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Fuer immer und einen Tag

Fuer immer und einen Tag

Titel: Fuer immer und einen Tag
Autoren: Amanda Brooke
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Zukunftsträumen ein vorläufiges Ende bereitet, und die letzten drei Jahre hatte sie mit Abwarten und Ausflüchten zugebracht, anstatt dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatte. Der blinde Fleck, den der Krebs in ihrem peripheren Sehen hinterlassen hatte, hatte sie verunsichert, und sie war das Gefühl nicht losgeworden, dass da immer noch etwas in ihrem Kopf lauerte, versteckt, außer Sicht. Sie hatte das Beste gehofft, sich aber stets auf das Schlimmste gefasst gemacht, und jedes Stechen, jeden Kopfschmerz hinterfragt, bei jeder Gedächtnislücke Panik bekommen. Immer wieder hatte sie sich damit beruhigt, dass sie es aus Angst übertrieb, doch nun hallte der Satz Hab ich’s dir nicht gesagt durch ihre Gedanken und brachte vor allem Bedauern mit sich. Sie hätte so viel erreichen können in den vergangenen Jahren, aber sie hatte zu lange gewartet. Neue Panik wallte in ihr auf, weil sie spürte, dass ihr die Zeit zwischen den Fingern zerrann.
    Als Dr. Spelling ihr Krankenblatt ablegte und an ihre Bettseite kam, entstand eine unheilvolle Stille, die nur das Hämmern ihres Herzens ausfüllte. Sein Gefolge tat es ihm nach, und als man sie schließlich von allen Seiten umringte, zog Peter, ihr Krankenpfleger, den Vorhang um das Bett herum zu, um ein gewisses Maß an Privatsphäre zu gewährleisten. Sie fühlte sich wie in der Falle und blickte ängstlich von einem Gesicht zum anderen, auf der Suche nach einem Augenpaar, das einen Hoffnungsschimmer enthielt. Sie fand keines.
    Â»Also«, sagte der Arzt und nahm ihre freie Hand, während Meg ihre andere noch fester drückte. Fast unmerklich beugten sich die Assistenzärzte und Pflegekräfte ein Stück vor, in begieriger Erwartung des Urteils.
    Â»Sagen Sie’s mir«, befahl Emma.
    Â»Wir haben eine Nekrose ausgeschlossen«, sagte Dr. Spelling, der wusste, dass Emma sofort verstehen würde, was das hieß. Die dunkle Masse, die sich auf den jüngsten Scans gezeigt hatte, war demnach kein vernarbtes Gewebe um die Stelle des entfernten Tumors herum, was nur eine andere Erklärung zuließ. Jeder Versuch, die Nachricht zu beschönigen, war zwecklos, und der Arzt legte keine Pause ein, bevor er ihr den endgültigen Schlag versetzte. »Sie haben einen neuen Tumor im Schläfenlappen, Emma. Glioblastoma multiforme Grad drei.« Er wartete, bis die Worte in ihr Bewusstsein gedrungen waren. Der Gehirntumor hatte sich nicht nur neu gebildet, er war auch aggressiver denn je. »Wir müssen nun eine radikale Behandlung planen, eine Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie.«
    Â»Keine Operation diesmal?«, fragte Emma und überspielte das Zittern ihrer Stimme erfolgreich. »Auch wenn der staatliche Gesundheitsdienst keine Mittel für das Schärfen der Skalpelle mehr bereitstellt, hätte ich doch gedacht, dass die Chirurgen hier selbst mit einem Buttermesser aus der Kantine anständige Arbeit leisten können. Oder haben sie das etwa schon beim letzten Mal benutzt?« Nur das leichte Schlottern ihrer Knie unter der blauen Bettdecke verriet, dass ihre Tapferkeit aufgesetzt war.
    Â»Wenn die Skalpelle meiner Kollegen so scharf wären wie Ihre Zunge, würden wir jetzt sicher nicht vor diesem Problem stehen«, erwiderte Dr. Spelling sanft. »Aber ich fürchte, wir können den Tumor nicht herausoperieren, ohne Ihre Gehirnfunktionen ernsthaft zu beeinträchtigen. Wir könnten zwar jeweils einen Teil der Wucherung entfernen, aber bei jeder Operation wären die Risiken größer und die Ergebnisse weniger zufriedenstellend. Natürlich werden wir immer wieder neu abwägen, aber im Moment, denke ich, sind Bestrahlung und Chemotherapie die besten Optionen.«
    Â»Und wird der Tumor damit verschwinden?« Der Klammergriff ihrer Mutter presste ihr jetzt fast das Blut ab.
    Dr. Spelling unterbrach kurz den Blickkontakt und sah auf seine Füße, um durchzuatmen, ehe er sich ihr wieder zuwandte. Sein Blick war diesmal kein bisschen rätselhaft. Mitgefühl sprach aus seinen Augen. Emma spürte, dass er drauf und dran war, eine ausweichende Antwort zu geben, und kam ihm zuvor. »Wie hoch ist die fünfjährige Überlebensrate?«
    Â»Schwer zu sagen«, begann er, besann sich jedoch eines Besseren, weil er wusste, dass sie nur eine klare Auskunft akzeptieren würde. »Ein kleiner Prozentsatz. Ein sehr kleiner Prozentsatz.«
    Â»Dann muss ich
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