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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot
Autoren: Karen Chance
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Luft.
    »Pritkin!«, wollte ich rufen, doch es wurde nur ein Krächzen daraus. Trotzdem kam das Licht einer Taschenlampe aus der Finsternis und blendete mich.
    »Noch am Leben?«
    Ich versuchte zu antworten, doch meine Lungen hielten gerade diesen Moment für geeignet, sich von allen eingeatmeten Fremdkörpern zu befreien. Die nächsten Sekunden verbrachte ich damit, zu husten und zu würgen. Meine Finger rutschten am schleimigen Knochen ab, und ich versank im eiskalten Wasser. Für einen langen, schrecklichen Moment verlor ich mich in einem endlosen See aus Schwärze, der mir sofort das Gefühl gab, innerlich zu Eis zu erstarren. Dann tasteten zwei große Hände nach meinen Schultern, zogen mich zur Wasseroberfläche und erinnerten mich daran, wo oben und unten waren.
    »Miss Palmer!«
    Ich spuckte Kalksteinbrei, das Ergebnis von öligem Wasser vermischt mit Staub, und japste. »Die bin ich.«
    Pritkin nickte und leuchtete mit der Taschenlampe durch einen Tunnel, in dem der Boden seltsame Wellen schlug und alles entweder grau oder geisterhaft grün war. Der gesamte untere Bereich schien überflutet zu sein. Ich konnte schwimmen, war aber nicht begeistert von der Vorstellung, durch einen dunklen unterirdischen Fluss zu planschen, über dem es kaum genug Kopffreiheit fürs Atmen gab.
    »Ich komme schon klar«, sagte Pritkin grimmig. »Springen Sie fort von hier.«
    »Und wenn die Magier auch hierherkommen?«
    »Ich werde mit ihnen fertig.«
    Und er nannte mich stur. Ich atmete noch einmal tief durch, um meinen Lungen mitzuteilen, dass ich noch nicht ersticken wollte, und sank ins schwarze Wasser zurück. »Schwimmen Sie.«
    Pritkin antwortete nicht, abgesehen von einem Fluch, mit dem er aber vielleicht den Zauber meinte, der das Wasser hinter uns traf und aus Kalt von einem Augenblick zum anderen Heiß machte. Ich schrie, und alle klaren Gedanken flohen aus meinem Kopf. Ich glaube, ich ergriff einfach nur Pritkins Hand und sprang durch die Zeit.
    Eine Sekunde später landeten wir im gleichen Tunnel, aber ohne Staubwolke, ohne Magier und ohne Überflutung. In der anderen Zeit hatte ich Wasser getreten und befand mich somit dicht über dem Boden. Pritkin hingegen hatte geschwebt, Pech für ihn – er fiel aus einer Höhe von fast zwei Metern.
    Ich hörte nicht nur, wie er auf den Boden prallte und fluchte, sondern auch noch ein Knacken, mit dem die Taschenlampe das Zeitliche segnete. Ich wollte fragen, wie es ihm ging, aber ein Stechen in meiner Seite hinderte mich daran, und für einige lange Sekunden konnte ich nicht atmen. Meine Knie waren weich wie Gummi, und ich rutschte an der Wand entlang in eine sitzende Position.
    »Was ist passiert?«, fragte Pritkin nach einem Moment. Ohne die Taschenlampe und explodierende Zauber war es stockfinster, aber die Richtung, aus der seine Stimme kam, deutete daraufhin, dass er noch immer auf dem Boden lag.
    »Ich bin in die Vergangenheit gesprungen«, brachte ich hervor.
    Ich hielt es nicht für ein gutes Zeichen, dass ich mich noch immer so schwach und schlecht fühlte, obwohl ich dem Boden so nahe war und mich nicht bewegte. Woran lag das? Ich hatte an diesem Tag nur zwei Sprünge hinter mir, einen von Manassiers Landhaus nach Paris und jetzt diesen, und doch war ich erschöpft. Es schien mich viel Kraft zu kosten, eine andere Person mitzunehmen. Was für ein Jammer, dass niemand daran gedacht hatte, mir die Gebrauchsanweisung zu geben.
    »Beim nächsten Mal wäre mir eine kleine Vorwarnung recht.«
    »Gern geschehen.«
    »In welcher Zeit sind wir?«
    Ich spuckte noch mehr nach Kreide schmeckenden Staub. Jetzt wusste ich, warum Lara Croft immer eine Feldflasche dabeihatte. Ich war völlig durchnässt, aber meine Kehle war ausgedörrt. Ich schluckte trocken und ging die geistige Rolodex durch, die mir meine Macht gab. »Siebzehndreiundneunzig.«
    »Was? Wieso?«
    »Weil mir nicht der Sinn danach stand, bei lebendigem Leib gekocht zu werden.«
    »Sie hätten uns einen Tag oder eine Woche in die Vergangenheit bringen können! Das hat doch überhaupt keinen Sinn!«
    Natürlich hatte Lara Croft auch immer irgendwelchen technischen Schnickschnack dabei, mit dem sie sich aus solchen Situationen herausmanövrierte. Und einen Partner, der kein Nörgler war. Vorsichtig stand ich auf und stellte überrascht fest, dass es bei leichtem Schwindel blieb. Ich spitzte die Ohren, hörte aber nur mein eigenes schweres Atmen und irgendwo in der Nähe tropfendes Wasser.
    »Gehen wir«, sagte ich und
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