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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig
Autoren: Dietmar Dath
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telepathisch oder was immer die Reisebank sonst auf Lager hatte: »Nicht möglich« oder »Ihre Zentrale ist im Moment nicht erreichbar, bitte versuchen Sie es später noch einmal«, sehr ärgerlich. Danach hatte Beate sich eigentlich vorgenommen gehabt, so bald nicht mehr die Hilfe dieses Kreditinstituts in Anspruch zu nehmen – auch wenn der Grund für die Sperre damals vielleicht der berechtigte gewesen war, auf diese Weise zu verhindern, daß jemand, der ihre Karte unrechtmäßig gebraucht und sich danach am Servicetelefon für sie ausgegeben hatte, größeren Schaden anrichten konnte.
    Daß sie ihren Vorsatz jetzt verletzte, bereute sie sofort: toll, blockiert.
    Jetzt wird wahrscheinlich wieder einen Tag lang nix gehen.
    »Kein Geld. Kein Schlüssel. Ein neues Leben«, lachte sie, als sie zu Freddy und ihren beiden kleinen Koffern zurückkam. Es war nämlich eigentlich komisch, und damit er auch was zum Lachen hatte, schenkte sie ihrem Liebsten noch auf dem Bahnhof den kleinen Kühlschrankmagneten.
    4  Beates neue gute Laune blieb ihr während der ersten Woche in Freiburg erhalten und beflügelte sie bei all ihren kleinen bis halbgroßen Unternehmungen: Bücher in die neuen Regale einsortieren, sich einrichten, spazieren, bei der Gelegenheit die Sicherheitslage der neuen Umgebung aus alter Berufsgewohnheit auskundschaften, abends auf Freddy warten, bis der von »den Katholischen« zurückkam und ihm die Tür öffnen, weil sie tagsüber den jetzt einzigen Schlüssel zur Wohnung benutzte, bis die Affäre ausgestanden war. Gleich am nächsten Morgen nach dem Schlüsselverlust ging Beate zum Service Point der Bahn, wo man ihr allerdings nicht besonders eifrig half.
    Sie bekam nämlich bloß eine kleine Pappkarte mit dem Aufdruck einer Fundbüro-Nummer ausgehändigt, die tatsächlich anzurufen irgendein ganz unverhältnismäßiges Wuchergeld kosten sollte, das frech auf der Karte stand. Na gut: Sie rief tatsächlich an und beschrieb einer jeden Dialogschritt mit extremer Schläfrigkeit verschleppenden Auskunftsstimme geduldig den »verlorenen Gegenstand«, der, wie sie versuchte, dieser unwilligen Helferin einzuschärfen, nicht gestohlen, weil niemandem von Nutzen sein konnte – auf den zwei Plastiketiketten am Schlüsselbund stand nämlich nur »Haus« und »Wohnung«, also ­kei­ner­lei Adresse.
    »Sind Sie da ganz sicher, denn sonst besteht Einbruchgefahr, da müssen Sie die Polizei verständigen.«
    Beate hätte fast lachen müssen: Daß ihr, in ihrem Beruf, noch mal jemand nahelegte, die Polizei auf sich aufmerksam zu machen, das war wirklich ein kleiner Höhepunkt. Am Ende teilte die Stumpfsinnige ihr mit, Bea sei infolge ihrer Ausführungen soeben eine Verlustnummer zugeteilt worden, und zwar folgende, bitte notieren.
    Obwohl Beate nicht recht glauben konnte, daß es neben den beiden ihr einzig sinnvoll erscheinenden Alternativen a) »der Schlüssel ist spätestens bei der Reinigung am Zielbahnhof Zürich gefunden worden« und b) »der Schlüssel ist weg« noch etwas Drittes geben sollte, hörte sie sich zum Abschluß die Erläuterung an, daß es zweckmäßig sei, zumindest noch »drei, vier Tage lang« immer wieder das Bahnfundbüro anzurufen und die ihr zugeteilte Verlustnummer anzugeben – »das kann schon dauern, es ist kompliziert, wir haben in Zürich ja Schweizer Personal, das geht dann seinen Gang, bis das vielleicht dann zurückkommt zum Badischen Bahnhof in Basel, der unserer ist, oder aber es liegt schon dort, auf dem Fundbüro im Badischen Bahnhof, denn bevor der Zug über die Grenze fährt, schauen sie immer noch mal alle Sitzreihen durch, da kann es dann aber auch sein, daß die nicht gleich reagieren und wir erst warten müssen, bis die Verlustanzeige und das verlorene Ding einander finden, so… zu… sagen…«
    »Schon gut. Nicht weinen. Ich ruf’ ja wieder an.«
    Dies zunächst zum Schlüssel. Dann war da die Geldgeschichte: Beate hatte sich geirrt, als sie annahm, der fehlgeschlagene Buchungsversuch am Ankunftstag sei die Schuld der Reisebank gewesen. Als sie am nächsten Tag auch bei der Volks- und der Deutschen Bank in Freiburg mit ihrer Karte kein Glück hatte, dämmerte ihr allmählich, daß die Scherereien sich einer Beschädigung des Magnetstreifens verdankten.
    Als das Wort »Magnetstreifen« erst einmal auf der Hirnrinde aufgeleuchtet war, erklärte sich der Rest von selbst: Das Geschenk für Freddy hatte mit seinem Magnetfeld ihren Zugriff aufs wichtigste ihrer diversen
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