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Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)

Titel: Für immer die Seele (Für-immer-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Cynthia J. Omololu
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ringen, versucht Signor Barone, sie mit dem freien Arm von sich zu schieben. Aber er unterschätzt seine eigene Kraft und stößt sie so heftig, dass sie das Gleichgewicht verliert, zurücktaumelt und mit einem entsetzten Schrei über die Brüstung hinab in die Tiefe stürzt.
    »Nein!«, brüllt er wie ein verwundetes Tier. Ich blicke fassungslos hinunter und sehe sie auf den harten Steinen des Gehwegs liegen. Ihre Arme und Beine sind merkwürdig verdreht und unter ihrem Körper bildet sich eine dunkle Lache.
    Signor Barone streckt seine Arme über die Brüstung, so als könnte er sie noch auffangen. Ich rufe ihren Namen, kann einfach nicht glauben, was gerade geschehen ist.
    Dann bekomme ich Angst, dass er mich wieder packen könnte, und haste so schnell ich kann hinüber zur Tür. Gerade als ich sie erreiche, kommt eine große Zahl Männer eilig die Stufen hinaufgelaufen.
    Als ich aus der Erinnerung auftauche, sehe ich, dass Veronique ein Stück entfernt am Boden kauert. Ihr Rücken hebt und senkt sich, während sie angestrengt nach Luft ringt. Giacomo steht mit ratloser Miene über sie gebeugt. Veronique setzt sich, und ich sehe, dass ihre rechte Hand immer noch die Pistole umklammert hält. Ich springe auf und schaue mich verzweifelt auf dem Dach um, aber Griffon ist nirgends zu sehen.
    Plötzlich ist mir ganz egal, was Veronique tut. Mir ist egal, dass sie eine Waffe hat. Ich denke nur noch an Griffon. So schnell ich kann, renne ich dorthin, wo ich ihn zuletzt gesehen habe, und spüre die panische Angst, dass mich das gleiche Bild erwartet wie damals vor so vielen Jahren. Wenn Griffon tot ist, dann habe ich alles verloren.
    Als ich den Rand des Daches fast erreicht habe, höre ich ein kratzendes Geräusch. Ich stürme vorwärts und schaue hinunter. Einen knappen Meter unterhalb der Brüstung hängt Griffon mit den Händen an einem Vorsprung und versucht vergeblich, mit den Füßen irgendwo Halt zu finden, um seinen Oberkörper hinaufzuziehen. Auf seiner Wange klafft eine Wunde und Blut läuft ihm über das Gesicht. Aber er lebt. Ich kann es noch gar nicht fassen.
    »Griffon!«, schreie ich.
    Er sieht zu mir hoch, während seine Füße immer wieder an der Steinwand abrutschen. »Ich schaffe es nicht«, sagt er.
    »Warte!« Obwohl er nur einen Meter von mir entfernt ist, kann ich ihn nicht erreichen. Ich schlinge meinen linken Arm um eine der Streben und klettere vorsichtig auf die andere Seite der Balustrade. Je mehr Gewicht mein Arm aushalten muss, desto stechender wird der Schmerz, aber ich ignoriere ihn. Ich stemme meine Füße gegen die Unterkante der Brüstung, strecke meinen rechten Arm aus und beuge mich so tief ich kann hinunter. »Nimm meine Hand!«
    »Nein, ich würde dich mit hinunterziehen«, keucht Griffon, »es ist zu gefährlich.«
    Sein Atem geht schwer und stoßweise vor Anstrengung, und ich sehe, dass seine an den Vorsprung gekrallten Finger schon ganz weiß sind. Lange wird er sich nicht mehr halten können. Panik will in mir aufsteigen, und ich spüre, wie auch mir das Atmen immer schwerer fällt. »Nein, das wirst du nicht«, sage ich. »Wir haben keine andere Wahl. Nimm meine Hand. Ich ziehe dich hoch.«
    Griffon zögert und wirft einen Blick hinunter in die Tiefe.
    »Los!«, sage ich noch einmal. »Nimm meine Hand.«
    Ich beuge mich ein kleines Stückchen tiefer hinab, sodass meine Hand etwa einen halben Meter über seinem Kopf ist. Wenn er loslässt und sie verfehlt, wird er hinabstürzen. Wir haben nur einen einzigen Versuch. »Mach schon, lass los, und sieh nicht nach unten.«
    Griffon blickt zu mir hoch und wirkt plötzlich ruhiger. Ich klammere meinen Arm noch fester um die Strebe, um bereit zu sein. Mit einer raschen Bewegung löst Griffon seine Hand vom Sims und packt mein rechtes Handgelenk. Sein Gewicht bringt mich einen Moment aus der Balance. Ich schließe die Augen und ziehe mit all meiner Kraft und noch mehr, denn ich weiß, dass die nächsten Sekunden über Leben und Tod entscheiden.
    Dann lässt das Gewicht an meinem Arm nach. Griffon hat es geschafft und mit den Füßen den Vorsprung erreicht. Mit einem Arm umschlingt er die Brüstung, umfasst mich mit dem anderen und zieht uns beide mit einer raschen Bewegung auf das sichere Dach.
    Keuchend liegen wir im Kies. Meine Hand sucht seinen Körper und er drückt mich erleichtert an sich. Ich schließe die Augen, spüre unsere Schwingungen, höre unseren Atem, und plötzlich weiß ich mit einer tiefen, unumstößlichen Gewissheit,
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