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Fuer immer und alle Zeit

Titel: Fuer immer und alle Zeit
Autoren: Jude Deveraux
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Kentucky? Armes Ding! Ihr Kostüm sah aus, als hätte sie es in einem schmuddeligen Bach gewaschen. Und außerdem hat sie einen Freund, einen reichen Freund. War das eine Lüge? Was die vielen Fabriken angeht, die seine Familie angeblich besitzt? Wahrscheinlich hat er nur einen zwanzig Jahre alten Kleinlaster mit einem Gewehrständer auf der Ladefläche.«
    »Sie hat in allem gelogen«, sagte die Frau ungerührt.
    Er wollte etwas entgegnen, aber er wusste längst, dass Helen sich lieber auf ihre Intuition verließ und die normalen menschlichen Kommunikationswege verabscheute. Das bedeutete im Klartext, dass sie es hasste, zu reden. Schon oft hatte sie ihm erklärt: »Das habe ich dir doch schon gesagt!« Nach so einer Bemerkung zerbrach er sich dann den Kopf, bis ihm schließlich ein winzigkleiner Satz einfiel, mit dem sie ihm tatsächlich alles Wichtige mitgeteilt hatte.
    Und nun hatte Helen etwas sogar zweimal gesagt, also musste es sehr wichtig sein. Obwohl er hundemüde war, eilte er quer durch den Raum zu dem Stapel Bewerbungen auf seinem Schreibtisch, nahm die oberste und überreichte sie Helen. Diese strich mit den Händen über das Blatt Papier, ohne es zu lesen. Sie berührte es nur und starrte dabei ins Leere. Dann begann sie zu lächeln, und ihr Lächeln wurde immer breiter.
    Sie blickte wieder auf Adam. »Sie hat gelogen, wo sie nur konnte«, sagte sie freudestrahlend.
    »Sie hat keinen Freund, keine Tante und keinen Onkel? Und sie braucht keinen Job? Wo genau hat sie gelogen?«
    Helen fuchtelte abwehrend mit der Hand, als wären all diese Fragen völlig belanglos. »Sie ist nicht der Mensch, der sie zu sein scheint. Sie ist auch nicht der Mensch, für den sie selbst sich hält. Und ebenso wenig ist sie der, für den du sie hältst.«
    Adam musste sich anstrengen, den Mund zu halten. Er hasste diese verschlüsselten, kryptischen Auskünfte von Hellsehern. Warum konnte sich die Frau nicht allgemein verständlich ausdrücken?
    Helen las wie immer Adams Gedanken, und wie immer amüsierte es sie. Es gefiel ihr, dass Adam ihre Fähigkeiten nicht ehrfürchtig bestaunte. Die meisten Menschen hatten panische Angst davor, dass Hellseher ihre Geheimnisse lüften könnten, aber Adam war auf der Suche nach eigenen Geheimnissen sowie denen von anderen, und deshalb hatte er von ihr nichts zu befürchten.
    »Würdest du mir bitte verraten, was du eigentlich sagen willst?«, fragte er leicht missmutig.
    »Sie ist die Richtige.«
    »Diese unterernährte Göre? Diese Mansfield?«
    Verwirrt blickte Helen auf die Bewerbung. »Hier steht Darci T. Monroe, nicht Mansfield.«
    »Das war ein Witz«, sagte Adam, auch wenn er wusste, dass er ihn leider nicht würde erklären können. Helen konnte einem zwar sagen, was der eigene, verstorbene Großvater gerade trieb, aber Adam bezweifelte, dass sie sich jemals eine gute Fernsehsendung oder etwa einen schönen Kinofilm angesehen hatte.
    Er nahm ihr die Bewerbung aus der Hand, betrachtete sie noch einmal eingehend und versuchte, sich an alles zu erinnern, was ihm zu dem schmächtigen Mädchen einfiel, das noch vor wenigen Minuten vor ihm gesessen hatte. Doch in seinem Kopf vermischten sich die Bilder von all den Frauen, die er heute gesehen hatte.
    Schließlich erinnerte er sich aber doch wieder an sie: klein, zart, ziemlich ärmlich wirkend. Aber dennoch ein hübsches kleines Ding, wie ein Vögelchen. Ein Goldfink, dachte er, als ihm ihr blondes Haar einfiel, das die schmächtigen Schultern in dem billigen Kostüm umspielt hatte. Ihre nackten Füße hatten in Sandalen gesteckt, und ihm fiel auch wieder ein, dass er gedacht hatte, diese Füße seien so zierlich wie die eines Kindes.
    »Ich weiß nicht...«, sagte er und blickte auf Helen. Aber auf ihrem Gesicht lag wieder einmal dieser ganz besondere Ausdruck, den sie immer bekam, wenn sie sich in einer Art Trance sehr eingehend mit einer Sache beschäftigte. »Also gut«, meinte er seufzend. »Nun sag schon: Was siehst du?«
    »Sie wird dir helfen.«
    Adam wartete, dass Helen sich näher erklärte, aber er entdeckte nur ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. Du lieber Gott - wieder einmal so ein typischer Hellseherhumor. Offenbar hatte sie etwas furchtbar Amüsantes gesehen. Seiner Erfahrung nach konnte es etwas Gutes wie den Haupttreffer in einer Lotterie bedeuten oder etwas Schlechtes wie drei Tage in einem eisigen Schneesturm festzustecken; solange es keine Toten gab, fand Helen auch solch schreckliche Erfahrungen amüsant. In der
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