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Fuer immer 2 - die Liebe

Fuer immer 2 - die Liebe

Titel: Fuer immer 2 - die Liebe
Autoren: Cynthia J. Omololu
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verstohlenen Blick auf das Wasser tief unter mir. »Ich glaube nicht an Wunder.«
    Janine sieht mich an. »Oft verbirgt sich hinter einem Wunder nichts weiter als viel harte Arbeit und jede Menge Glück.«
    Ich nicke nur, denn ich habe plötzlich einen dicken Kloß im Hals. Es gibt Momente, da denke ich, ich kann ganz gut damit leben, dass meine Cello-Karriere vorbei ist, ehe sie wirklich begonnen hat. Dann wieder trifft mich der Gedanke, nie wieder auftreten zu können, wie ein Schlag in die Magengrube.
    »Vielleicht bist du auf dem Cello nicht mehr so fantastisch wie früher«, sagt Janine, »doch du besitzt noch andere Fähigkeiten. Und auf die solltest du dich jetzt konzentrieren.«
    »Falls du von meinen Empathie-Fähigkeiten sprichst – meiner Meinung nach sieht es damit verdammt mies aus.«
    »Tut es nicht, es sieht nicht
verdammt mies
aus«, sagt Janine und ich muss unwillkürlich lächeln, denn Janine flucht nie, und selbst diese harmlosen Worte klingen aus ihrem Mund ungewollt komisch. »Und das hast du auch schon bewiesen. Als du deine Fähigkeiten wirklich gebraucht hast, waren sie da. Alles, was dir fehlt, ist ein bisschen Übung, damit du lernst, sie zu kontrollieren und bewusst einzusetzen.« Wir gehen eine Weile schweigend weiter und ich schaue hinauf zu den riesigen orangeroten Pfeilern, an denen die Stahlseile der Brücke befestigt sind.
    »Es ist wie mit dem Cellospielen: Das Talent dazu hattest du schon als kleines Kind, aber sehr viel üben musstest du trotzdem. Mit der Empathie ist es genau das Gleiche: Auch das ist eine Gabe, die du mit auf den Weg bekommen hast, aber um die Meisterklasse zu erreichen, musst du immer weiter daran arbeiten. Fähige Empathen sind sehr selten und wir brauchen sie heute mehr denn je.«
    »Aber wozu? Selbst wenn ich es wirklich lerne und eine gute Empathin werde, wie könnte das irgendwem nützen?«
    »Das, was den Menschen am meisten fehlt, ist gegenseitiges Verständnis – Austausch und Verständigung sowohl untereinander als auch zwischen den Kulturen. Jemanden wie dich zu haben, der sozusagen eine Brücke über diesen Abgrund schlagen kann« – sie kann sich ein kurzes Grinsen über den Vergleich nicht verkneifen –, »der einer Person vermitteln kann, was eine andere empfindet, der in die Psyche eines Menschen schauen und erfahren kann, was dort im Verborgenen vor sich geht, der Wahrheit von Lüge unterscheiden kann, das wäre von unschätzbarem Wert.« Sie macht eine kurze Pause. »Der Sekhem hat schon nachgefragt, wie wir vorankommen. Glaub mir, sie sind sehr interessiert.«
    Das hat sie so oder ähnlich schon öfter gesagt, trotzdem klingt es in meinen Ohren immer noch ziemlich verrückt. Eine so wichtige Organisation soll an
mir
Interesse haben? Abgefahren. »Schätze, dann machen wir jetzt am besten mit dem Unterricht weiter.«
    »Okay.« Janine bleibt stehen und streckt mir ihre Hände entgegen, sodass sie etwa zehn Zentimeter von mir entfernt sind. »Bisher haben wir immer mit Körperkontakt gearbeitet, weil das leichter ist, aber eines Tages wirst du vielleicht in der Lage sein, auch ohne Berührung zu spüren, was in anderen vorgeht.«
    »Also, im Moment fühle ich deine Akhet-Schwingungen, aber sonst nichts.«
    Sie zuckt die Schultern. »Ist so eine Theorie, an der ich arbeite. Dass es möglich ist, auch ohne Kontakt das Magnetfeld, das eine andere Person umgibt, zu erspüren. Ein so hohes Empathie-Level wäre zwar für uns alle etwas völlig Neues, aber deine Gabe ist wirklich sehr ausgeprägt. Ich glaube, wenn du weiter daran arbeitest, könnte es dir gelingen.«
    Sie setzt sich wieder in Bewegung. »Lass uns weitergehen bis zum Brückenpfeiler. Später können wir dann entscheiden, ob wir umkehren oder bis hinüber auf die andere Seite laufen.«
    »Da brauche ich nicht lange zu überlegen«, murmele ich und trabe hinter ihr her. Nur wenige Menschen stehen am Geländer. Die meisten machen Fotos oder spähen mit weit in den Nacken gelegtem Kopf an dem unglaublich hohen Pfeiler hinauf. Doch dann sehe ich einen älteren Mann in einer blauen Jacke, der irgendwie heraussticht, fast so, als wäre ein Scheinwerfer direkt auf ihn gerichtet. Kaum habe ich ihn entdeckt, verschwinden alle anderen aus meinem Fokus. Er tut gar nichts Besonderes, sondern steht nur reglos am Geländer, aber selbst auf diese Entfernung kann ich spüren, dass irgendetwas mit ihm nicht in Ordnung ist.
    »Was ist?«, fragt Janine.
    »Der Mann da drüben, siehst du
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