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Fuer immer 2 - die Liebe

Fuer immer 2 - die Liebe

Titel: Fuer immer 2 - die Liebe
Autoren: Cynthia J. Omololu
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ihn?«
    »Welcher Mann?«
    »Der mit der blauen Jacke. Irgendwas stimmt nicht mit ihm.« Er sieht nicht nach unten, sondern starrt in die Ferne. Seine Hände umklammern so fest das Geländer, dass seine Knöchel ganz weiß sind. Einer seiner Füße steht auf der unteren Querstrebe. »Ich glaube, er will springen«, flüstere ich.
    »Dann geh hin und sprich mit ihm«, sagt sie leise und mustert ihn aufmerksam.
    Ich fühle Panik in mir hochsteigen. »Was soll ich denn sagen? Ich kann ihn doch nicht einfach fragen, ob er vorhat, sich umzubringen.«
    Janine schiebt mich vorwärts. »Dir wird schon was einfallen«, sagt sie bestimmt und schaut mir kurz in die Augen. »Auf jeden Fall kannst du nicht einfach tatenlos zusehen.«
    Zögerlich bewege ich mich in seine Richtung. Ich habe keine Ahnung, wie ich das Ganze angehen soll. Wenn ich erfahren will, was in ihm vorgeht, muss ich ihn berühren, aber natürlich darf ich ihn dabei nicht erschrecken. Als ich ihn fast erreicht habe, tue ich so, als würde ich stolpern, greife im Fallen nach seinem Arm und richte meine ganze Aufmerksamkeit auf die Berührung. Sofort überschwemmt mich eine Woge von Traurigkeit und tiefer Verzweiflung – fast so, als würde ich die Nähe des Todes spüren.
    »Oh, entschuldigen Sie bitte vielmals«, stammele ich, lasse seinen Arm los und stütze mich mit beiden Händen auf den Gehweg – um wieder auf die Beine zu kommen, aber auch, weil mich seine Gefühle so umgehauen haben.
    »Haben Sie sich wehgetan?«, fragt er erschrocken und packt meinen Arm, um mir aufzuhelfen.
    »Nein, alles in Ordnung«, antworte ich und suche seine Augen hinter der dunklen Sonnenbrille. Ich frage mich, was wohl passiert sein mag, dass er so verzweifelt ist. »Und Sie? Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«
    Er sieht mich verwundert an und lässt meinen Arm los. Sofort sind die Gefühle verschwunden. »Warum fragst du? Natürlich ist alles in Ordnung.«
    »Ich … ich sah Sie hier stehen, und Sie guckten irgendwie so traurig.«
    Er schüttelt den Kopf, zuckt mit den Schultern und lächelt kurz. »Ich habe nur die tolle Aussicht genossen«, sagt er ohne eine Regung in der Stimme. »Kriegt man nicht jeden Tag geboten, von so hoch oben auf eine wunderschöne Stadt hinabzuschauen.«
    Ich werde unsicher. Entweder ist er ein richtig guter Lügner oder er hatte tatsächlich nicht vor, zu springen. »Hm, ja, okay … Ich dachte nur …«
    »Was ist los, Schatz?« Eine auffallend schlanke Frau mit einer Kamera um den Hals kommt heran und hakt sich bei ihm unter. Sie trägt eine rote Wollmütze – auch wenn wir Juni haben, ist das bei dem kalten Wind hier oben nichts Ungewöhnliches. Ich bin ziemlich verdattert. Warum sollte er sie hierher mitbringen, wenn er vorhat, zu springen?
    »Nichts, Liebes«, antwortet er und gibt ihr einen Kuss auf die Wange. »Die junge Lady hier ist gestolpert und ich habe ihr aufgeholfen.«
    Ich sehe hinunter auf das imaginäre Loch im Gehweg, in dem ich mit dem Fuß hängen geblieben bin. »Stimmt, so war’s. Die sollten die Wege wirklich besser pflegen, sonst tut sich noch jemand ernsthaft weh.«
    »Oh, du Arme«, ruft die Frau mitfühlend und folgt mit einem leichten Stirnrunzeln meinem Blick. Dann schaut sie den Mann an und ein glückliches Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht – ganz offensichtlich liebt sie ihn. »Wie schön, dass du ihr helfen konntest.«
    Ich nicke dem Mann kurz zu. »Ja, vielen Dank noch mal.«
    »Sie kommen klar, Miss?«
    Mit einem Mal wirkt er vollkommen ausgeglichen. Habe ich etwas Falsches gespürt? Ich bin noch verwirrter als zuvor. »Ja, alles in Ordnung«, antworte ich und lächle ihm zu, »ich komme klar.«
    »Sehr schön«, entgegnet er und schlägt als Zeichen des Aufbruchs mit der flachen Hand auf die Brüstung des Geländers.
    Ich sehe den beiden nach, wie sie Arm in Arm in Richtung Stadt davonschlendern.
    Janine kommt herüber und drückt meine Schulter. »Gut gemacht«, sagt sie leise. »Was hast du gefühlt?«
    »Überhaupt nicht gut gemacht«, entgegne ich frustriert. »Zuerst habe ich diese tiefe Traurigkeit und Verzweiflung gespürt, aber dann war er plötzlich so normal … Irgendwie muss ich was Falsches empfangen haben.«
    »Nicht unbedingt«, sagt sie. »Vielleicht hatte er nur einen schlimmen Moment und allein dadurch, dass du ihn angesprochen hast, wurde er aus seinen trüben Gedanken gerissen. Manche Menschen wollen gar nicht, dass man ihre Probleme für sie löst. Alles, was sie sich wünschen,
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