung ein ziemliches Desaster gewesen war – ich hatte mir am Ende angewöhnt, mit Geschirr und anderen Gegenständen um mich zu werfen –, hatte ich keinesfalls vorgehabt, länger als ein paar Monate Single zu bleiben. Deshalb hatte ich mich nach einem Jahr ganz systematisch auf Partnersuche begeben und dabei so gut wie nichts ausgelassen. Ich hatte mich in Flirtlines registrieren lassen, auf Kontaktanzeigen geantwortet und mich mit dem Schulfreund des Mannes einer Freundin verkuppeln lassen. Auf diese Weise habe ich wirklich viele Männer kennen gelernt: Männer wie hammerhart31, meisenfreund007 und Max, 29, 1,89, NR, schüchtern, aber für jeden Spaß zu haben.
    Insgesamt traf ich mich mit vierundzwanzig Männern. Das war eine ziemlich mickrige Ausbeute, wenn man bedenkt, dass ich über die Flirtlines mit Hunderten von Männern Mails austauschte und mit mindestens drei Dutzend in telefonischen Kontakt trat. Aber es gab wirklich nicht mehr als vierundzwanzig Männer, die unter vierzig, keine Dachdecker, nicht verheiratet und an einer Frau wie mir – über fünfundzwanzig, nicht blond, Körbchengröße A – interessiert waren. Und die der deutschen Sprache einigermaßen mächtig waren und keine Mails schrieben wie: »Bitte schick mögligst balt ein Ganskörperfoto von dir.«
    Was aber – wie man merkt, wenn man sich im wirklichen Leben begegnet – nicht die einzigen Kriterien sein sollten, nach denen man sich einen Mann aussucht.
    Nehmen wir zum Beispiel hammerhart31 , den, der ausgesehen hatte wie der neue Freund meiner Schwester. hammerhart31 wollte mir eigentlich nur so schnell wie möglich zeigen, warum er sich hammerhart31 genannt hatte. Am liebsten gleich in dem Café, in dem wir saßen, am helllichten Tag. Während ich versuchte herauszufinden, was er von alten Katharine-Hepburn-Filmen hielt und wie er zu Kindern und Haustieren stand, versuchte er, meine Hand zu nehmen und in seinen Schoß zu legen.
    »31 ist nicht mein Alter«, raunte er. »Wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Dann vielleicht deine Hausnummer?« Ich versuchte mich dumm zu stellen, während ich meine Hände so weit wie möglich von ihm fern hielt. Am besten über dem Kopf. Die Kellnerin dachte, ich winke ihr und rief: »Ich komme gleich.«
    »Kennst du African Queen ?«, stotterte ich.
    »Mein Hammer«, sagte hammerhart31 . »Mein Hammer ist genau 31 Zentimeter lang. Du darfst ruhig mal fühlen.«
    »Ach nein«, sagte ich, inzwischen feuerrot angelaufen. »Da muss ein Missverständnis vorliegen. Ich bin an Werkzeug, egal wie hart oder lang, leider überhaupt nicht interessiert.«
    hammerhart31 ließ zischend seine Atemluft entweichen. »Das habeich mir gleich gedacht, als du hier reinkamst. Frigide Kuh! Die anderen haben sich jedenfalls nicht beschwert. Du weißt ja gar nicht, was du verpasst.« Und dann stand er auf und verließ das Café, ohne seinen Cappuccino zu bezahlen.
    »Was darf ’s denn sein?«, fragte die Kellnerin. Meine Hände fuchtelten nämlich immer noch hilflos in der Luft herum.
    »Die Rechnung bitte«, seufzte ich.
    Nach dieser Erfahrung war ich
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