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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot
Autoren: Karen Chance
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schlugen Steine auf die neue, harte Oberfläche des Schilds.
    Pritkin kroch nach vorn, und seine Abschirmung begleitete ihn. Ich wurde fast von den Beinen gestoßen, löste mich aus meiner Starre und achtete darauf, in seiner Nähe zu bleiben.
    Mir wurde erst richtig klar, was eigentlich geschah, als ich die Leiche eines Magiers sah, die hinter uns mit dem Gesicht nach unten den Hang des Schuttbergs herunterrutschte und über den Boden rollte. Unsere kleine Blase pflügte durchs Gestein wie ein kristallener Maulwurf, der sich einen neuen Bau graben wollte. Einmal stießen wir auf eine Mauer, suchten nach einer Öffnung, fanden eine auf der linken Seite und krochen hindurch; hinter uns stürzte die Höhle ganz ein.
    Auf der anderen Seite senkte Pritkin mit lautem Seufzen seinen Schild, und sofort wogte der Staub heran, den wir mit unserer Bewegung aufgewirbelt hatten. Er bildete eine so dichte Wolke, dass ich fast nichts mehr sah. Wir hielten nicht inne und drängten weiter nach vorn, um dem Staub zu entkommen, der sich nur langsam setzte – hier gab es keinen Wind, der ihn vertreiben konnte. Doch nach kaum zehn Metern erreichten wir etwas, das ein weiterer Einsturz zu sein schien.
    Ich blinzelte mir den Schmutz aus den Augen und erkannte, was sich vor uns befand. Ein schmaler Tunnel erstreckte sich dort, zur Hälfte gefüllt mit Knochen. Pritkin kletterte auf die Reste zahlloser Menschen und leuchtete mit der Taschenlampe. »In der Wand weiter vorn ist ein Loch. Wahrscheinlich führt es in einen anderen Tunnel.«
    Ich richtete einen unbehaglichen Blick auf die vielen Knochen. Alles, was sich ganz nahe bei der Aura einer Person befunden hatte, bekam eine psychische Haut. Ich hatte zahlreiche Horrorgeschichten nur deshalb erlebt, weil es zu versehentlichen Kontakten mit Dingen kam, die solche Geschichten erzählen konnten. Und es gab keine besseren Auslöser als frühere Körperteile.
    »Beeilen Sie sich, verdammt!« Pritkin streckte mir die Hand entgegen, als Stimmen aus dem Tunnel hinter uns kamen. Jemand hatte uns gehört und näherte sich.
    Ich überwand meine Abscheu und kletterte ebenfalls über die vielen Knochen hinweg, die unter meinem Gewicht knirschten. Viele brachen, und ihre Splitter stachen mir wie mit kleinen Messern in die Hände oder bohrten sich in die Jeans. Zu psychischen Blitzen kam es zum Glück nicht. Offenbar waren entsprechende Prägungen verschwunden, als man die Knochen hierhergebracht hatte.
    Pritkin hatte es ganz offensichtlich ernst gemeint, als er von einem Loch in der Wand gesprochen hatte, denn mehr war es wirklich nicht. Ich konnte mich kaum hindurchzwängen, und Pritkins Flüche wiesen daraufhin, dass er sich einige weitere Hautabschürfungen holte. »Bewegung!«, flüsterte er, berührte mich am Kreuz und schob. Ich krabbelte in die kleine Höhle auf der anderen Seite und fiel fast eine Treppe hinunter, die nur etwa einen Meter entfernt begann.
    Das klaustrophobisch niedrige Treppenhaus war alles andere als einladend. Ich sah größtenteils nur Dunkelheit, die sich in Nischen und Ecken zu verdichten schien, und mir stand ganz und gar nicht der Sinn danach, dort nach unten zu gehen. Dann schlug hinter mir ein Zauber in die Decke, mit dem Donnern einer Kanone, und sofort überlegte ich es mir anders und kletterte vor Pritkin die Treppe hinab.
    Ein zweiter Zauber raste heran, während wir noch auf der Treppe waren. Es krachte, und das Krachen dauerte an, wie bei einer Explosion in Zeitlupe – kleine Steine prasselten mir wie Hagel auf Hände und Nacken. Ich rutschte die Stufen hinunter, denn die Vibrationen waren so heftig, dass sie sich auf meine Beine übertrugen, wodurch die Füße nirgends Halt fanden. Und dann spielte es keine Rolle, weil es für die Füße gar keinen Halt mehr gab. Das Felsgestein löste sich unter mir auf, und ich fiel durch leere Luft.
    Kaltes Wasser nahm mich in Empfang.
    Ich brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass ich nicht ertrank. Das Wasser reichte mir nur bis zur Taille, aber es war wie Eis, und die Kälte sprang mir durchs Rückgrat. Noch schlimmer war der inzwischen schon vertraute Staub, der erneut eine dichte Wolke bildete. Instinktiv platschte ich vom Felssturz weg, versuchte zu atmen… und stellte fest, dass ich Wasser trat. Hier wurde es plötzlich tiefer. Ich griff nach einem aus der Wand ragenden moosbedeckten Totenkopf, bohrte die Finger in die Augenhöhlen und hielt mich fest, zu dankbar, um mich zu ekeln. Mehrmals schnappte ich nach
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