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Für eine Nacht

Für eine Nacht

Titel: Für eine Nacht
Autoren: C Phillips
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auferlegten.
    Sie verstand, warum sie es hasste, sich strengen Kleidervorschriften unterwerfen zu müssen und ihre Persönlichkeit nicht frei entfalten zu dürfen, während ihre Stiefmutter, ihre Schwestern und ihr Vater größten Wert auf Förmlichkeit und Konventionen legten.
    Sie war anders, weil sie nicht zu ihnen gehörte. Sie wusste nicht, wer sie war, aber heute Abend kümmerte sie das nicht. Hinter ihrer kühlen, beherrschten Fassade hatte sich schon immer eine Frau voller Feuer und Leidenschaft verborgen, und sie wollte diesem Zug ihres Wesens endlich einmal nachgeben.
    »Ich war schon immer der Meinung, dass es wenig bringt, ständig über Gott und die Welt zu diskutieren«, bemerkte der Fremde schließlich.
    »Ich auch.« Morgen würde sie ihm in diesem Punkt nicht mehr zustimmen können. Aber heute Nacht wollte sie nur noch alles um sich herum vergessen.
    Mit voller Absicht strich sie mit der Hand leicht an seinem Arm entlang. Die Berührung traf sie wie ein elektrischer Schlag. Er beugte sich zu ihr. So nah, dass sie seinen Atem spüren konnte. Der Drang, sich gehen zu lassen und ihn einfach zu küssen, ließ sich kaum noch unterdrücken.
    Sloane Carlisle hatte die Grenzen dessen, was in ihren
Kreisen als schicklich galt, noch niemals überschritten. Sie ging nur mit Männern aus, die sie kannte und die die Billigung ihrer Familie fanden, und sie schlief nie, unter keinen Umständen, mit dem erstbesten Fremden.
    Aber sie hatte schon immer einmal Neuland betreten wollen. Eine ganze Nacht durchmachen. Oder diesen unwiderstehlichen Mann verführen.
    Und da seine raue, heisere Stimme glühendes Verlangen in ihr auslöste, beschloss sie, ihre selbst auferlegte Zurückhaltung aufzugeben und sich kopfüber ins kalte Wasser zu stürzen.
    Sie atmete tief durch. Sein männlicher Duft vermischte sich auf berauschende Weise mit dem leichten Whiskygeruch in seinem Atem, und sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, wobei sie sich vorstellte, es wären die seinen.
    Seine Augen verdunkelten sich vor Erregung. »Also verfolgen wir beide denselben Kurs?«
    Die Bedeutung seiner Worte war unmissverständlich. Sloane legte ihre Hand über die seine und strich mit den Fingerspitzen über seine langen, kräftigen Finger.
    »Hinein ins Abenteuer«, bestätigte sie.
    Er stand auf, griff in seine Tasche und legte einen Zwanzigdollarschein auf die Theke. »Mein Hotel ist gleich um die Ecke.«
    Demnach war er ein Tourist. Umso besser. So bestand nicht die Gefahr, ihm nach dieser Nacht noch einmal über den Weg zu laufen. Sie erhob sich ebenfalls, ohne ihren Whisky auszutrinken.
    Sie brauchte sich keinen Mut anzutrinken. Sloane Wieimmer-auch-ihr-Nachname-lauten-mochte stand hundertprozentig zu ihrem gefassten Entschluss. Höchste Zeit, sich endlich einmal von einem Impuls leiten zu lassen und sich gegen
all die Dinge in ihrem Leben aufzulehnen, die sie so einengten.
    Sie griff nach seiner Hand. Morgen würde sie in die reale Welt zurückkehren. Heute Nacht wollte sie all das ausleben, wovon sie nur hatte träumen können, als sie sich noch für Senator Carlisles älteste Tochter gehalten hatte.

Zweites Kapitel
    Auf dem Weg zum Hotel blieb Sloane genug Zeit, um ihre Meinung zu ändern, aber sie war nicht so weit gegangen, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen. Der Mann neben ihr hielt ihre Hand fest umschlossen, und als sie das Hotelfoyer betraten, stellte sie fest, dass sich niemand nach ihnen umdrehte. Wenn sie sich nicht in Begleitung ihrer berühmten Eltern befand, schenkte kaum jemand in Washington ihr einen zweiten Blick.
    Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. In seinen Augen las sie dasselbe Verlangen, das auch von ihr Besitz ergriffen hatte. »Ich muss kurz etwas erledigen.« Er ließ sie einen Moment allein, um mit dem Mann an der Rezeption zu sprechen, dann kam er zurück.
    Ihr Herz hämmerte, als sie zum Fahrstuhl hinübergingen und sich die Türen hinter ihnen schlossen.
    Er blickte sie eindringlich an. »Ich bin heute Abend nicht losgezogen, um eine Frau aufzureißen, aber ...«, er zuckte die Achseln, als wüsste er nicht recht, wie er sich ausdrücken sollte,»... ich bin froh, dass ich dich getroffen habe.«
    Sie lächelte, weil sie nur zu gut verstand, was er meinte. Auch sie war nicht in diese Bar gegangen, weil sie auf der Suche nach einem One-Night-Stand gewesen war, sondern sie hatte nur ihre Sorgen eine Weile vergessen wollen. Aber nach
einem Blick in seine Augen war es um sie geschehen
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