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Für eine Nacht

Für eine Nacht

Titel: Für eine Nacht
Autoren: C Phillips
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als lauwarme Gefühle entgegengebracht hatte. Seit er vor wenigen Stunden aus dem Flugzeug gestiegen war, hatte sich ihm eine Welt eröffnet, in der sich ihm unzählige Möglichkeiten boten. Er wünschte, sie würde sich als eine davon erweisen.
    »Hier bitte, Kumpel.« Der Barkeeper schob ihm ein Glas hin. »Sie haben soeben die Verantwortung für die Dame übernommen«, sagte er, dann wandte er sich ab, denn die Bar hatte sich in der Zwischenzeit mit Gästen gefüllt.
    Sie schnippte eine lange kupferfarbene Haarsträhne von ihrer Schulter. »Ich kann auf mich selbst aufpassen.«

    »Davon bin ich überzeugt.« Chase hob sein Glas und wartete darauf, dass sie seinem Beispiel folgte. »Cheers.«
    Sie neigte den Kopf zur Seite. »Cheers. Nein, warten Sie. Es ist üblich, vor dem Trinken einen Toast auszubringen, und ich tue immer, was sich gehört. Auf ...« Sie hielt inne und nagte an ihrer vollen Unterlippe.
    Chase spürte, wie eine kribbelnde Erregung von ihm Besitz ergriff. Nichts wünschte er sich mehr, als diese prallen Lippen mit den seinen zu bedecken und ihren Mund ausgiebig zu erforschen. »Auf?«, drängte er.
    »Auf die schmutzigen Geheimnisse des Lebens.« Sie stieß mit ihm an.
    Das Klirren schien in ihm widerzuhallen wie der Kummer, der in ihrer Stimme mitschwang. »Ich bin ein guter Zuhörer«, sagte er und verwünschte sich im nächsten Moment für die unbedachte Bemerkung. Er wollte ihr nicht seine Freundschaft anbieten, sondern sein Bett.
    Noch nie hatte er sich auf den ersten Blick so stark zu einer Frau hingezogen gefühlt, noch nie so heftige Begierde empfunden. Er würde jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Nicht in der Nacht, die für ihn den Beginn eines neuen Lebens bedeutete. Zum Teufel mit seiner üblichen Vorsicht und Zurückhaltung. Es war an der Zeit, aus der Haut des alten Chase Chandler zu schlüpfen und endlich einmal seine Gefühle auszuleben.
    »Danke, aber ... mir ist nicht nach Reden zumute.« Das Flackern in ihren Augen verriet ihm, dass sie etwas anderes wollte. Von ihm.
    Er würde ihr diesen Wunsch mit Freuden erfüllen.
    Sloane starrte in die verführerischen blauen Augen des Fremden. Eine Frau konnte sich leicht in diesem ernsten, eindringlichen Blick verlieren. Tief in diesem Mann brannte ein
verborgenes Feuer; ein Feuer, das der Flamme in ihrem Inneren entsprach. Dem Wunsch, heute Nacht der Wirklichkeit zu entfliehen. Bei dem Gedanken an die Art dieser Flucht schien das Blut heißer durch ihre Adern zu strömen.
    Sie hob das Glas an die Lippen und nippte an der gelblichen Flüssigkeit, ohne den Blickkontakt abzubrechen. Da sie während ihrer Schulzeit mit ihrer Zimmergenossin schon Scotch getrunken hatte, war sie auf den scharfen Geschmack und das Brennen in der Kehle vorbereitet. Eine wohlige Wärme breitete sich in ihr aus, die aber mehr von den auf ihr ruhenden blauen Augen als von dem Getränk herrührte.
    Auch er hob sein Glas und trank einen Schluck, dabei spielte ein lockendes Lächeln um seine Lippen. Sie hatte gesagt, sie wäre nicht zum Reden aufgelegt. Offenbar respektierte er ihren Wunsch. Das gefiel ihr.
    Seine Augen wichen keinen Augenblick lang von ihrem Gesicht, und sie forschte in den blauen Tiefen, als könne sie darin die Antworten auf alle Fragen des Lebens finden. Vergebens natürlich. Solche Antworten bekam man eines Tages von Eltern, die ihren Kindern allzu lange Informationen vorenthielten. Sie zweifelte nicht daran, dass Michael Carlisle gemeint hatte, nur zu ihrem Besten zu handeln. Aber es fiel ihr schwer, jetzt noch an ihn als an ihren Vater zu denken. Genauso weh tat es, dies nicht zu tun.
    Wie alle Väter hatte er stets das Wohl seiner Mädchen über alles andere gestellt. In Sloanes Fall allerdings zu Unrecht, denn sie war ja gar nicht sein Mädchen. Und die Entscheidung, Sloane ihre wahre Herkunft zu verheimlichen, hätte nicht er treffen dürfen. Sie fragte sich, wie die Medien wohl reagieren würden, wenn durchsickerte, dass das Leben des perfekten Senators auf einer Lüge beruhte.

    Beinahe hätte sie laut aufgelacht. Sloane Carlisles Leben beruhte auf einer Lüge. Nein, Sloane war die Lüge. Und nun wusste sie weder, wer sie war, noch, wo sie hingehörte. Sie hatte es nie gewusst. Wenigstens verstand sie jetzt, warum dem so war.
    Sie verstand, warum sie von einem unbändigen Freiheitsdrang beherrscht wurde, während sich ihre Familie bereitwillig an die Regeln hielt, welche die Medien – und ab morgen der Secret Service – ihnen
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